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Gault Millau WeinGuide 2005: alle Ergebnisse im Überblick Archiv

„Jahrhundertjahrgang mit Licht und Schatten", so lautet das Fazit des Verkosterteams um die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne. Der »Winzer des Jahres 2005« kommt von der Ruwer, der Aufsteiger von der Nahe, die Entdeckung aus Baden und die »Kollektion des Jahres« aus dem Rheingau.

Die 2003er mussten das Etikett des Jahrhundertjahrgangs schon tragen, als die Trauben noch am Stock hingen, aber dieses Vorurteil machte die Arbeit der Gault Millau-Redaktion nicht leichter. Nach einem wahren Verkostungs-Marathon, beidem rund 10.000 Flaschen geöffnet und der Inhalt kritisch unter die Lupe genommen wurde, steht fest: Es gibt sie, die Jahrhundertweine. Doch bei weitem nicht alles, was 2003 gewachsen ist, kann diesen Anspruch erheben. Auf exakt 800 Seiten sind in der zwölften Ausgabe des Gault Millau WeinGuide nunmehr 512 Betriebe mit mindestens einer Traube verzeichnet, weitere 235 sind als empfehlenswert eingestuft. Und unter den rund 5.700 erwähnten Weinen ist manche Entdeckung zu machen.

»Es sind die nördlichen Anbaugebiete, die 2003 das Rennen gemacht haben. Noch nie hatten wir so viele hochwertige Auslesen und edelsüße Weine auf dem Tisch. Die meisten kamen von Mosel, Saar und Ruwer, aus dem Rheingau und auch von der Nahe«. Dies ist das Fazit der Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne nach einem halben Jahr intensiver Proben. Am Ende standen drei Riesling Trockenbeerenauslesen mit jeweils 100 Punkten und eine Riesling Auslese erstmals mit 99 Punkten. Niemals zuvor hat es ein solches Gedränge unter Deutschlands absoluten Spitzenweinen gegeben.

Doch neben so viel Glanz gab es auch reichlich Schatten. Vor allem die trockenen Weißweine, deren Erzeugung sich Deutschlands Spitzenwinzer in den letzten Jahren mit großem Erfolg gewidmet haben, mussten in 2003 einen Dämpfer einstecken. »Die große Hitze und Trockenheit hat oft plumpe und alkohollastige Weine ohne Frucht und Frische hervorgebracht. Hohe Mostgewichte allein machen eben noch keinen großen Wein« erklärten die Autoren Armin Diel und Joel Payne am Donnerstag bei der Vorstellung des erfolgreichsten deutschen Weinführers im Weingut Robert Weil in Kiedrich/Rheingau.

Dass die Bewertungen des Gault Millau WeinGuide auch über längere Zeit Bestand haben, zeigt die Verkostung »Zehn Jahre danach«, in der vor einer Dekade hoch dekorierte trockene Weine nochmals auf den Prüfstand kommen. »In aller Regel haben die Weine das gehalten, was wir den Weinfreunden vor zehn Jahren versprochen haben, die Besten zeigen sich noch in absolut guter Verfassung«, berichten die Autoren Armin Diel und Joel Payne. Gewinner ist in diesem Jahr das Weingut Georg Breuer in Rüdesheim, das gleich mit zwei Weinen an der Spitze lag. Zur Erinnerung an den vor einem halben Jahr verstorbenen Bernhard Breuer wird man in Zukunft die „Ten Years After-Trophy“ nach ihm benennen.

Zum »Winzer des Jahres« proklamiert die Gault Millau-Redaktion Christoph Tyrell vom Karthäuserhof in Trier-Eitelsbach. Damit würdigen die Herausgeber die außergewöhnlich erfolgreiche Aufbauarbeit eines Quereinsteigers, denn Christoph Tyrell ist von Haus aus Jurist. »Er hat den Betrieb in keinem guten Zustand übernommen und Beispielhaftes geleistet«, lobte Armin Diel den sympathischen Ruwer-Winzer. Der »Aufsteiger des Jahres« kommt erstmals von der Nahe. Es ist Tim Fröhlich aus Bockenau. »Das Weingut Schäfer-Fröhlich steht stellvertretend für jene Familienbetriebe, wo eine glückliche Zusammenarbeit der Generationen große Leistungen möglich macht«, erklärte Joel Payne während der Präsentation. Die »Entdeckung des Jahres« haben die Herausgeber in Baden gemacht. Fritz Waßmer vom gleichnamigen Weingut in Bad Krozingen-Schlatt überzeugte mit einer Kollektion, die ihm auf Anhieb zwei Trauben bescherte.

Der Ehrentitel »Kollektion des Jahres« geht in den Rheingau. Wilhelm Weil vom Weingut Robert Weil in Kiedrich stellte nicht nur grandiose fruchtige und edelsüße Weine vor, darunter gleich zwei mit der Traumnote 100. Auch das Erste Gewächs ist hier noch nie so gut gewesen. All das führte auch zur Rückkehr des Rheingauer Starwinzers in die 5-Trauben Kategorie der weltbesten Erzeuger. Jürgen Off und Günter Hübner von der Weinmanufaktur Untertürkheim in Württemberg zeichnen die Herausgeber des Gault Millau als »Gutsverwalter des Jahres« aus. Sie haben beispielhafte Aufbauarbeit geleistet, heißt es in der Laudatio. Zum »Sommelier des Jahres« wurde Christina Göbel vom Stuttgarter Restaurant »Speisemeisterei« gekürt. Sie führe die Geschmacksfülle der Speisen und die Aromenvielfalt der Weine mit großem Gespür zu perfekter Harmonie zusammen, hebt die Chefredaktion hervor. Schließlich geht der Titel »Weinkarte des Jahres« an das Restaurant im Hotel Louis C. Jacob in Hamburg, wo Master-Sommelier Hendrik Thoma und sein Team Weinkultur auf höchsten Niveau pflege.

Im neuen Gault Millau WeinGuide wird es dem Genießer noch einfacher gemacht, seinen Lieblingswein aus einer bestimmten Weinbergslage im Handumdrehen zu finden. Erstmals sind zudem die besten Lagen der einzelnen Anbaugebiete gelistet. Auf großes Interesse preisbewusster Weinfreunde stößt die Zusammenstellung der Betriebe mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben einer Liste der günstigsten Weißweine werden auch rote Schnäppchen verzeichnet. Zudem haben die Autoren die süffigsten Schoppenweine in der Literflasche aufgeführt – alles Wegweiser zu guter Qualität, die nicht die Welt kostet. Außerdem erleichtert ein Verzeichnis von Fachhändlern den Weg des Konsumenten zum deutschen Spitzenwein.

In neun Kategorien, wovon drei trockenen Weinen vorbehalten sind, listet der Gault Millau WeinGuide die besten Weißweine des Jahrgangs 2003 und die vorzüglichsten 2002er Rotweine Deutschlands auf. Die jeweiligen Gruppenbesten werden als »Siegerweine des Jahres« ausgezeichnet. Sie stammen viermal von der Mosel (bester halbtrockener Riesling, bester feinherber Riesling, beste Riesling Spätlese und beste Riesling Auslese), zweimal aus der Pfalz (bester Rotwein, bester weißer Burgunderwein), zweimal aus dem Rheingau (bester edelsüßer Weißwein und Riesling Classic), sowie einmal aus Rheinhessen (bester trockener Riesling). Von dort kommt auch der Lieblingssekt der Autoren.

Der Gault Millau WeinGuide steht in der kritischen Tradition des Gault Millau Reiseführers Deutschland, der seit fast einem Vierteljahrhundert die Köche das Fürchten lehrt und den Gourmets eine Fülle von neuen Entdeckungen beschert hat. Bei der Bewertung der Weingüter steht die Weinqualität an erster Stelle. Dabei kommt den Autoren ihre langjährige Berufserfahrung zugute: Armin Diel zählt seit zwei Jahrzehnten zu den bestreputierten Weinkritikern des Landes und führt seit 15 Jahren selbst ein Weingut an der Nahe. Joel Payne, der früher als hoch dekorierter Sommelier tätig war, schreibt seit Ende der 80er Jahre über die Weine der Welt.

Der WeinGuide dient außerdem als touristisches Nachschlagewerk. Er zeigt dem Reisenden die Routen zu den Gütern, indem er die Anfahrtswege beschreibt, Anschriften und Öffnungszeiten vermerkt, Hinweise auf Verkostungsmöglichkeiten, Vinotheken, Gutsausschank und Verkauf enthält. Jetzt lassen sich Reisen in die Anbaugebiete noch besser planen. Der WeinGuide druckt erstmals die Empfehlungen seiner Winzer über Hotels und Gasthöfe sowie Restaurants und Weinstuben in den Weinbaugebieten ab.



Die 13 deutschen Anbaugebiete im Überblick

Ahr: Jetzt ein Trio an der Spitze

Jahrelang bildeten Werner Näkel vom Weingut Meyer-Näkel und Wolfgang Hehle vom Weingut Deutzerhof das einsame Führungsduo dieses Anbaugebietes. Jetzt haben sie Gesellschaft bekommen. Die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide verliehen Gerhard Stodden vom Weingut Jean Stodden in Rech ebenfalls vier Trauben: Nachdem sie die überzeugende 2002er Kollektion dieses Gutes probiert hatten – von einem Jahrgang, der ansonsten nicht in die Geschichte eingehen wird. Zu stark wurde das durchaus beachtliche Qualitätspotential der Trauben durch Niederschläge zur Lesezeit verwässert.

Eine erstaunliche Entdeckung haben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne in dem nur 500 Hektar großen Anbaugebiet gemacht: Die ungeraden Jahrgänge sind hier mit großer Regelmäßigkeit die besten – und das gilt seit 1993, als die Region wohl erstmals ins Rampenlicht trat. Das Jahr 1995 brachte herzhafte, stoffige Weine, 1997 die vielleicht samtigsten Spätburgunder der 90er Jahre und 1999 eine erstaunliche Palette hochwertiger Früh- und Spätburgunder. Der Jahrgang 2001 war die bisherige Krönung dieser Erfolgsgeschichte. Und in den Fässern ruhen 2003er, von denen die Ahrwinzer schwärmen: Der Jahrgang verspricht opulente Weine in Hülle und Fülle.

Hinter den nunmehr drei führenden Gütern gibt es eine solide Verfolgergruppe: Dazu gehört das Weingut J. J. Adeneuer in Ahrweiler ebenso wie das Weingut Kreuzberg in Dernau und die Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr.

Insgesamt 16 Betriebe mit einer und mehr Trauben werden ausführlich besprochen, sieben weitere sind »empfehlenswert«. Erstmals den Sprung in den Traubenbereich schafften zwei Betriebe aus Bad Neuenahr-Ahrweiler: das Weingut Peter Lingen und die Maibachfarm. Weitere vier Erzeuger führt der WeinGuide in der Rubrik »empfehlenswert«.

Baden: Fritz Waßmer ist »Entdeckung des Jahres«

»Von der Sonne verwöhnt« – das galt im drittgrößten deutschen Anbaugebiet erst recht im trocken-heißen Jahrgang 2003. Die extreme Witterung ist am besten den Rotweinen bekommen. In den Fässern reifen außergewöhnliche Tropfen heran. Die Weißweine sind oft wuchtig und von mittlerer Dichte , haben die Autoren Armin Diel und Joel Payne bei ihren umfangreichen Tests festgestellt. Der Zusatz von Weinsäure habe sich hingegen kaum segensreich ausgewirkt. »Das rechte Maß wurde selten getroffen«, stellen die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide fest.

Die Rotweine des Jahrgangs 2002 hingegen erweisen sich in der Spitze als ausgesprochen gut. Baden stellt fünf der besten zehn Rotweine des Jahrgangs in ganz Deutschland. Vor allem die exzellenten Spätburgunder der Güter Franz Keller, Jakob Duijn, Bernhard Huber, Reinhold und Cornelia Schneider und Salwey erwiesen sich als fast unschlagbar. Dazu kommen die eher französisch anmutenden Rotweine von Fritz Waßmer in Krozingen-Schlatt, der »Entdeckung des Jahres« im Gault Millau WeinGuide.

In der Führungsetage des Anbaugebietes ist einiges in Bewegung gekommen. Das Weingut Bercher sowie Karl. H. Johner können ihre vier Trauben nicht verteidigen. Eindeutige Jahrgangssieger sind Reinhold und Cornelia Schneider sowie Bernhard Huber. Dr. Heger, Andreas Laible und Salwey bilden mit diesen zusammen das Spitzen-Quintett. Drei Trauben haben jetzt Freiherr Franckenstein und das Weingut Knab, während sich Bernd Hummel jetzt mit zwei Trauben schmücken darf. Sieben Neulinge haben den Sprung in die Traubenklasse geschafft, darunter zwei Genossenschaften: der Winzerverein Hagnau und die WG Oberbergen.

Insgesamt werden im neuen Gault Millau WeinGuide 78 Erzeuger aus Baden ausführlich dargestellt, weitere 34 Betriebe gelten als empfehlenswert.


Franken: Sauer und Fürst überzeugen

2003, vielerorts mit dem Prädikat »Jahrhundertjahrgang« versehen, wird in Franken nicht in die Geschichte eingehen. Diesmal war es nicht der für das einzige bayrische Anbaugebiet so typische Spätfrost, mit dem die Winzer zu kämpfen hatten, ganz im Gegenteil. Die glühende Sommerhitze und extreme Trockenheit führte »vielerorts zu voluminösen Weinen ohne jede Eleganz und ohne feinnervige Säure«, berichten die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide nach wochenlangen Verkostungen. Spitzen-Mostgewichte , wie sie teilweise seit 80 Jahren nicht höher gemessen worden waren, »sind eben noch lange kein Garant für Qualität«, lautet das Fazit von Armin Diel und Joel Payne.

Dennoch können Weinfreunde auch in diesem Jahrgang wieder sehr gute Weine ausfindig machen. Fündig werden sie dabei in jedem Fall bei Horst Sauer in Escherndorf, der eine ebenso erfreuliche Kollektion präsentierte wie Paul Fürst in Bürgstadt. Zusammen mit Schloss Castell formen diese Güter die Qualitätsspitze in Franken. Ihnen folgen zehn Betriebe mit drei Trauben. In die Gruppe der Zwei-Trauben-Güter ist das Weingut Hofmann aus Röttingen im Taubertal vorgedrungen, das zunehmenden Ehrgeiz entwickelt. Neu in der Traubenklasse ist das Weingut Günther Bardorf, das eine rundum überzeugende Kollektion vorweisen konnte.

Insgesamt werden 44 Güter und ihre Weine im neuen Gault Millau WeinGuide ausführlich vorgestellt, 20 weitere schafften die Aufnahme in die Rubrik der empfehlenswerten Betriebe.


Hessische Bergstraße: Genossen punkten mit Rotwein

Mit einem Prädikatsweinanteil von mehr als 90 Prozent steht das kleine Anbaugebiet zwischen Darmstadt und Heidelberg im Jahrgang 2003 an der Spitze in Deutschland. »Dennoch überzeugen die einzelnen Weine nur bedingt«, haben die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide festgestellt. Vor allem die trockenen Weine lassen nach Auffassung von Armin Diel und Joel Payne einiges an Eleganz vermissen. Doch die edelsüßen Spitzenweine gehören zum Feinsten, was die Autoren in diesem Gebiet je probiert haben.

Die Hierarchie der Spitzenbetriebe an der Hessischen Bergstraße präsentiert sich wie im Vorjahr. Nach wie vor gibt das Staatsweingut den Ton an. Mit gebührendem Abstand folgen das Weingut Simon-Bürkle sowie das der Stadt Bensheim. Die meisten der vielen zerklüfteten Weinberge werden aber von Feierabendwinzern beackert und von der örtlichen Winzergenossenschaft, bei weitem größter Erzeuger der Region, vermarktet, der bereits im Jahrgang 2002 eine gute Leistung brachte. Zur Feier des 100-jährigen Bestehens hat sich die Qualität im Jahrgang 2003 noch mal gesteigert. Selbst mit den Rotweinen können die Genossen mittlerweile punkten.

Das Weingut Rothweiler in Bensheim rundet das kleine Feld der fünf Betriebe in der Traubenklasse ab. Zwei weitere sind als empfehlenswert eingestuft.


Mittelrhein: Auslesen in der Literflasche

Die Steillagen rechts und links des Mittelrheins haben besonders unter der Dürre im Jahrgang 2003 gelitten. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide diesmal besonders viele gestresste trockene Weine aus dem kleinen Gebiet zwischen Bingen und Bonn probierten. Dabei hatten viele Weingüter Rekorde zu verzeichnen. Mancher Winzer brachte Trauben unter einem Mostgewicht von 90 Grad Öchsle gar nicht erst nach Hause und andere füllten Weine in Auslesequalität sogar in Literflaschen ab. Doch so richtig können sich Armin Diel und Joel Payne für den Jahrgang nicht begeistern: »Es fehlt einfach die animierende, fruchtig-frische Art, wie sie typisch für den Jahrgang 2002 war.«

Einzig der ehrgeizige und qualitätsbesessene Winzer Florian Weingart aus Spay konnte die Herausgeber mit seiner Kollektion überzeugen. Seine fulminante Trockenbeerenauslese aus dem Bopparder Hamm gehört zu den zehn besten edelsüßen Weinen des Jahrgangs. Hinter dem alleinigen Anführer mit vier Trauben folgt eine Gruppe von vier Spitzenwinzern: die beiden Bacharacher Güter Jost und Ratzenberger sowie aus dem Bopparder Bereich Didinger und Müller. Auch das Weingut August Perll hält noch Anschluss.

Alles in allem bleibt das von etwa 450 Hektar Steillagen geprägte romantische Rheintal in den Händen von einigen leistungsfähigen Familienbetrieben, wovon der neue Gault Millau WeinGuide 19 in der Traubenklasse vorstellt. Dazu kommt immerhin noch ein Dutzend »weitere empfehlenswerte Betriebe«.


Mosel-Saar-Ruwer: »Winzer des Jahres« von der Ruwer

Christoph Tyrell aus Trier-Eitelsbach an der Ruwer ist »Winzer des Jahres«. »Vor 20 Jahren bewahrte er den Karthäuserhof vor dem sicheren Niedergang und entwickelte ihn hernach zu einem Vorzeigegut. Neben den hinreißend fruchtigen Auslesen sind seine trockenen Rieslinge von besonderer Güte« loben die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide die außergewöhnliche Leistung Tyrells. Er ist der sechste Würdenträger von Mosel, Saar und Ruwer. Damit stammt die Hälfte der »Winzer des Jahres« in 12 Jahren aus diesem Anbaugebiet.

Wenn man den Jahrhundertjahrgang 2003 sucht, kann man sicherlich einige Exemplare an Mosel, Saar und Ruwer finden, die dieses Etikett verdienen, ist das Fazit der Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne nach der Verkostung vieler hundert Proben. Vor allem einige Riesling Spät- und Auslesen sind die besten Botschafter dieses Jahrgangs. Erstmals zeichnete die Redaktion eine »Auslese des Jahres« mit 99 Punkten aus: von Egon Müllers Scharzhof an der Saar. Und das Weingut Joh. Jos. Prüm in Wehlen scheint schon auf die beste Spätlese des Jahrgangs abonniert zu sein: Wieder einmal nahm eine Wehlener Sonnenuhr die hohe Hürde. Bei den Riesling Spätlesen sind sieben in der Top Ten von Mosel, Saar und Ruwer, unter die zehn besten Auslesen des Jahrgangs schafften es immerhin sechs Weine von dort.

Auch die Ehrenpreise beim halbtrockenen Riesling gehen in das Anbaugebiet zwischen Koblenz und Saarburg. Heymann-Löwenstein in Wiltingen und der St. Urbans-Hof in Leiwen stellen die besten Rieslinge des Jahres im klassisch halbtrockenen und feinherben Stil.

Die Gebiets-Pyramide der Spitzenbetriebe ist oben unverändert. Vier Weltklasse-Güter haben fünf Trauben, immerhin zehn bringen es auf vier Trauben und gehören damit zu Deutschlands Elite. Die Gruppe der Drei-Trauben-Betriebe wurde um fünf Aufsteiger verstärkt. Zudem begrüßen die Autoren drei Neulinge in der Traubenklasse. Insgesamt 97 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und Ruwer ausführlich besprochen, soviel wie in keiner anderen deutschen Weinregion. Dazu kommen 23 als empfehlenswert eingestufte Güter.


Nahe: Schäfer-Fröhlich ist »Aufsteiger des Jahres«

Der »Aufsteiger des Jahres« kommt diesmal von der Nahe. Titelträger ist das Weingut Schäfer-Fröhlich in Bockenau. Jungwinzer Tim Fröhlich »steht für das zielstrebige Zusammenwirken einer engagierten Winzerfamilie, wobei das gesamte Sortiment beeindruckt: Hochwertige Burgunderweine ergänzen Rieslinge der Extraklasse«, finden die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.

Auch an der Nahe kann man in 2003 mit Fug und Recht von einem großen Jahrgang sprechen. Vor allem die Spätlesen und die edelsüßen Weine konnten die Autoren begeistern. Doch auch die »Großen Gewächse« können überzeugen. »Mit Crusius, Diel, Dönnhoff und Prinz zu Salm-Dalberg haben gleich vier Spitzenbetriebe ihren besten trockenen Riesling seit Jahren produziert«, stellen die Autoren fest. Darüber hinaus war für die Redaktion Dönnhoffs Parade an Spätlesen faszinierend. Der Oberhäuser Winzer lag in 2003 leicht vor Emrich-Schönleber in Monzingen, mit dem zusammen er das Gebiet anführt. Auf vier Trauben bringt es jetzt Schäfer-Fröhlich. Ausgezeichnete Kollektionen probierten die Herausgeber des WeinGuide auch bei Crusius in Traisen, bei Joh. Bapt. Schäfer in Burg Layen, der erneut einen tollen Classic Riesling zeigte, und bei Schweinhardt in Langenlonsheim, der die dritte Traube zurückerobert. Neu in der Traubenriege ist das Weingut Adelseck aus Münster-Sarmsheim.

Insgesamt 34 Betriebe haben die Autoren ausführlich beschrieben und deren Weine bewertet, 17 weitere werden empfohlen. Auf eine Bewertung des Schlossgutes Diel in Burg Layen wird aus nahe liegenden Gründen verzichtet.


Pfalz: Südpfalz vor den Traditionsbetrieben

Die Pfalz, die in den vergangenen Jahren oft die besten trockenen Rieslinge Deutschlands gestellt hat, legte in dieser Kategorie im Jahrgang 2003 erst mal eine Pause ein. »Insbesondere in den traditionellen Riesling Spitzenlagen zwischen Neustadt und Wachenheim war es in diesem extrem trockenen Jahr sehr schwierig, an die guten Vorjahresqualitäten anzuknüpfen«, haben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne nach zahllosen Verkostungen ermittelt. Ausnahmen bilden die Weingüter Knipser in Laumersheim und Bürklin-Wolf in Wachenheim, die am besten mit diesem Jahrgang zurechtgekommen sind.

Zu dieser Spitzengruppe gehört auch Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen, der den besten trockenen Weißen Burgunder des Jahrgangs 2003 stellt. Und auch beim 2002er Rotwein hatte die Pfalz wieder die Nase vorn. Friedrich Becker aus Schweigen stellt zum zweiten Mal in Folge den »Rotwein des Jahres« mit seinem Blauen Spätburgunder Tafelwein »Res.«. Überhaupt scheint die Südpfalz diesmal überlegen zu sein. Einige junge Kellermeister servierten den Herausgebern wirklich überzeugende Weine. Dazu gehören der Ullrichshof und der Immengarten-Hof, beide in Maikammer, Karl Pfaffmann in Walsheim und Familie Kranz in Ilbesheim. Und was den Autoren noch aufgefallen ist: Die Bukettsorten sind in der Pfalz in 2003 ausgezeichnet geraten. Der Gewürztraminer brachte die meisten positiven Überraschungen.

Insgesamt zählen die Autoren 78 Erzeuger zur Gebietsspitze, darunter drei Neulinge, und widmen ihnen mindestens eine Seite. Außerdem werden 35 weitere Betriebe empfohlen.


Rheingau: Weil hat die »Kollektion des Jahres«

Für viele Winzer im Rheingau steht der Jahrgang 2003 in einer Reihe mit den legendären Vorgängern aus 1971, 1959, 1945, 1937 und 1921. Zu Recht, finden die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne: »Der trockenste Sommer seit Menschengedenken bescherte den Rheingauer Winzern geradezu ein Füllhorn edelsüßer Rieslinge. Kaum ein Betrieb, der etwas auf sich hält, der 2003 keine Beeren- oder Trockenbeerenauslese vorweisen kann, und zwar in einer Klarheit und Güte, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gab.« Dies schlägt sich nieder in den Spitzenreiter-Listen. Fünf der zehn besten edelsüßen 2003er Weißweine stammen aus den Weinbergen zwischen Hochheim und Lorch.

Dabei schoss das Weingut Robert Weil in Kiedrich eindeutig den Vogel ab. Das Team um Wilhelm Weil stellt nicht nur den Sieger dieser Königsklasse, sondern mit einer zweiten Trockenbeerenauslese belegt es auch Rang drei –und beide Weine haben die Traumnote von 100 Punkten, bislang einmalig im Gault Millau WeinGuide. Da Weil auch mit einem tollen Ersten Gewächs überzeugte und weitere Spitzenweine vorzeigen kann, wurde ihm nicht nur die Auszeichnung »Kollektion des Jahres« zugesprochen, sondern auch die fünfte Traube zurückgegeben.

Doch auch andere Rheingauer Weingüter punkteten. So stellt diesmal das Oestricher Weingut Querbach den besten Riesling Classic Wein des Jahrgangs. Und das Rüdesheimer Weingut Georg Breuer überzeugt mit den beiden besten Rieslingen in der Kategorie »Zehn Jahre danach«. Um jeweils eine Kategorie verbesserten sich die Weingüter Fürst Löwenstein (von zwei auf nunmehr drei Trauben), Altenkirch, Corvers-Kauter und Schloss Reinhartshausen (von einer auf jetzt zwei Trauben). Erstmals in der Hitliste der besten Betriebe erscheinen das Weingut Lamm-Jung in Erbach, das Weingut des Bistums Limburg in Rüdesheim und das Weingut Schamari-Mühle.

Im neuen Gault Millau WeinGuide werden 49 Güter und ihre Weine ausführlich vorgestellt. 11 weitere empfehlenswerte Betriebe runden das Angebot aus dieser Region ab.


Rheinhessen: Keller hat den besten trockenen Riesling

Auf Rheinhessens Spitzenbetriebe ist Verlass. Auch im Jahrgang 2003 war es vor allen Dingen wieder das Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim, das eine ganze Reihe von Ausnahmeweinen in den deutschen Bestenlisten platzieren konnte. Größter Erfolg der ehrgeizigen Weinmacher Klaus und Klaus-Peter Keller ist der »Trockene Riesling des Jahres«, der 2003er G-Max, der die Konkurrenz aus allen anderen Regionen hinter sich ließ. Doch auch bei den weißen Burgundersorten mischten die Rheinhessen dieses Mal munter mit. Unter die besten Zehn kamen gleich zwei Weißburgunder (einmal Keller, einmal Wittmann in Westhofen) und ein Chardonnay, ebenfalls von Wittmann.

Doch damit ist die Erfolgsgeschichte noch nicht komplett, denn Rheinhessen stellt im neuen WeinGuide auch den Lieblingssekt der Herausgeber Armin Diel und Joel Payne. Der Blanc de Noir Brut Prestige des Sekthauses Raumland in Flörsheim-Dalsheim konnte die kritischen Prüfer vollauf überzeugen.

An der Spitze der Gebiets-Pyramide steht unangefochten das Weingut Keller. Als einzige können derzeit das Weingut Wittmann und auch Gunderloch in Nackenheim mithalten. In die Drei-Trauben-Kategorie ist das Siefersheimer Weingut Wagner-Stempel aufgestiegen. Gleich fünf Betriebe schafften den Sprung in die Zwei-Trauben-Etage. Die große Zahl der Talente dokumentieren fünf Neulinge, die sich erstmals mit einer Traube schmücken dürfen. Insgesamt 52 Trauben-Betriebe werden ausführlich beschrieben. Unerschöpflich scheint das Reservoir im rheinhessischen Rebenmeer zu sein. Allein 45 weitere Betriebe werden als »empfehlenswert« eingestuft.


Saale-Unstrut: Pawis setzt sich an die Spitze

Das Weingut Pawis in Freyburg hat im Jahrgang 2003 seine führende Stellung an Saale und Unstrut ausgebaut. »Alle Weine haben Klasse, einzelne , wie die »Großen Gewächse«, können auch bundesweit bestehen«, stellen die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne fest. Pawis, so lautet ihr Fazit, steht heute gefolgt von dem Bad Kösener Gut Lützkendorf allein an der Spitze des nördlichsten Weinbaugebietes in Europa.

Der Jahrgang 2003 brachte dem Gebiet einige Spitzenweine, aber vor allem auch solide Alltagstropfen. Der außergewöhnlich trockene und heiße Sommer führte zu einer geschmacklichen Vielfalt und Ausprägung, wie man sie bisher hier nicht kannte. Hinter Pawis und Lützkendorf rangieren Klaus Böhme aus Kirchscheidungen und der Winzerhof Gussek in Naumburg. Neu mit einer Traube ist das Thüringer Weingut Bad Sulza. Weitere acht Betriebe halten die Autoren für empfehlenswert.


Sachsen: Hier ist Großes gelungen

Der Jahrgang 2003 hat im östlichsten Anbaugebiet Deutschlands gute Früchte getragen. Die Weine des Weingutes Schloss Proschwitz zum Beispiel zeigen sich noch nicht in all ihren Facetten, trotzdem ist hier Großes gelungen, haben die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, bei ihren kritischen Verkostungen festgestellt. Sie verweisen auf eine mustergültige Traminer Auslese aus der Seußlitzer Heinrichsburg. Überhaupt konnte diese alte Qualitätssorte vom Jahrgang 2003 besonders profitieren. Klaus Zimmerling hat weiter Boden gut gemacht und mit seinen 2003er Weinen die wohl beste Kollektion seines Schaffens erzeugt. Beide Betriebe führen die Bestenliste an.

Als Entdeckung im gesamten Osten kann ohne Vorbehalte Martin Schwarz gelten, der sein Können schon seit Jahren als Kellermeister auf Schloss Proschwitz unter Beweis stellt, und nun mit einer eigenen Kollektion für Furore sorgt. Einzig das Sächsische Staatsweingut sucht noch nach dem rechten Weg. Das Potenzial an erstklassigen Weinbergen ist zwar vorhanden, doch die Strukturreformen greifen erst langsam. Neben diesen vier führenden werden weitere sechs Betriebe im neuen Gault Millau WeinGuide als empfehlenswert notiert.


Württemberg: Auszeichnung für Weinmanufaktur Untertürkheim

Mit dem Ehrentitel »Gutsverwalter des Jahres« honoriert die Redaktion des Gault Millau WeinGuide die großen Anstrengungen der Weinmanufaktur Untertürkheim. In ihrer Laudatio auf Jürgen Off und Günter Hübner schreiben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne: »In wenigen Jahren machten sie aus einer biederen Genossenschaft eine der modernsten Kooperativen Deutschlands. Ihrem Erfolg liegt ein konsequentes Qualitätsmanagement zugrunde.« Württemberg ist mit rund 75 Prozent der Erzeugung das Land der Genossenschaften, doch konnten nur wenige Kooperativen bislang ihr Qualitätspotenzial ausschöpfen.

An der Spitze im Ländle stehen nach wie vor zwei Vier-Trauben-Betriebe: Aldinger in Fellbach und Dautel in Bönnigheim. Drei Trauben können jetzt acht Weingüter vorweisen, nachdem Rainer Schnaitmann aus Fellbach aufgerückt ist. Diesem großen Talent, das die wohl beste Kollektion des Jahrgangs präsentierte, attestieren die Autoren eine erfolgreiche Zukunft.

Im Allgemeinen kamen die Wengerter nicht so gut mit dem Jahrgang 2003 zurecht. Vor allem der Riesling hat unter der großen Hitze stark gelitten. Und der stellt im Rotweinland Württemberg immerhin ein Fünftel der Reben. Knapp zwei Drittel der Rebfläche im Ländle ist mit roten Trauben bestockt. Vom Jahrgang 2002 haben die Verkoster einige interessante Spitzengewächse probieren können.

Die Autoren stellen die 31 besten Betriebe des Anbaugebietes ausführlich mitsamt ihren Weinen vor und geben 18 weitere Empfehlungen, die oft zu interessanten und noch immer preiswerten Weinen führen.

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Gault Millau WeinGuide Deutschland 2005
12. Jahrgang, 800 Seiten
29 Euro
ISBN 3-88472-650-1
Christian Verlag, München

Die 2003er mussten das Etikett des Jahrhundertjahrgangs schon tragen, als die Trauben noch am Stock hingen, aber dieses Vorurteil machte die Arbeit der Gault Millau-Redaktion nicht leichter. Nach einem wahren Verkostungs-Marathon, beidem rund 10.000 Flaschen geöffnet und der Inhalt kritisch unter die Lupe genommen wurde, steht fest: Es gibt sie, die Jahrhundertweine. Doch bei weitem nicht alles, was 2003 gewachsen ist, kann diesen Anspruch erheben. Auf exakt 800 Seiten sind in der zwölften Ausgabe des Gault Millau WeinGuide nunmehr 512 Betriebe mit mindestens einer Traube verzeichnet, weitere 235 sind als empfehlenswert eingestuft. Und unter den rund 5.700 erwähnten Weinen ist manche Entdeckung zu machen.

»Es sind die nördlichen Anbaugebiete, die 2003 das Rennen gemacht haben. Noch nie hatten wir so viele hochwertige Auslesen und edelsüße Weine auf dem Tisch. Die meisten kamen von Mosel, Saar und Ruwer, aus dem Rheingau und auch von der Nahe«. Dies ist das Fazit der Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne nach einem halben Jahr intensiver Proben. Am Ende standen drei Riesling Trockenbeerenauslesen mit jeweils 100 Punkten und eine Riesling Auslese erstmals mit 99 Punkten. Niemals zuvor hat es ein solches Gedränge unter Deutschlands absoluten Spitzenweinen gegeben.

Doch neben so viel Glanz gab es auch reichlich Schatten. Vor allem die trockenen Weißweine, deren Erzeugung sich Deutschlands Spitzenwinzer in den letzten Jahren mit großem Erfolg gewidmet haben, mussten in 2003 einen Dämpfer einstecken. »Die große Hitze und Trockenheit hat oft plumpe und alkohollastige Weine ohne Frucht und Frische hervorgebracht. Hohe Mostgewichte allein machen eben noch keinen großen Wein« erklärten die Autoren Armin Diel und Joel Payne am Donnerstag bei der Vorstellung des erfolgreichsten deutschen Weinführers im Weingut Robert Weil in Kiedrich/Rheingau.

Dass die Bewertungen des Gault Millau WeinGuide auch über längere Zeit Bestand haben, zeigt die Verkostung »Zehn Jahre danach«, in der vor einer Dekade hoch dekorierte trockene Weine nochmals auf den Prüfstand kommen. »In aller Regel haben die Weine das gehalten, was wir den Weinfreunden vor zehn Jahren versprochen haben, die Besten zeigen sich noch in absolut guter Verfassung«, berichten die Autoren Armin Diel und Joel Payne. Gewinner ist in diesem Jahr das Weingut Georg Breuer ~erzeuger~39~ in Rüdesheim, das gleich mit zwei Weinen an der Spitze lag. Zur Erinnerung an den vor einem halben Jahr verstorbenen Bernhard Breuer wird man in Zukunft die ?Ten Years After-Trophy? nach ihm benennen.

Zum »Winzer des Jahres« proklamiert die Gault Millau-Redaktion Christoph Tyrell vom Karthäuserhof in Trier-Eitelsbach ~erzeuger~79~. Damit würdigen die Herausgeber die außergewöhnlich erfolgreiche Aufbauarbeit eines Quereinsteigers, denn Christoph Tyrell ist von Haus aus Jurist. »Er hat den Betrieb in keinem guten Zustand übernommen und Beispielhaftes geleistet«, lobte Armin Diel den sympathischen Ruwer-Winzer. Der »Aufsteiger des Jahres« kommt erstmals von der Nahe. Es ist Tim Fröhlich aus Bockenau. »Das Weingut Schäfer-Fröhlich ~erzeuger~111~ steht stellvertretend für jene Familienbetriebe, wo eine glückliche Zusammenarbeit der Generationen große Leistungen möglich macht«, erklärte Joel Payne während der Präsentation. Die »Entdeckung des Jahres« haben die Herausgeber in Baden gemacht. Fritz Waßmer vom gleichnamigen Weingut in Bad Krozingen-Schlatt überzeugte mit einer Kollektion, die ihm auf Anhieb zwei Trauben bescherte.

Der Ehrentitel »Kollektion des Jahres« geht in den Rheingau. Wilhelm Weil vom Weingut Robert Weil ~erzeuger~152~ in Kiedrich stellte nicht nur grandiose fruchtige und edelsüße Weine vor, darunter gleich zwei mit der Traumnote 100. Auch das Erste Gewächs ist hier noch nie so gut gewesen. All das führte auch zur Rückkehr des Rheingauer Starwinzers in die 5-Trauben Kategorie der weltbesten Erzeuger. Jürgen Off und Günter Hübner von der Weinmanufaktur Untertürkheim ~erzeuger~590~ in Württemberg zeichnen die Herausgeber des Gault Millau als »Gutsverwalter des Jahres« aus. Sie haben beispielhafte Aufbauarbeit geleistet, heißt es in der Laudatio. Zum »Sommelier des Jahres« wurde Christina Göbel vom Stuttgarter Restaurant »Speisemeisterei« gekürt. Sie führe die Geschmacksfülle der Speisen und die Aromenvielfalt der Weine mit großem Gespür zu perfekter Harmonie zusammen, hebt die Chefredaktion hervor. Schließlich geht der Titel »Weinkarte des Jahres« an das Restaurant im Hotel Louis C. Jacob in Hamburg, wo Master-Sommelier Hendrik Thoma und sein Team Weinkultur auf höchsten Niveau pflege.

Im neuen Gault Millau WeinGuide wird es dem Genießer noch einfacher gemacht, seinen Lieblingswein aus einer bestimmten Weinbergslage im Handumdrehen zu finden. Erstmals sind zudem die besten Lagen der einzelnen Anbaugebiete gelistet. Auf großes Interesse preisbewusster Weinfreunde stößt die Zusammenstellung der Betriebe mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben einer Liste der günstigsten Weißweine werden auch rote Schnäppchen verzeichnet. Zudem haben die Autoren die süffigsten Schoppenweine in der Literflasche aufgeführt ? alles Wegweiser zu guter Qualität, die nicht die Welt kostet. Außerdem erleichtert ein Verzeichnis von Fachhändlern den Weg des Konsumenten zum deutschen Spitzenwein.

In neun Kategorien, wovon drei trockenen Weinen vorbehalten sind, listet der Gault Millau WeinGuide die besten Weißweine des Jahrgangs 2003 und die vorzüglichsten 2002er Rotweine Deutschlands auf. Die jeweiligen Gruppenbesten werden als »Siegerweine des Jahres« ausgezeichnet. Sie stammen viermal von der Mosel (bester halbtrockener Riesling, bester feinherber Riesling, beste Riesling Spätlese und beste Riesling Auslese), zweimal aus der Pfalz (bester Rotwein, bester weißer Burgunderwein), zweimal aus dem Rheingau (bester edelsüßer Weißwein und Riesling Classic), sowie einmal aus Rheinhessen (bester trockener Riesling). Von dort kommt auch der Lieblingssekt der Autoren.

Der Gault Millau WeinGuide steht in der kritischen Tradition des Gault Millau Reiseführers Deutschland, der seit fast einem Vierteljahrhundert die Köche das Fürchten lehrt und den Gourmets eine Fülle von neuen Entdeckungen beschert hat. Bei der Bewertung der Weingüter steht die Weinqualität an erster Stelle. Dabei kommt den Autoren ihre langjährige Berufserfahrung zugute: Armin Diel zählt seit zwei Jahrzehnten zu den bestreputierten Weinkritikern des Landes und führt seit 15 Jahren selbst ein Weingut an der Nahe. Joel Payne, der früher als hoch dekorierter Sommelier tätig war, schreibt seit Ende der 80er Jahre über die Weine der Welt.

Der WeinGuide dient außerdem als touristisches Nachschlagewerk. Er zeigt dem Reisenden die Routen zu den Gütern, indem er die Anfahrtswege beschreibt, Anschriften und Öffnungszeiten vermerkt, Hinweise auf Verkostungsmöglichkeiten, Vinotheken, Gutsausschank und Verkauf enthält. Jetzt lassen sich Reisen in die Anbaugebiete noch besser planen. Der WeinGuide druckt erstmals die Empfehlungen seiner Winzer über Hotels und Gasthöfe sowie Restaurants und Weinstuben in den Weinbaugebieten ab.



Die 13 deutschen Anbaugebiete im Überblick

Ahr: Jetzt ein Trio an der Spitze

Jahrelang bildeten Werner Näkel vom Weingut Meyer-Näkel ~erzeuger~13~ und Wolfgang Hehle vom Weingut Deutzerhof ~erzeuger~42~ das einsame Führungsduo dieses Anbaugebietes. Jetzt haben sie Gesellschaft bekommen. Die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide verliehen Gerhard Stodden vom Weingut Jean Stodden ~erzeuger~45~ in Rech ebenfalls vier Trauben: Nachdem sie die überzeugende 2002er Kollektion dieses Gutes probiert hatten ? von einem Jahrgang, der ansonsten nicht in die Geschichte eingehen wird. Zu stark wurde das durchaus beachtliche Qualitätspotential der Trauben durch Niederschläge zur Lesezeit verwässert.

Eine erstaunliche Entdeckung haben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne in dem nur 500 Hektar großen Anbaugebiet gemacht: Die ungeraden Jahrgänge sind hier mit großer Regelmäßigkeit die besten ? und das gilt seit 1993, als die Region wohl erstmals ins Rampenlicht trat. Das Jahr 1995 brachte herzhafte, stoffige Weine, 1997 die vielleicht samtigsten Spätburgunder der 90er Jahre und 1999 eine erstaunliche Palette hochwertiger Früh- und Spätburgunder. Der Jahrgang 2001 war die bisherige Krönung dieser Erfolgsgeschichte. Und in den Fässern ruhen 2003er, von denen die Ahrwinzer schwärmen: Der Jahrgang verspricht opulente Weine in Hülle und Fülle.

Hinter den nunmehr drei führenden Gütern gibt es eine solide Verfolgergruppe: Dazu gehört das Weingut J. J. Adeneuer ~erzeuger~662~ in Ahrweiler ebenso wie das Weingut Kreuzberg ~erzeuger~183~ in Dernau und die Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr ~erzeuger~184~.

Insgesamt 16 Betriebe mit einer und mehr Trauben werden ausführlich besprochen, sieben weitere sind »empfehlenswert«. Erstmals den Sprung in den Traubenbereich schafften zwei Betriebe aus Bad Neuenahr-Ahrweiler: das Weingut Peter Lingen und die Maibachfarm. Weitere vier Erzeuger führt der WeinGuide in der Rubrik »empfehlenswert«.

Baden: Fritz Waßmer ist »Entdeckung des Jahres«

»Von der Sonne verwöhnt« ? das galt im drittgrößten deutschen Anbaugebiet erst recht im trocken-heißen Jahrgang 2003. Die extreme Witterung ist am besten den Rotweinen bekommen. In den Fässern reifen außergewöhnliche Tropfen heran. Die Weißweine sind oft wuchtig und von mittlerer Dichte , haben die Autoren Armin Diel und Joel Payne bei ihren umfangreichen Tests festgestellt. Der Zusatz von Weinsäure habe sich hingegen kaum segensreich ausgewirkt. »Das rechte Maß wurde selten getroffen«, stellen die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide fest.

Die Rotweine des Jahrgangs 2002 hingegen erweisen sich in der Spitze als ausgesprochen gut. Baden stellt fünf der besten zehn Rotweine des Jahrgangs in ganz Deutschland. Vor allem die exzellenten Spätburgunder der Güter Franz Keller ~erzeuger~421~, Jakob Duijn~erzeuger~394~, Bernhard Huber ~erzeuger~414~, Reinhold und Cornelia Schneider ~erzeuger~7~ und Salwey ~erzeuger~6~ erwiesen sich als fast unschlagbar. Dazu kommen die eher französisch anmutenden Rotweine von Fritz Waßmer in Krozingen-Schlatt, der »Entdeckung des Jahres« im Gault Millau WeinGuide.

In der Führungsetage des Anbaugebietes ist einiges in Bewegung gekommen. Das Weingut Bercher ~erzeuger~47~ sowie Karl. H. Johner ~erzeuger~4~ können ihre vier Trauben nicht verteidigen. Eindeutige Jahrgangssieger sind Reinhold und Cornelia Schneider sowie Bernhard Huber. Dr. Heger ~erzeuger~3~ , Andreas Laible ~erzeuger~5~ und Salwey bilden mit diesen zusammen das Spitzen-Quintett. Drei Trauben haben jetzt Freiherr Franckenstein ~erzeuger~406~ und das Weingut Knab ~erzeuger~423~, während sich Bernd Hummel jetzt mit zwei Trauben schmücken darf. Sieben Neulinge haben den Sprung in die Traubenklasse geschafft, darunter zwei Genossenschaften: der Winzerverein Hagnau und die WG Oberbergen.

Insgesamt werden im neuen Gault Millau WeinGuide 78 Erzeuger aus Baden ausführlich dargestellt, weitere 34 Betriebe gelten als empfehlenswert.


Franken: Sauer und Fürst überzeugen

2003, vielerorts mit dem Prädikat »Jahrhundertjahrgang« versehen, wird in Franken nicht in die Geschichte eingehen. Diesmal war es nicht der für das einzige bayrische Anbaugebiet so typische Spätfrost, mit dem die Winzer zu kämpfen hatten, ganz im Gegenteil. Die glühende Sommerhitze und extreme Trockenheit führte »vielerorts zu voluminösen Weinen ohne jede Eleganz und ohne feinnervige Säure«, berichten die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide nach wochenlangen Verkostungen. Spitzen-Mostgewichte , wie sie teilweise seit 80 Jahren nicht höher gemessen worden waren, »sind eben noch lange kein Garant für Qualität«, lautet das Fazit von Armin Diel und Joel Payne.

Dennoch können Weinfreunde auch in diesem Jahrgang wieder sehr gute Weine ausfindig machen. Fündig werden sie dabei in jedem Fall bei Horst Sauer ~erzeuger~123~ in Escherndorf, der eine ebenso erfreuliche Kollektion präsentierte wie Paul Fürst in Bürgstadt. Zusammen mit Schloss Castell formen diese Güter die Qualitätsspitze in Franken. Ihnen folgen zehn Betriebe mit drei Trauben. In die Gruppe der Zwei-Trauben-Güter ist das Weingut Hofmann aus Röttingen im Taubertal vorgedrungen, das zunehmenden Ehrgeiz entwickelt. Neu in der Traubenklasse ist das Weingut Günther Bardorf, das eine rundum überzeugende Kollektion vorweisen konnte.

Insgesamt werden 44 Güter und ihre Weine im neuen Gault Millau WeinGuide ausführlich vorgestellt, 20 weitere schafften die Aufnahme in die Rubrik der empfehlenswerten Betriebe.


Hessische Bergstraße: Genossen punkten mit Rotwein

Mit einem Prädikatsweinanteil von mehr als 90 Prozent steht das kleine Anbaugebiet zwischen Darmstadt und Heidelberg im Jahrgang 2003 an der Spitze in Deutschland. »Dennoch überzeugen die einzelnen Weine nur bedingt«, haben die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide festgestellt. Vor allem die trockenen Weine lassen nach Auffassung von Armin Diel und Joel Payne einiges an Eleganz vermissen. Doch die edelsüßen Spitzenweine gehören zum Feinsten, was die Autoren in diesem Gebiet je probiert haben.

Die Hierarchie der Spitzenbetriebe an der Hessischen Bergstraße präsentiert sich wie im Vorjahr. Nach wie vor gibt das Staatsweingut den Ton an. Mit gebührendem Abstand folgen das Weingut Simon-Bürkle sowie das der Stadt Bensheim. Die meisten der vielen zerklüfteten Weinberge werden aber von Feierabendwinzern beackert und von der örtlichen Winzergenossenschaft, bei weitem größter Erzeuger der Region, vermarktet, der bereits im Jahrgang 2002 eine gute Leistung brachte. Zur Feier des 100-jährigen Bestehens hat sich die Qualität im Jahrgang 2003 noch mal gesteigert. Selbst mit den Rotweinen können die Genossen mittlerweile punkten.

Das Weingut Rothweiler in Bensheim rundet das kleine Feld der fünf Betriebe in der Traubenklasse ab. Zwei weitere sind als empfehlenswert eingestuft.


Mittelrhein: Auslesen in der Literflasche

Die Steillagen rechts und links des Mittelrheins haben besonders unter der Dürre im Jahrgang 2003 gelitten. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide diesmal besonders viele gestresste trockene Weine aus dem kleinen Gebiet zwischen Bingen und Bonn probierten. Dabei hatten viele Weingüter Rekorde zu verzeichnen. Mancher Winzer brachte Trauben unter einem Mostgewicht von 90 Grad Öchsle gar nicht erst nach Hause und andere füllten Weine in Auslesequalität sogar in Literflaschen ab. Doch so richtig können sich Armin Diel und Joel Payne für den Jahrgang nicht begeistern: »Es fehlt einfach die animierende, fruchtig-frische Art, wie sie typisch für den Jahrgang 2002 war.«

Einzig der ehrgeizige und qualitätsbesessene Winzer Florian Weingart aus Spay konnte die Herausgeber mit seiner Kollektion überzeugen. Seine fulminante Trockenbeerenauslese aus dem Bopparder Hamm gehört zu den zehn besten edelsüßen Weinen des Jahrgangs. Hinter dem alleinigen Anführer mit vier Trauben folgt eine Gruppe von vier Spitzenwinzern: die beiden Bacharacher Güter Jost und Ratzenberger sowie aus dem Bopparder Bereich Didinger und Müller. Auch das Weingut August Perll hält noch Anschluss.

Alles in allem bleibt das von etwa 450 Hektar Steillagen geprägte romantische Rheintal in den Händen von einigen leistungsfähigen Familienbetrieben, wovon der neue Gault Millau WeinGuide 19 in der Traubenklasse vorstellt. Dazu kommt immerhin noch ein Dutzend »weitere empfehlenswerte Betriebe«.


Mosel-Saar-Ruwer: »Winzer des Jahres« von der Ruwer

Christoph Tyrell aus Trier-Eitelsbach an der Ruwer ist »Winzer des Jahres«. »Vor 20 Jahren bewahrte er den Karthäuserhof vor dem sicheren Niedergang und entwickelte ihn hernach zu einem Vorzeigegut. Neben den hinreißend fruchtigen Auslesen sind seine trockenen Rieslinge von besonderer Güte« loben die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide die außergewöhnliche Leistung Tyrells. Er ist der sechste Würdenträger von Mosel, Saar und Ruwer. Damit stammt die Hälfte der »Winzer des Jahres« in 12 Jahren aus diesem Anbaugebiet.

Wenn man den Jahrhundertjahrgang 2003 sucht, kann man sicherlich einige Exemplare an Mosel, Saar und Ruwer finden, die dieses Etikett verdienen, ist das Fazit der Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne nach der Verkostung vieler hundert Proben. Vor allem einige Riesling Spät- und Auslesen sind die besten Botschafter dieses Jahrgangs. Erstmals zeichnete die Redaktion eine »Auslese des Jahres« mit 99 Punkten aus: von Egon Müllers Scharzhof an der Saar. Und das Weingut Joh. Jos. Prüm in Wehlen scheint schon auf die beste Spätlese des Jahrgangs abonniert zu sein: Wieder einmal nahm eine Wehlener Sonnenuhr die hohe Hürde. Bei den Riesling Spätlesen sind sieben in der Top Ten von Mosel, Saar und Ruwer, unter die zehn besten Auslesen des Jahrgangs schafften es immerhin sechs Weine von dort.

Auch die Ehrenpreise beim halbtrockenen Riesling gehen in das Anbaugebiet zwischen Koblenz und Saarburg. Heymann-Löwenstein in Wiltingen und der St. Urbans-Hof in Leiwen stellen die besten Rieslinge des Jahres im klassisch halbtrockenen und feinherben Stil.

Die Gebiets-Pyramide der Spitzenbetriebe ist oben unverändert. Vier Weltklasse-Güter haben fünf Trauben, immerhin zehn bringen es auf vier Trauben und gehören damit zu Deutschlands Elite. Die Gruppe der Drei-Trauben-Betriebe wurde um fünf Aufsteiger verstärkt. Zudem begrüßen die Autoren drei Neulinge in der Traubenklasse. Insgesamt 97 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und Ruwer ausführlich besprochen, soviel wie in keiner anderen deutschen Weinregion. Dazu kommen 23 als empfehlenswert eingestufte Güter.


Nahe: Schäfer-Fröhlich ist »Aufsteiger des Jahres«

Der »Aufsteiger des Jahres« kommt diesmal von der Nahe. Titelträger ist das Weingut Schäfer-Fröhlich in Bockenau. Jungwinzer Tim Fröhlich »steht für das zielstrebige Zusammenwirken einer engagierten Winzerfamilie, wobei das gesamte Sortiment beeindruckt: Hochwertige Burgunderweine ergänzen Rieslinge der Extraklasse«, finden die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.

Auch an der Nahe kann man in 2003 mit Fug und Recht von einem großen Jahrgang sprechen. Vor allem die Spätlesen und die edelsüßen Weine konnten die Autoren begeistern. Doch auch die »Großen Gewächse« können überzeugen. »Mit Crusius, Diel, Dönnhoff und Prinz zu Salm-Dalberg haben gleich vier Spitzenbetriebe ihren besten trockenen Riesling seit Jahren produziert«, stellen die Autoren fest. Darüber hinaus war für die Redaktion Dönnhoffs Parade an Spätlesen faszinierend. Der Oberhäuser Winzer lag in 2003 leicht vor Emrich-Schönleber in Monzingen, mit dem zusammen er das Gebiet anführt. Auf vier Trauben bringt es jetzt Schäfer-Fröhlich. Ausgezeichnete Kollektionen probierten die Herausgeber des WeinGuide auch bei Crusius in Traisen, bei Joh. Bapt. Schäfer in Burg Layen, der erneut einen tollen Classic Riesling zeigte, und bei Schweinhardt in Langenlonsheim, der die dritte Traube zurückerobert. Neu in der Traubenriege ist das Weingut Adelseck aus Münster-Sarmsheim.

Insgesamt 34 Betriebe haben die Autoren ausführlich beschrieben und deren Weine bewertet, 17 weitere werden empfohlen. Auf eine Bewertung des Schlossgutes Diel in Burg Layen wird aus nahe liegenden Gründen verzichtet.


Pfalz: Südpfalz vor den Traditionsbetrieben

Die Pfalz, die in den vergangenen Jahren oft die besten trockenen Rieslinge Deutschlands gestellt hat, legte in dieser Kategorie im Jahrgang 2003 erst mal eine Pause ein. »Insbesondere in den traditionellen Riesling Spitzenlagen zwischen Neustadt und Wachenheim war es in diesem extrem trockenen Jahr sehr schwierig, an die guten Vorjahresqualitäten anzuknüpfen«, haben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne nach zahllosen Verkostungen ermittelt. Ausnahmen bilden die Weingüter Knipser in Laumersheim und Bürklin-Wolf in Wachenheim, die am besten mit diesem Jahrgang zurechtgekommen sind.

Zu dieser Spitzengruppe gehört auch Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen, der den besten trockenen Weißen Burgunder des Jahrgangs 2003 stellt. Und auch beim 2002er Rotwein hatte die Pfalz wieder die Nase vorn. Friedrich Becker aus Schweigen stellt zum zweiten Mal in Folge den »Rotwein des Jahres« mit seinem Blauen Spätburgunder Tafelwein »Res.«. Überhaupt scheint die Südpfalz diesmal überlegen zu sein. Einige junge Kellermeister servierten den Herausgebern wirklich überzeugende Weine. Dazu gehören der Ullrichshof und der Immengarten-Hof, beide in Maikammer, Karl Pfaffmann in Walsheim und Familie Kranz in Ilbesheim. Und was den Autoren noch aufgefallen ist: Die Bukettsorten sind in der Pfalz in 2003 ausgezeichnet geraten. Der Gewürztraminer brachte die meisten positiven Überraschungen.

Insgesamt zählen die Autoren 78 Erzeuger zur Gebietsspitze, darunter drei Neulinge, und widmen ihnen mindestens eine Seite. Außerdem werden 35 weitere Betriebe empfohlen.


Rheingau: Weil hat die »Kollektion des Jahres«

Für viele Winzer im Rheingau steht der Jahrgang 2003 in einer Reihe mit den legendären Vorgängern aus 1971, 1959, 1945, 1937 und 1921. Zu Recht, finden die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne: »Der trockenste Sommer seit Menschengedenken bescherte den Rheingauer Winzern geradezu ein Füllhorn edelsüßer Rieslinge. Kaum ein Betrieb, der etwas auf sich hält, der 2003 keine Beeren- oder Trockenbeerenauslese vorweisen kann, und zwar in einer Klarheit und Güte, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gab.« Dies schlägt sich nieder in den Spitzenreiter-Listen. Fünf der zehn besten edelsüßen 2003er Weißweine stammen aus den Weinbergen zwischen Hochheim und Lorch.

Dabei schoss das Weingut Robert Weil in Kiedrich eindeutig den Vogel ab. Das Team um Wilhelm Weil stellt nicht nur den Sieger dieser Königsklasse, sondern mit einer zweiten Trockenbeerenauslese belegt es auch Rang drei ? und beide Weine haben die Traumnote von 100 Punkten, bislang einmalig im Gault Millau WeinGuide. Da Weil auch mit einem tollen Ersten Gewächs überzeugte und weitere Spitzenweine vorzeigen kann, wurde ihm nicht nur die Auszeichnung »Kollektion des Jahres« zugesprochen, sondern auch die fünfte Traube zurückgegeben.

Doch auch andere Rheingauer Weingüter punkteten. So stellt diesmal das Oestricher Weingut Querbach den besten Riesling Classic Wein des Jahrgangs. Und das Rüdesheimer Weingut Georg Breuer überzeugt mit den beiden besten Rieslingen in der Kategorie »Zehn Jahre danach«. Um jeweils eine Kategorie verbesserten sich die Weingüter Fürst Löwenstein (von zwei auf nunmehr drei Trauben), Altenkirch, Corvers-Kauter und Schloss Reinhartshausen (von einer auf jetzt zwei Trauben). Erstmals in der Hitliste der besten Betriebe erscheinen das Weingut Lamm-Jung in Erbach, das Weingut des Bistums Limburg in Rüdesheim und das Weingut Schamari-Mühle.

Im neuen Gault Millau WeinGuide werden 49 Güter und ihre Weine ausführlich vorgestellt. 11 weitere empfehlenswerte Betriebe runden das Angebot aus dieser Region ab.


Rheinhessen: Keller hat den besten trockenen Riesling

Auf Rheinhessens Spitzenbetriebe ist Verlass. Auch im Jahrgang 2003 war es vor allen Dingen wieder das Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim, das eine ganze Reihe von Ausnahmeweinen in den deutschen Bestenlisten platzieren konnte. Größter Erfolg der ehrgeizigen Weinmacher Klaus und Klaus-Peter Keller ist der »Trockene Riesling des Jahres«, der 2003er G-Max, der die Konkurrenz aus allen anderen Regionen hinter sich ließ. Doch auch bei den weißen Burgundersorten mischten die Rheinhessen dieses Mal munter mit. Unter die besten Zehn kamen gleich zwei Weißburgunder (einmal Keller, einmal Wittmann in Westhofen) und ein Chardonnay, ebenfalls von Wittmann.

Doch damit ist die Erfolgsgeschichte noch nicht komplett, denn Rheinhessen stellt im neuen WeinGuide auch den Lieblingssekt der Herausgeber Armin Diel und Joel Payne. Der Blanc de Noir Brut Prestige des Sekthauses Raumland in Flörsheim-Dalsheim konnte die kritischen Prüfer vollauf überzeugen.

An der Spitze der Gebiets-Pyramide steht unangefochten das Weingut Keller. Als einzige können derzeit das Weingut Wittmann und auch Gunderloch in Nackenheim mithalten. In die Drei-Trauben-Kategorie ist das Siefersheimer Weingut Wagner-Stempel aufgestiegen. Gleich fünf Betriebe schafften den Sprung in die Zwei-Trauben-Etage. Die große Zahl der Talente dokumentieren fünf Neulinge, die sich erstmals mit einer Traube schmücken dürfen. Insgesamt 52 Trauben-Betriebe werden ausführlich beschrieben. Unerschöpflich scheint das Reservoir im rheinhessischen Rebenmeer zu sein. Allein 45 weitere Betriebe werden als »empfehlenswert« eingestuft.


Saale-Unstrut: Pawis setzt sich an die Spitze

Das Weingut Pawis in Freyburg hat im Jahrgang 2003 seine führende Stellung an Saale und Unstrut ausgebaut. »Alle Weine haben Klasse, einzelne , wie die »Großen Gewächse«, können auch bundesweit bestehen«, stellen die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne fest. Pawis, so lautet ihr Fazit, steht heute gefolgt von dem Bad Kösener Gut Lützkendorf allein an der Spitze des nördlichsten Weinbaugebietes in Europa.

Der Jahrgang 2003 brachte dem Gebiet einige Spitzenweine, aber vor allem auch solide Alltagstropfen. Der außergewöhnlich trockene und heiße Sommer führte zu einer geschmacklichen Vielfalt und Ausprägung, wie man sie bisher hier nicht kannte. Hinter Pawis und Lützkendorf rangieren Klaus Böhme aus Kirchscheidungen und der Winzerhof Gussek in Naumburg. Neu mit einer Traube ist das Thüringer Weingut Bad Sulza. Weitere acht Betriebe halten die Autoren für empfehlenswert.


Sachsen: Hier ist Großes gelungen

Der Jahrgang 2003 hat im östlichsten Anbaugebiet Deutschlands gute Früchte getragen. Die Weine des Weingutes Schloss Proschwitz zum Beispiel zeigen sich noch nicht in all ihren Facetten, trotzdem ist hier Großes gelungen, haben die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, bei ihren kritischen Verkostungen festgestellt. Sie verweisen auf eine mustergültige Traminer Auslese aus der Seußlitzer Heinrichsburg. Überhaupt konnte diese alte Qualitätssorte vom Jahrgang 2003 besonders profitieren. Klaus Zimmerling hat weiter Boden gut gemacht und mit seinen 2003er Weinen die wohl beste Kollektion seines Schaffens erzeugt. Beide Betriebe führen die Bestenliste an.

Als Entdeckung im gesamten Osten kann ohne Vorbehalte Martin Schwarz gelten, der sein Können schon seit Jahren als Kellermeister auf Schloss Proschwitz unter Beweis stellt, und nun mit einer eigenen Kollektion für Furore sorgt. Einzig das Sächsische Staatsweingut sucht noch nach dem rechten Weg. Das Potenzial an erstklassigen Weinbergen ist zwar vorhanden, doch die Strukturreformen greifen erst langsam. Neben diesen vier führenden werden weitere sechs Betriebe im neuen Gault Millau WeinGuide als empfehlenswert notiert.


Württemberg: Auszeichnung für Weinmanufaktur Untertürkheim

Mit dem Ehrentitel »Gutsverwalter des Jahres« honoriert die Redaktion des Gault Millau WeinGuide die großen Anstrengungen der Weinmanufaktur Untertürkheim. In ihrer Laudatio auf Jürgen Off und Günter Hübner schreiben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne: »In wenigen Jahren machten sie aus einer biederen Genossenschaft eine der modernsten Kooperativen Deutschlands. Ihrem Erfolg liegt ein konsequentes Qualitätsmanagement zugrunde.« Württemberg ist mit rund 75 Prozent der Erzeugung das Land der Genossenschaften, doch konnten nur wenige Kooperativen bislang ihr Qualitätspotenzial ausschöpfen.

An der Spitze im Ländle stehen nach wie vor zwei Vier-Trauben-Betriebe: Aldinger in Fellbach und Dautel in Bönnigheim. Drei Trauben können jetzt acht Weingüter vorweisen, nachdem Rainer Schnaitmann aus Fellbach aufgerückt ist. Diesem großen Talent, das die wohl beste Kollektion des Jahrgangs präsentierte, attestieren die Autoren eine erfolgreiche Zukunft.

Im Allgemeinen kamen die Wengerter nicht so gut mit dem Jahrgang 2003 zurecht. Vor allem der Riesling hat unter der großen Hitze stark gelitten. Und der stellt im Rotweinland Württemberg immerhin ein Fünftel der Reben. Knapp zwei Drittel der Rebfläche im Ländle ist mit roten Trauben bestockt. Vom Jahrgang 2002 haben die Verkoster einige interessante Spitzengewächse probieren können.

Die Autoren stellen die 31 besten Betriebe des Anbaugebietes ausführlich mitsamt ihren Weinen vor und geben 18 weitere Empfehlungen, die oft zu interessanten und noch immer preiswerten Weinen führen.

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Gault Millau WeinGuide Deutschland 2005
12. Jahrgang, 800 Seiten
29 Euro
ISBN 3-88472-650-1
Christian Verlag, München

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