Gault Millau WeinGuide 2008: Im Jahrgang 2006 trennt sich die Spreu vom Weizen Archiv
KOBLENZ. Der neue Gault Millau WeinGuide 2008 ist erscheinen. Das Weingut Huber ist »Winzer des Jahres« und wurde in die ‘Fünf-Trauben-Klasse’ aufgenommen. Die »Kollektion des Jahres« kommt vom Weingut Fritz Haag und auch bei den übrigen Siegern sind viele altbekannte Namen.
Der Jahrgang 2006 wird in weiten Teilen des Landes nicht in die Geschichte eingehen. Das ist das Fazit der Gault Millau-Redaktion, nachdem sie rund 10.000 Flaschen geöffnet und den Inhalt kritisch unter die Lupe genommen hat. Dabei beobachteten die Herausgeber Armin Diel und Joel Payne ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Während an der Mosel vor allem die Riesling Auslesen brillierten, waren es an der Nahe die trockenen Rieslinge, die Furore machten. Aber auch Franken und die Ostregionen blieben mit ihren Weinen meist über dem Durchschnitt. Nicht wenigen Gebieten, vor allem im Süden, hatte der nasse Herbst 2006 große Probleme beschert.
»Das machte sich in vielen Weinen bemerkbar mit Fehltönen. Aber auch hohe Alkoholgehalte stören den Genuss«, kritisieren die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne.
Auf exakt 832 Seiten sind in der 15. Ausgabe des Gault Millau WeinGuide nunmehr 577 Betriebe mit mindestens einer Traube verzeichnet, weitere 279 sind als empfehlenswert eingestuft. Und unter den rund 6.600 erwähnten Weinen ist manche Entdeckung zu machen. Die Redaktion hat weit über 100 Spitzenweine herausgefiltert, die für wenig Geld viel Trinkvergnügen bereiten. Damit ist die Zahl der Schnäppchen gegenüber den Vorjahren – auch jahrgangsbedingt – etwas geringer.
Während Weißweinfreunde im Jahrgang 2006 also hier und da Abstriche machen müssen, kommen Rotweinliebhaber mit dem Jahrgang 2005 voll auf ihre Kosten. Das deutsche Rotweinmärchen dauert nun schon einige Jahre. Und selbst im Ausland ist vor allem der filigrane Spätburgunder mehr und mehr gefragt. Längst sind wirklich gute Rotweine nicht mehr auf wenige Spitzenerzeuger begrenzt. Die Qualitätsbewegung hat mittlerweile eine breite Basis gefunden. Und selbst in klassischen Weißweinregionen werden mitunter erstaunliche Ergebnisse erzielt, wie das Beispiel Molitor an der Mosel beweist.
Dass die Bewertungen des Gault Millau WeinGuide auch über längere Zeit Bestand haben, zeigt seit Jahren die Verkostung »Zehn Jahre danach«, in der vor einer Dekade getestete Weine nochmals auf den Prüfstand kommen. »Diesmal ging es um den Jahrgang 1997. Er stand am Beginn einer Qualitätsoffensive beim trockenen Weißwein«, berichten die Autoren Armin Diel und Joel Payne. Gewinner ist in diesem Jahr das Rheingauer Weingut Georg Breuer, das mit 94 Punkten die bislang höchste Bewertung aus dem Vorjahr einstellen konnte. Neben Rheinhessen und der Pfalz sind es weitere Weine aus dem Rheingau, die die Verkostung dominierten. Sie alle zeigen, dass sich trockene deutsche Weißweine nach zehn Jahren optimal gereift und in Bestzustand präsentieren können.
Zum »Winzer des Jahres« proklamiert die Gault Millau-Redaktion Bernhard Huber vom Weingut Huber aus Malterdingen in Baden. »Nur wenige haben die deutsche Rotwein-Revolution so stark inspiriert. Seine Vorbilder aus Burgund hat Bernhard Huber nicht selten sogar übertroffen«, lobt Armin Diel den sympathischen Winzer.
Die »Aufsteiger des Jahres« kommen von der Ahr. »Begonnen haben Frank und Marc Adeneuer zunächst in der zweiten Reihe, doch dann gingen sie mit fabelhaften Spätburgundern auf die Überholspur. Eine großartige Leistung«, erklärte Joel Payne während der Präsentation.
Die »Entdeckung des Jahres« haben die Herausgeber im Rheingau gemacht. Dem jungen Michael Trenz vom Weingut Trenz in Johannisberg gelingen nach nur wenigen Jahren Weine, die manchem Traditionsbetrieb zur Ehre gereichen würden, haben Armin Diel und Joel Payne bei der Präsentation des WeinGuide in der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz am Mittwoch festgestellt.
Der Ehrentitel »Kollektion des Jahres« geht erneut an die Mosel: an das Weingut Fritz Haag in Brauneberg. »Nur kurze Zeit nach Eintritt in den elterlichen Betrieb tischt Oliver Haag ein mustergültiges Sortiment auf, vom Gutsriesling bis zur 100-Punkte-Trockenbeerenauslese«, hebt die Redaktion hervor.
Karl-Heinz Rebitzer vom Fürstlich Castellschen Domänenamt in Franken zeichnen die Herausgeber des Gault Millau als »Gutsverwalter des Jahres« aus. Ihm gelingen Jahr für Jahr prachtvolle Weine, heißt es in der Laudatio. Zum »Sommelier des Jahres« wurde Stéphane Thuriot vom Hotel-Restaurant Königshof in München gekürt. Ein Franzose, der freudig deutschen Riesling und Silvaner empfiehlt, das hat die Chefredaktion beeindruckt. Der Titel »Weinkarte des Jahres« geht an das Hotel-Restaurant Zum Krug in Eltville-Hattenheim, wo sich der sympathische Gastronom Josef Laufer zum Gralshüter des Rheingauer Rieslings aufgeschwungen hat.
Die 13 deutschen Anbaugebiete im Überblick
Ahr: Frank und Marc Adeneuer sind die »Aufsteiger des Jahres«
Noch vor wenigen Jahren standen das Weingut Meyer-Näkel und der Deutzerhof als einsames Führungsduo an der Qualitätsspitze des Anbaugebietes. Dann ist das Weingut Jean Stodden in Rech in die Spitzengruppe der Vier-Trauben-Betriebe an der Ahr vorgestoßen. Und nun ziehen die Brüder Adeneuer in Ahrweiler nach. Ihre Spätburgunder finden die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, mittlerweile so überzeugend, dass sie den Betrieb zum »Aufsteiger des Jahres« in Deutschland küren.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Verkostungen stand der Jahrgang 2005. Den Weinen der Adeneuers konnte diesmal kein andere Betrieb das Wasser reichen. Die Weine strotzen vor Frucht und bekommen durch feines Tannin ihr Rückgrat, haben die Autoren festgestellt. Zunehmend, so beobachten die strengen Tester, wird den Ahr-Rotweinen von den Spitzenerzeugern auch Lagerpotenzial mitgegeben.
Mit den als sensationell eingestuften 2006er, deren beste Exemplare noch im Fass liegen, könnte im kommenden Jahr eine Serie von langlebigen Spitzenweinen aufgetischt werden, wie sie das Gebiet bislang so noch nicht gesehen hat. Weiterer Aufsteiger in der Hierarchie ist das Weingut Sermann-Kreuzberg in Altenahr, das nach immer besseren Leistungen in den letzten Jahren den Sprung in die Zwei-Trauben-Klasse schaffte. Insgesamt 17 Betriebe mit einer und mehr Trauben werden ausführlich besprochen, drei weitere sind empfehlenswert.
Baden: »Winzer des Jahres« ist Bernhard Huber
Das große Anbaugebiet zwischen Bergstraße und Bodensee kann mir einer bemerkenswerten Premiere aufwarten: Erstmals kommt ein »Winzer des Jahres« aus Baden. Als Sahnehäubchen bekommt der Betrieb auch noch fünf Trauben und steigt damit in die Riege der weltbesten Erzeuger auf. Diese Ehre widerfährt Bernhard Huber aus Malterdingen, einer der bedeutenden Rotweinpioniere im Land, der wie kaum ein anderer mit den Burgundersorten umzugehen weiß. Mittlerweile sind auch seine Weißweine auf Top-Niveau, bestätigen die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.
Ansonsten gab es in den Rängen mit vier, drei und zwei Trauben kaum Bewegungen, sieht man einmal vom Aufstieg des Weingutes Schlör (jetzt drei Trauben) und der Aufwertung des Weingutes Klumpp (jetzt zwei Trauben) ab. Auffällig ist die große Dynamik, die sich im Eingangsbereich der Traubenränge eingestellt hat. Sage und schreibe acht neue Betriebe bekamen erstmals eine Traube verliehen, die gleiche Zahl von Erzeugern steht bereits an der Schwelle und kann sich Hoffnungen für das kommende Jahr machen.
Überregional räumten Badener Betriebe diesmal vor allem bei den weißen Burgundersorten ab. In der Top Ten stellen sie die Hälfte der Weine. Einen Doppelschlag landete das Weingut Reinhold und Cornelia Schneider in Endingen mit einem Ruländer und einem Weißburgunder, ebenso wie Salwey in Oberrotweil, der einen Grauen und einen Weißen Burgunder platzieren konnte. Bernhard Hubers Grauburgunder R aus dem Bienenberg rundet den Badener Erfolg ab. Huber brachte auch zwei seiner Sekte unter die zehn besten des ganzen Landes.
Insgesamt werden im neuen Gault Millau WeinGuide 83 Erzeuger aus Baden ausführlich dargestellt, weitere 37 Betriebe gelten als empfehlenswert. Darunter ist ein ganzer Schwung an Neulingen.
Franken: »Gutsverwalter des Jahres« aus Castell
Der »Gutsverwalter des Jahres« kommt aus Franken. Es ist Karl-Heinz Rebitzer vom Fürstlich Castellschen Domänenamt. Rebitzer ist geradezu ein Urgestein der fränkischen Szene und seit nunmehr 40 Jahren bei Castell in Amt und Würden. Diese Treue und zugleich die Bescheidenheit des Verwalters, der seine Erfolge immer als Leistung des ganzen Teams sieht, möchten die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, mit dieser Auszeichnung besonders ehren.
Die fränkische Betriebshierarchie ist an der Spitze mit dem Vier-Trauben-Trio von Fürst Castell, Rudolf Fürst und Horst Sauer unverändert geblieben. Unter den Drei-Trauben-Gütern rangiert jetzt Rainer Sauer aus Escherndorf, der sich kontinuierlich nach vorn gearbeitet hat. Aufsteiger mit zwei Trauben sind Brügel in Greuth, Reiss in Würzburg und die Winzer Sommerach. Die Zahl der Nachrücker bleibt hoch. Insgesamt fünf Betrieben verlieh die Redaktion die erste Traube.
Franken gehört zu den wenigen Regionen in Deutschland, wo 2006 sehr guter Ergebnisse erzielt werden konnten. Als der große Regen Anfang Oktober kam, waren viele mit der Traubenlese fast schon fertig. Entsprechend wenig Probleme mit Fäulnis gab es. Und da die Witterung regional sehr unterschiedlich ausfiel, hat der Jahrgang die ganze Palette der Qualitäten zu bieten. Vor allem der Silvaner ist auf breiter Front sehr gut ausgefallen, haben die strengen Verkoster notiert. Allerdings haben es manche Winzer mit dem Alkohol übertrieben. Kabinettweine mit 13 und mehr Volumeprozent sind keine Seltenheit.
Insgesamt werden 54 Güter und ihre Weine im neuen Gault Millau WeinGuide ausführlich vorgestellt, 34 weitere schafften die Aufnahme in die Rubrik der empfehlenswerten Betriebe.
Hessische Bergstraße: Meist nur recht einfache Trinkweine
Das kleine Gebiet zwischen Darmstadt und Heppenheim schöpft derzeit seine Möglichkeiten nicht voll aus. Diese mäßige Bilanz, welche die Autoren bereits im Vorjahr ziehen mussten, bestätigte sich im Jahrgang 2006 mit Nachdruck. Viele Winzer scheinen sich mit der Erzeugung einfacher Tinkweine zufrieden zu geben, monieren die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.
Hinzu kommt, dass nach den Beobachtungen der Autoren das Staatsweingut in Bensheim derzeit seine Leistung nicht voll abrufen kann und das Weingut der Stadt Bensheim mit dem Jahrgang 2006 nahezu Schiffbruch erlitt. Für die Region ist es in dieser Situation ein Segen, dass wenigstens das Weingut Simon-Bürkle bei den trockenen und halbtrockenen Weinen den Ton in der Region angeben kann. Und auch die Bergsträßer Winzergenossenschaft kamen mit dem schwierigen Jahrgang 2006 überraschend gut zurecht. Das gilt auch für das Weingut Edling in Roßdorf, einziger Neuling in der Traubenklasse. Die Hierarchie der Spitzenbetriebe an der Hessischen Bergstraße präsentiert sich wie im Vorjahr. Hinter dem Staatsweingut, schwache drei Trauben, folgen das Weingut Simon-Bürkle sowie das der Stadt Bensheim mit jeweils zwei. Mit einer Traube sind die Genossenschaft der Bergsträßer Winzer in Heppenheim sowie das Weingut Rothweiler in Bensheim ausgezeichnet, dazu kommt Neuling Edling. Drei weitere Betriebe sind als empfehlenswert eingestuft.
Mittelrhein: Vier Güter bilden die Spitzengruppe
An der Spitze des kleinen Gebietes zwischen Bingen und Bonn schält sich immer mehr eine Vierergruppe heraus. Neben dem nach wie vor führenden Weingart und Mathias Müller, beide in Spay, sind es die altrenommierten Betriebe Toni Jost und Ratzenberger in Bacharach, die durch steigende Leistungen erheblich aufgeschlossen haben. Die beiden anderen Drei-Traubenbetriebe, Didinger, vor allem aber August und Thomas Perll, haben offenbar ein wenig den Anschluss verloren, stellen die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, fest.
Die um sich greifende Fäulnis führte auch am Mittelrhein zu einem hektischen Herbst. Dass es dabei an der Reife der Trauben nicht fehlte, beweist der Blick auf manches Etikett, vor allem beim trockenen Wein. Rieslinge mit 14, sogar mit 15 und mehr Volumenprozent Alkohol, bilden die Kehrseite der Medaille eines reifen Jahrgangs. Dass solche Weine dann auch noch das Prädikat Kabinett tragen, halten die Autoren für abträglich und für eine Irreführung der Verbraucher.
Alles in allem bleibt das von rund 450 Hektar Steillagen geprägte romantische Rheintal, vor einigen Jahren zum Weltkulturerbe erklärt, in den Händen von einigen leistungsfähigen Familienbetrieben, wovon der neue Gault Millau WeinGuide 18 in der Traubenklasse vorstellt. Dazu kommen immerhin noch neun »weitere empfehlenswerte Betriebe«. Neu in dieser Gruppe ist das Weinhaus Wagner in Koblenz, aus dem auch die Mittelrhein-Weinkönigin Christina Wagner stammt.
Mosel-Saar-Ruwer: Titel »Kollektion des Jahres« geht an Fritz Haag
Nach dem überragenden Jahrgang 2005 mussten auch die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer kleinere Brötchen backen. Doch eine Kategorie lassen sich die Moselwinzer offenbar von gar keinem mehr streitig machen. Im Jahrgang 2006 wurden nirgendwo sonst bessere Riesling Auslesen erzeugt als in diesem nördlichen Anbaugebiet. Nicht ein Wein aus einer anderen Region schaffte diesmal den Sprung in die Hitliste der besten zehn Auslesen des Jahrgangs. »Eine solche Alleinstellung eines Gebietes in einer Kategorie unserer Spitzenreiter gab es noch nie«, lautet denn auch das Fazit der Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.
Den begehrten Titel »Kollektion des Jahres« erhält das Weingut Fritz Haag in Brauneberg. Kein anderer Betrieb hat im Jahrgang 2006 ein solch überzeugendes Sortiment vorgestellt. Selbst die einfachen Gutsweine haben Format, alle anderen Weine haben 90 und mehr Punkte. Gekrönt wird die Serie von einer genialen Trockenbeerenauslese, die die Traumnote 100 erhielt. Nur wenige Weine haben dies in 15 Jahren WeinGuide bisher erreicht. Einer davon war eine 1994er Trockenbeerenauslese aus dem gleichen Weingut, übrigens der erste 100-Punkte-Wein in der Geschichte des WeinGuide.
Bei den Vier-Trauben-Betrieben gab es Veränderungen. Während Grans-Fassian erst mal in der Drei-Trauben-Riege eine Pause einlegen muss, darf sich das Weingut Vollenweider über die vierte Traube freuen. Auch die Drei-Trauben-Gruppe bekam Zuwachs: mit Meulenhof in Erden und mit Rückkehrer Dr. Heinz Wagner in Saarburg. In der Zwei-Trauben-Klasse gab es jeweils drei Auf- und Abstiege. Große Dynamik herrscht eine Stufe darunter. Insgesamt acht Güter dürfen sich über ihre erste Traube freuen. Auch unter den Empfehlenswerten gibt es einige Entdeckungen zu machen.
Insgesamt 108 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und Ruwer ausführlich besprochen, soviel wie in keiner anderen deutschen Weinregion. Dazu kommen 56 als empfehlenswert eingestufte Güter.
Nahe: Dönnhoff stellt den besten trockenen Riesling
Der beste trockene Riesling des Jahrgangs 2006 kommt von der Nahe. Helmut Dönnhoff hat mit seinem »Großen Gewächs« aus der Niederhäuser Hermannshöhle bei der Bundesfinalprobe die gesamte Konkurrenz hinter sich gelassen. Die strengen Verkoster waren begeistert von der »aufrüttelnden Mineralität dieses Weines, der eine nahezu perfekte Aufarbeitung einer großen Rieslinglage darstellt«, loben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne.
Konkurrenz gab es für Dönnhoff aber keineswegs nur aus anderen Anbaugebieten, sondern vor allem auch aus der eigenen Region. Zweimal gelang nämlich einem Wein aus dem Monzinger Halenberg der Sprung unter die besten zehn trockenen Rieslinge des Jahrgangs. Das Große Gewächs von Emrich-Schönleber hat die Tester beeindruckt mit seinem hohen Extrakt und enormen Nachhall. Der zweite Halenberg von Schäfer-Fröhlich in Bockenau überzeugte vor allem mit vollreifem Aprikosenduft und animierendem Säurespiel. Auch bei den Spätlesen landeten zwei Rieslinge von der Nahe in der vorderen Spitzengruppe. Die Traiser Bastei von Dr. Crusius belegt gar den zweiten Platz und musste sich nur einer Mosel-Spätlese von Fritz Haag geschlagen geben, der immerhin die Kollektion des Jahres stellt. Auf Rang drei der besten Riesling Spätlesen des Landes steht Helmut Dönnhoff, auch hier mit einer Hermannshöhle.
Die Aufsteiger kommen diesmal von der unteren Nahe. Die Weingüter Theo Enk in Dorsheim und Poss in Windesheim können sich über die zweite Traube freuen. Werner Marx in Windesheim wurde neu in die Traubenklasse aufgenommen. Insgesamt 36 Betriebe haben die Autoren ausführlich beschrieben und deren Weine bewertet, 13 weitere werden empfohlen. Auf eine Bewertung des Schlossgutes Diel in Burg Layen wird verzichtet, weil Armin Diel Mitherausgeber des Gault Millau WeinGuide ist.
Pfalz: Becker siegt zum fünften Mal in Folge
Erneut stellt die Pfalz den besten Rotwein in ganz Deutschland. »Es scheint gerade so, als ob Friedrich Becker diese Ehrung zu einem festen Programmpunkt ausgebaut hat«, kommentieren die beiden Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, den fünften Sieg des Schweigener Rotwein-Stars in Folge. Auch im Jahrgang 2005 kam an Beckers Spätburgunder Tafelwein die Konkurrenz nicht vorbei. Becker konnte noch zwei weitere Weine in der Top Ten platzieren – eine einzigartige Leistung. Ähnlich erfolgreich wie der Schweigener Rotwein-Magier ist derzeit in der Pfalz nur noch Hansjörg Rebholz. Der Siebeldinger zog auch diesmal wieder alle Register. Gleich zwei Platzierungen gelangen Rebholz bei den 2006er weißen Burgundersorten mit seinem Chardonnay und der »Cuvée ?no«. Und bei den besten Winzersekten stellt Rebholz sogar den Sieger mit dem 2004 »?no« Brut. Einen weiteren Siegerwein steuert das Weingut Dr. Wehrheim bei. Das Weißburgunder »Große Gewächs« aus dem Birkweiler Mandelberg ließ alle Mitbewerber hinter sich. Nur beim trockenen Riesling sahnten die Pfälzer nicht ganz so souverän ab wie in den Vorjahren, sicherlich auch ein Tribut an den problematischen Jahrgang 2006.
Weiterhin führt Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen die Phalanx der Spitzenbetriebe der Pfalz an. Dem einzigen Fünf-Trauben-Betrieb folgen zehn Vier-Trauben-Güter. Die Drei-Trauben-Kategorie hat Zuwachs bekommen. Der Benderhof in Kallstadt und das Weingut Siener in Birkweiler sind die Aufsteiger. Den Sprung in die Zwei-Trauben-Klasse schafften Ludi Neiss in Kindenheim und Porzelt in Klingenmünster. Insgesamt fünf neue Betriebe wurden in die Traubenklasse aufgenommen: Odinstal in Wachenheim, Rings in Freinsheim, Rössler-Schneider in St. Martin, Schenk-Siebert in Sausenheim und der Stephanshof in Asselheim.
Insgesamt zählen die Autoren 84 Erzeuger zur Gebietsspitze und widmen ihnen mindestens eine halbe Seite. Außerdem werden 36 weitere Betriebe empfohlen.
Rheingau: Michael Trenz ist »Entdeckung des Jahres«
Große Traditionsgüter gaben in dieser Region über viele Jahre den Ton an. Mittlerweile haben meist ehrgeizige Familienbetriebe das Sagen. Und auch der Nachwuchs steht in den Startlöchern. Das beweist nicht zuletzt Micheal Trenz, den die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, zur Entdeckung des Jahres kürten. Das Weingut Trenz in Geisenheim-Johannisberg ist ein gelungenes Beispiel dafür, was Winzerfamilien erreichen können, wenn alle Mitglieder an einem Strang ziehen. Zu den zehn besten Sekten des Landes gehören gleich drei aus dem Rheingau. Sie kommen von Mohr Erben, aus dem Sekthaus Solter und vom Weingut Barth. Grandios der Auftritt des Weingutes Kesseler. Der Assmannshäuser stellt den zweitbesten 2005er Spätburgunder des Landes, nur knapp geschlagen von Dauersieger Friedrich Becker aus der Pfalz. Auch bei den besten trockenen Rieslingen sprechen Rheingauer ein gehöriges Wörtchen mit. Georg Breuer und Schloss Johannisberg stellen Weine, die zu den besten Fünf in ganz Deutschland gehören. Johannisberg zeigte gar den besten trockenen Wein in der gesamten Gutsgeschichte.
In der Hitliste der besten Rheingauer Betriebe gibt es einige Veränderungen. An der Spitze mit fünf Trauben steht nach wie vor unangefochten das Weingut Robert Weil in Kiedrich. Dahinter machen die Weingüter Josef Leitz in Rüdesheim und August Kesseler in Assmannshausen derzeit die beste Figur. Eine Pause in der Drei-Trauben-Zone absolviert erst einmal das Weingut Peter Jakob Kühn. In diese Kategorie vorgerückt ist das Weingut Querbach. Gleich sieben Aufsteiger verzeichnet die Zwei-Trauben-Klasse: Diefenhardt, Himmel, Koegler, Mohr, Ottes, Solter und Trenz ernten den Lorbeer.
Im neuen Gault Millau WeinGuide werden insgesamt 60 Güter und ihre Weine ausführlich vorgestellt. Sieben weitere empfehlenswerte Betriebe runden das Angebot aus dieser Region ab.
Rheinhessen: Dynamische Betriebe rücken in Trauben-Kategorie auf
Seit Jahren schon kennzeichnet der Gault Millau WeinGuide Rheinhessen als die dynamischste Region in ganz Deutschland. Das dokumentiert sich in der neuesten Ausgabe des Führers vor allem in der Ein-Trauben-Kategorie. Allein sieben Güter schafften den Sprung in diese Zone: Becker Landgraf in Gau-Odernheim, Guntrum in Nierstein, Hofmann in Appenheim, Landgraf in Saulheim, Raddeck in Nierstein, Thörle in Saulheim und Wernersbach in Dittelsheim-Hessloch.
»Eine tolle Entwicklung, die zeigt, welche Kreativität in diesem Anbaugebiet steckt«, kommentieren die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne. Die Ausnahme-Güter Keller in Flörsheim-Dalsheim (5 Trauben) und Wittmann in Westhofen (4 Trauben) stehen zusammen mit Gunderloch (4 Trauben) weiterhin einsam an der Gebietsspitze. Wenn auch die trockenen Rieslinge Kellers nicht ganz so glänzen wie in den Vorjahren, so sind sie doch nach wie vor wegweisend für alle Winzer, die in Rheinhessen kompromisslos auf Qualität setzen wollen.
Und auch in anderen Kategorien setzt Keller nach wie vor die Maßstäbe, sei es bei den Edelsüßen und auch bei den Rotweinen. Auch Wittmann zeigte im Jahrgang 2006 erneut eine starke Leistung.
Viele Betriebe hatten in dem schwierigen Jahrgang 2006 zu kämpfen, was sich auch den Verkostungen bemerkbar machte. Und doch gibt es sie, die Erfolge des Jahrgangs, und so sehen sie aus: grundehrliche weiße Burgunderweine, aufregende Scheureben, Silvaner mit toller Frucht und feinnervige Rieslinge. Sie zu finden war in diesem uneinheitlichen Jahr nicht so einfach, doch die kritischen Tester haben nach intensiven Verkostungen sogar etliche Schnäppchen-Weine ausfindig gemacht. Insgesamt 64 Trauben-Betriebe werden ausführlich beschrieben. 49 weitere sind als »empfehlenswert« eingestuft, darunter etliche Neulinge.
Saale-Unstrut: Auch am Rand des Harzes wächst guter Wein
Nach wie vor führt das Weingut Pawis in Freyburg die Hitliste der besten Betriebe an Saale und Unstrut souverän an. »Viele seiner Weine können auch bundesweit bestehen «, stellen die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne lobend fest. Bernhard Pawis steht allein an der Spitze des nördlichsten Weinbaugebietes in Europa. Mit zwei Trauben haben sich der Winzerhof Gussek in Naumburg und das Weingut Lützkendorf in Bad Kösen hinter ihn gesetzt. Ihnen zugesellt hat sich jetzt Klaus Böhme aus Kirchscheidungen, der sich jetzt ebenfalls mit zwei Trauben schmücken kann. Neben dem Thüringer Weingut Bad Sulza trägt jetzt als Neuling auch das Harzer Weingut Kirmann in Westerhausen eine Traube. Dieser Betrieb beweist, dass sich auch außerhalb des Kerngebiets gute Weine erzeugen lassen, finden die Autoren.
Weitere sieben Betriebe halten sie für empfehlenswert. Darunter sind auch die Winzervereinigung Freyburg, das Landesweingut Kloster Pforta und die Naumburger Wein- und Sektmanufaktur.
Sachsen: Der Aufschwung ist ungebrochen
Im östlichsten Anbaugebiet der Republik ist der Aufschwung ungebrochen. Während sich Schloss Proschwitz in Meißen und Klaus Zimmerling in Dresden-Pillnitz in der Drei-Trauben-Klasse etabliert haben, hat die Gebiets-Hierarchie weiteren Zuwachs bekommen. Zum einen packte das Sächsische Staatsweingut auf Schloss Wackerbarth in Radebeul souverän den Aufstieg zur zweiten Traube und bestätigte damit nachträglich die Auszeichnung von Sonja Schilg zur »Gutsverwalterin des Jahres« aus dem Vorjahr.
Zum anderen kehrt mit dem Weingut Vinzenz Richter in Meißen ein alter Bekannter in die Traubenklasse zurück. Inhaber Thomas Herrlich hatte hier schon vor einigen Jahren ein Gastspiel, erinnern sich die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne. Jetzt sind es ingesamt schon sechs Güter, die mit einer oder mehr Trauben ausgezeichnet wurden. Dazu kommen noch vier empfehlenswerte Betriebe, wobei Frédéric Fourré in Radebeul und Steffen Loose in Niederau zum ersten Male in diese Kategorie vorgestoßen sind.
Die strengen Tester probierten vom Jahrgang 2006 saubere Weine mit ansprechender Säure, wenn auch echte Spitzenweine spärlich gesät sind. Die Fäulnisprobleme anderer Regionen blieben den Sachsen weitgehend erspart.
Württemberg: Traditionsbetriebe in Aufbruchstimmung
Rainer Schnaitmann und Gert Aldinger, beide aus Fellbach und beide schon einmal »Aufsteiger des Jahres« im WeinGuide, führen nach wie vor die Spitze der besten Betriebe im Ländle an. Doch der Abstand zu den Verfolgern ist ein wenig geringer geworden, seit Ernst Dautel in Bönnigheim zu alter Form zurückfindet und auch andere Traditionsbetriebe, wie etwa Graf Neipperg in Schwaigern oder auch Drautz-Able in Heilbronn, zu neuen Ufern aufbrechen. Diese Entwicklung in Württemberg stellen die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne im neuen WeinGuide heraus.
In der Hierarchie der besten Betriebe aber hat sich nichts bewegt. Dazu waren die Ergebnisse des problematischen Jahrgangs 2006 auch kaum geeignet. Zudem fiel bei den Verkostungen auf, dass einige »Große Gewächse« diesen Namen nicht verdienen und mancher im Barriquefass ausgebaute Tropfen mehr Holz mitbekommen hatte, als ihm gut tat. Ungebrochen ist die Experimentierfreude im Ländle. Vor allem der Sauvignon blanc entwickelt sich zum Lieblingskind der Winzer – mit teilweise bemerkenswerten Ergebnissen. Die Autoren verzeichnen wieder Neuzugänge. Aufgestiegen in die Ein-Trauben-Klasse ist der von Nanna und Ulrich Eißler geführte Steinbachhof in Vaihingen-Gündelbach. Auch das Löwensteiner Familiengut von Jürgen Zipf schaffte den Sprung in die Traubenklasse. Damit haben sich nun alle Mitglieder der bemerkenswerten Vereinigung »Junges Schwaben« in den Traubenrängen des WeinGuide angekommen.
Die Autoren stellen die 34 besten Betriebe des Anbaugebietes ausführlich mitsamt ihren Weinen vor und geben 21 weitere Empfehlungen, die oft zu interessanten und noch immer preiswerten Weinen führen.
Quelle: Gaullt Millau
»Das machte sich in vielen Weinen bemerkbar mit Fehltönen. Aber auch hohe Alkoholgehalte stören den Genuss«, kritisieren die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne.
Auf exakt 832 Seiten sind in der 15. Ausgabe des Gault Millau WeinGuide nunmehr 577 Betriebe mit mindestens einer Traube verzeichnet, weitere 279 sind als empfehlenswert eingestuft. Und unter den rund 6.600 erwähnten Weinen ist manche Entdeckung zu machen. Die Redaktion hat weit über 100 Spitzenweine herausgefiltert, die für wenig Geld viel Trinkvergnügen bereiten. Damit ist die Zahl der Schnäppchen gegenüber den Vorjahren ? auch jahrgangsbedingt ? etwas geringer.
Während Weißweinfreunde im Jahrgang 2006 also hier und da Abstriche machen müssen, kommen Rotweinliebhaber mit dem Jahrgang 2005 voll auf ihre Kosten. Das deutsche Rotweinmärchen dauert nun schon einige Jahre. Und selbst im Ausland ist vor allem der filigrane Spätburgunder mehr und mehr gefragt. Längst sind wirklich gute Rotweine nicht mehr auf wenige Spitzenerzeuger begrenzt. Die Qualitätsbewegung hat mittlerweile eine breite Basis gefunden. Und selbst in klassischen Weißweinregionen werden mitunter erstaunliche Ergebnisse erzielt, wie das Beispiel Molitor an der Mosel beweist.
Dass die Bewertungen des Gault Millau WeinGuide auch über längere Zeit Bestand haben, zeigt seit Jahren die Verkostung »Zehn Jahre danach«, in der vor einer Dekade getestete Weine nochmals auf den Prüfstand kommen. »Diesmal ging es um den Jahrgang 1997. Er stand am Beginn einer Qualitätsoffensive beim trockenen Weißwein«, berichten die Autoren Armin Diel und Joel Payne. Gewinner ist in diesem Jahr das Rheingauer Weingut Georg Breuer ~erzeuger~123~, das mit 94 Punkten die bislang höchste Bewertung aus dem Vorjahr einstellen konnte. Neben Rheinhessen und der Pfalz sind es weitere Weine aus dem Rheingau, die die Verkostung dominierten. Sie alle zeigen, dass sich trockene deutsche Weißweine nach zehn Jahren optimal gereift und in Bestzustand präsentieren können.
Zum »Winzer des Jahres« proklamiert die Gault Millau-Redaktion Bernhard Huber vom Weingut Huber ~erzeuger~414~ aus Malterdingen in Baden. »Nur wenige haben die deutsche Rotwein-Revolution so stark inspiriert. Seine Vorbilder aus Burgund hat Bernhard Huber nicht selten sogar übertroffen«, lobt Armin Diel den sympathischen Winzer.
Die »Aufsteiger des Jahres« kommen von der Ahr. »Begonnen haben Frank und Marc Adeneuer zunächst in der zweiten Reihe, doch dann gingen sie mit fabelhaften Spätburgundern auf die Überholspur. Eine großartige Leistung«, erklärte Joel Payne während der Präsentation.
Die »Entdeckung des Jahres« haben die Herausgeber im Rheingau gemacht. Dem jungen Michael Trenz vom Weingut Trenz in Johannisberg gelingen nach nur wenigen Jahren Weine, die manchem Traditionsbetrieb zur Ehre gereichen würden, haben Armin Diel und Joel Payne bei der Präsentation des WeinGuide in der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz am Mittwoch festgestellt.
Der Ehrentitel »Kollektion des Jahres« geht erneut an die Mosel: an das Weingut Fritz Haag ~erzeuger~13~ in Brauneberg. »Nur kurze Zeit nach Eintritt in den elterlichen Betrieb tischt Oliver Haag ein mustergültiges Sortiment auf, vom Gutsriesling bis zur 100-Punkte-Trockenbeerenauslese«, hebt die Redaktion hervor.
Karl-Heinz Rebitzer vom Fürstlich Castellschen Domänenamt in Franken zeichnen die Herausgeber des Gault Millau als »Gutsverwalter des Jahres« aus. Ihm gelingen Jahr für Jahr prachtvolle Weine, heißt es in der Laudatio. Zum »Sommelier des Jahres« wurde Stéphane Thuriot vom Hotel-Restaurant Königshof in München gekürt. Ein Franzose, der freudig deutschen Riesling und Silvaner empfiehlt, das hat die Chefredaktion beeindruckt. Der Titel »Weinkarte des Jahres« geht an das Hotel-Restaurant Zum Krug in Eltville-Hattenheim, wo sich der sympathische Gastronom Josef Laufer zum Gralshüter des Rheingauer Rieslings aufgeschwungen hat.
Die 13 deutschen Anbaugebiete im Überblick
Ahr: Frank und Marc Adeneuer sind die »Aufsteiger des Jahres«
Noch vor wenigen Jahren standen das Weingut Meyer-Näkel und der Deutzerhof als einsames Führungsduo an der Qualitätsspitze des Anbaugebietes. Dann ist das Weingut Jean Stodden in Rech in die Spitzengruppe der Vier-Trauben-Betriebe an der Ahr vorgestoßen. Und nun ziehen die Brüder Adeneuer in Ahrweiler nach. Ihre Spätburgunder finden die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, mittlerweile so überzeugend, dass sie den Betrieb zum »Aufsteiger des Jahres« in Deutschland küren.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Verkostungen stand der Jahrgang 2005. Den Weinen der Adeneuers konnte diesmal kein andere Betrieb das Wasser reichen. Die Weine strotzen vor Frucht und bekommen durch feines Tannin ihr Rückgrat, haben die Autoren festgestellt. Zunehmend, so beobachten die strengen Tester, wird den Ahr-Rotweinen von den Spitzenerzeugern auch Lagerpotenzial mitgegeben.
Mit den als sensationell eingestuften 2006er, deren beste Exemplare noch im Fass liegen, könnte im kommenden Jahr eine Serie von langlebigen Spitzenweinen aufgetischt werden, wie sie das Gebiet bislang so noch nicht gesehen hat. Weiterer Aufsteiger in der Hierarchie ist das Weingut Sermann-Kreuzberg in Altenahr, das nach immer besseren Leistungen in den letzten Jahren den Sprung in die Zwei-Trauben-Klasse schaffte. Insgesamt 17 Betriebe mit einer und mehr Trauben werden ausführlich besprochen, drei weitere sind empfehlenswert.
Baden: »Winzer des Jahres« ist Bernhard Huber
Das große Anbaugebiet zwischen Bergstraße und Bodensee kann mir einer bemerkenswerten Premiere aufwarten: Erstmals kommt ein »Winzer des Jahres« aus Baden. Als Sahnehäubchen bekommt der Betrieb auch noch fünf Trauben und steigt damit in die Riege der weltbesten Erzeuger auf. Diese Ehre widerfährt Bernhard Huber aus Malterdingen, einer der bedeutenden Rotweinpioniere im Land, der wie kaum ein anderer mit den Burgundersorten umzugehen weiß. Mittlerweile sind auch seine Weißweine auf Top-Niveau, bestätigen die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.
Ansonsten gab es in den Rängen mit vier, drei und zwei Trauben kaum Bewegungen, sieht man einmal vom Aufstieg des Weingutes Schlör (jetzt drei Trauben) und der Aufwertung des Weingutes Klumpp (jetzt zwei Trauben) ab. Auffällig ist die große Dynamik, die sich im Eingangsbereich der Traubenränge eingestellt hat. Sage und schreibe acht neue Betriebe bekamen erstmals eine Traube verliehen, die gleiche Zahl von Erzeugern steht bereits an der Schwelle und kann sich Hoffnungen für das kommende Jahr machen.
Überregional räumten Badener Betriebe diesmal vor allem bei den weißen Burgundersorten ab. In der Top Ten stellen sie die Hälfte der Weine. Einen Doppelschlag landete das Weingut Reinhold und Cornelia Schneider in Endingen mit einem Ruländer und einem Weißburgunder, ebenso wie Salwey in Oberrotweil, der einen Grauen und einen Weißen Burgunder platzieren konnte. Bernhard Hubers Grauburgunder R aus dem Bienenberg rundet den Badener Erfolg ab. Huber brachte auch zwei seiner Sekte unter die zehn besten des ganzen Landes.
Insgesamt werden im neuen Gault Millau WeinGuide 83 Erzeuger aus Baden ausführlich dargestellt, weitere 37 Betriebe gelten als empfehlenswert. Darunter ist ein ganzer Schwung an Neulingen.
Franken: »Gutsverwalter des Jahres« aus Castell
Der »Gutsverwalter des Jahres« kommt aus Franken. Es ist Karl-Heinz Rebitzer vom Fürstlich Castellschen Domänenamt. Rebitzer ist geradezu ein Urgestein der fränkischen Szene und seit nunmehr 40 Jahren bei Castell in Amt und Würden. Diese Treue und zugleich die Bescheidenheit des Verwalters, der seine Erfolge immer als Leistung des ganzen Teams sieht, möchten die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, mit dieser Auszeichnung besonders ehren.
Die fränkische Betriebshierarchie ist an der Spitze mit dem Vier-Trauben-Trio von Fürst Castell, Rudolf Fürst und Horst Sauer unverändert geblieben. Unter den Drei-Trauben-Gütern rangiert jetzt Rainer Sauer aus Escherndorf, der sich kontinuierlich nach vorn gearbeitet hat. Aufsteiger mit zwei Trauben sind Brügel in Greuth, Reiss in Würzburg und die Winzer Sommerach. Die Zahl der Nachrücker bleibt hoch. Insgesamt fünf Betrieben verlieh die Redaktion die erste Traube.
Franken gehört zu den wenigen Regionen in Deutschland, wo 2006 sehr guter Ergebnisse erzielt werden konnten. Als der große Regen Anfang Oktober kam, waren viele mit der Traubenlese fast schon fertig. Entsprechend wenig Probleme mit Fäulnis gab es. Und da die Witterung regional sehr unterschiedlich ausfiel, hat der Jahrgang die ganze Palette der Qualitäten zu bieten. Vor allem der Silvaner ist auf breiter Front sehr gut ausgefallen, haben die strengen Verkoster notiert. Allerdings haben es manche Winzer mit dem Alkohol übertrieben. Kabinettweine mit 13 und mehr Volumeprozent sind keine Seltenheit.
Insgesamt werden 54 Güter und ihre Weine im neuen Gault Millau WeinGuide ausführlich vorgestellt, 34 weitere schafften die Aufnahme in die Rubrik der empfehlenswerten Betriebe.
Hessische Bergstraße: Meist nur recht einfache Trinkweine
Das kleine Gebiet zwischen Darmstadt und Heppenheim schöpft derzeit seine Möglichkeiten nicht voll aus. Diese mäßige Bilanz, welche die Autoren bereits im Vorjahr ziehen mussten, bestätigte sich im Jahrgang 2006 mit Nachdruck. Viele Winzer scheinen sich mit der Erzeugung einfacher Tinkweine zufrieden zu geben, monieren die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.
Hinzu kommt, dass nach den Beobachtungen der Autoren das Staatsweingut in Bensheim derzeit seine Leistung nicht voll abrufen kann und das Weingut der Stadt Bensheim mit dem Jahrgang 2006 nahezu Schiffbruch erlitt. Für die Region ist es in dieser Situation ein Segen, dass wenigstens das Weingut Simon-Bürkle bei den trockenen und halbtrockenen Weinen den Ton in der Region angeben kann. Und auch die Bergsträßer Winzergenossenschaft kamen mit dem schwierigen Jahrgang 2006 überraschend gut zurecht. Das gilt auch für das Weingut Edling in Roßdorf, einziger Neuling in der Traubenklasse. Die Hierarchie der Spitzenbetriebe an der Hessischen Bergstraße präsentiert sich wie im Vorjahr. Hinter dem Staatsweingut, schwache drei Trauben, folgen das Weingut Simon-Bürkle sowie das der Stadt Bensheim mit jeweils zwei. Mit einer Traube sind die Genossenschaft der Bergsträßer Winzer in Heppenheim sowie das Weingut Rothweiler in Bensheim ausgezeichnet, dazu kommt Neuling Edling. Drei weitere Betriebe sind als empfehlenswert eingestuft.
Mittelrhein: Vier Güter bilden die Spitzengruppe
An der Spitze des kleinen Gebietes zwischen Bingen und Bonn schält sich immer mehr eine Vierergruppe heraus. Neben dem nach wie vor führenden Weingart und Mathias Müller, beide in Spay, sind es die altrenommierten Betriebe Toni Jost und Ratzenberger in Bacharach, die durch steigende Leistungen erheblich aufgeschlossen haben. Die beiden anderen Drei-Traubenbetriebe, Didinger, vor allem aber August und Thomas Perll, haben offenbar ein wenig den Anschluss verloren, stellen die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, fest.
Die um sich greifende Fäulnis führte auch am Mittelrhein zu einem hektischen Herbst. Dass es dabei an der Reife der Trauben nicht fehlte, beweist der Blick auf manches Etikett, vor allem beim trockenen Wein. Rieslinge mit 14, sogar mit 15 und mehr Volumenprozent Alkohol, bilden die Kehrseite der Medaille eines reifen Jahrgangs. Dass solche Weine dann auch noch das Prädikat Kabinett tragen, halten die Autoren für abträglich und für eine Irreführung der Verbraucher.
Alles in allem bleibt das von rund 450 Hektar Steillagen geprägte romantische Rheintal, vor einigen Jahren zum Weltkulturerbe erklärt, in den Händen von einigen leistungsfähigen Familienbetrieben, wovon der neue Gault Millau WeinGuide 18 in der Traubenklasse vorstellt. Dazu kommen immerhin noch neun »weitere empfehlenswerte Betriebe«. Neu in dieser Gruppe ist das Weinhaus Wagner in Koblenz, aus dem auch die Mittelrhein-Weinkönigin Christina Wagner stammt.
Mosel-Saar-Ruwer: Titel »Kollektion des Jahres« geht an Fritz Haag
Nach dem überragenden Jahrgang 2005 mussten auch die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer kleinere Brötchen backen. Doch eine Kategorie lassen sich die Moselwinzer offenbar von gar keinem mehr streitig machen. Im Jahrgang 2006 wurden nirgendwo sonst bessere Riesling Auslesen erzeugt als in diesem nördlichen Anbaugebiet. Nicht ein Wein aus einer anderen Region schaffte diesmal den Sprung in die Hitliste der besten zehn Auslesen des Jahrgangs. »Eine solche Alleinstellung eines Gebietes in einer Kategorie unserer Spitzenreiter gab es noch nie«, lautet denn auch das Fazit der Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne.
Den begehrten Titel »Kollektion des Jahres« erhält das Weingut Fritz Haag in Brauneberg. Kein anderer Betrieb hat im Jahrgang 2006 ein solch überzeugendes Sortiment vorgestellt. Selbst die einfachen Gutsweine haben Format, alle anderen Weine haben 90 und mehr Punkte. Gekrönt wird die Serie von einer genialen Trockenbeerenauslese, die die Traumnote 100 erhielt. Nur wenige Weine haben dies in 15 Jahren WeinGuide bisher erreicht. Einer davon war eine 1994er Trockenbeerenauslese aus dem gleichen Weingut, übrigens der erste 100-Punkte-Wein in der Geschichte des WeinGuide.
Bei den Vier-Trauben-Betrieben gab es Veränderungen. Während Grans-Fassian erst mal in der Drei-Trauben-Riege eine Pause einlegen muss, darf sich das Weingut Vollenweider über die vierte Traube freuen. Auch die Drei-Trauben-Gruppe bekam Zuwachs: mit Meulenhof in Erden und mit Rückkehrer Dr. Heinz Wagner in Saarburg. In der Zwei-Trauben-Klasse gab es jeweils drei Auf- und Abstiege. Große Dynamik herrscht eine Stufe darunter. Insgesamt acht Güter dürfen sich über ihre erste Traube freuen. Auch unter den Empfehlenswerten gibt es einige Entdeckungen zu machen.
Insgesamt 108 Betriebe und ihre Weine haben die Autoren an Mosel, Saar und Ruwer ausführlich besprochen, soviel wie in keiner anderen deutschen Weinregion. Dazu kommen 56 als empfehlenswert eingestufte Güter.
Nahe: Dönnhoff stellt den besten trockenen Riesling
Der beste trockene Riesling des Jahrgangs 2006 kommt von der Nahe. Helmut Dönnhoff hat mit seinem »Großen Gewächs« aus der Niederhäuser Hermannshöhle bei der Bundesfinalprobe die gesamte Konkurrenz hinter sich gelassen. Die strengen Verkoster waren begeistert von der »aufrüttelnden Mineralität dieses Weines, der eine nahezu perfekte Aufarbeitung einer großen Rieslinglage darstellt«, loben die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne.
Konkurrenz gab es für Dönnhoff aber keineswegs nur aus anderen Anbaugebieten, sondern vor allem auch aus der eigenen Region. Zweimal gelang nämlich einem Wein aus dem Monzinger Halenberg der Sprung unter die besten zehn trockenen Rieslinge des Jahrgangs. Das Große Gewächs von Emrich-Schönleber hat die Tester beeindruckt mit seinem hohen Extrakt und enormen Nachhall. Der zweite Halenberg von Schäfer-Fröhlich in Bockenau überzeugte vor allem mit vollreifem Aprikosenduft und animierendem Säurespiel. Auch bei den Spätlesen landeten zwei Rieslinge von der Nahe in der vorderen Spitzengruppe. Die Traiser Bastei von Dr. Crusius belegt gar den zweiten Platz und musste sich nur einer Mosel-Spätlese von Fritz Haag geschlagen geben, der immerhin die Kollektion des Jahres stellt. Auf Rang drei der besten Riesling Spätlesen des Landes steht Helmut Dönnhoff, auch hier mit einer Hermannshöhle.
Die Aufsteiger kommen diesmal von der unteren Nahe. Die Weingüter Theo Enk in Dorsheim und Poss in Windesheim können sich über die zweite Traube freuen. Werner Marx in Windesheim wurde neu in die Traubenklasse aufgenommen. Insgesamt 36 Betriebe haben die Autoren ausführlich beschrieben und deren Weine bewertet, 13 weitere werden empfohlen. Auf eine Bewertung des Schlossgutes Diel in Burg Layen wird verzichtet, weil Armin Diel Mitherausgeber des Gault Millau WeinGuide ist.
Pfalz: Becker siegt zum fünften Mal in Folge
Erneut stellt die Pfalz den besten Rotwein in ganz Deutschland. »Es scheint gerade so, als ob Friedrich Becker diese Ehrung zu einem festen Programmpunkt ausgebaut hat«, kommentieren die beiden Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, den fünften Sieg des Schweigener Rotwein-Stars in Folge. Auch im Jahrgang 2005 kam an Beckers Spätburgunder Tafelwein die Konkurrenz nicht vorbei. Becker konnte noch zwei weitere Weine in der Top Ten platzieren ? eine einzigartige Leistung. Ähnlich erfolgreich wie der Schweigener Rotwein-Magier ist derzeit in der Pfalz nur noch Hansjörg Rebholz. Der Siebeldinger zog auch diesmal wieder alle Register. Gleich zwei Platzierungen gelangen Rebholz bei den 2006er weißen Burgundersorten mit seinem Chardonnay und der »Cuvée ?no«. Und bei den besten Winzersekten stellt Rebholz sogar den Sieger mit dem 2004 »?no« Brut. Einen weiteren Siegerwein steuert das Weingut Dr. Wehrheim bei. Das Weißburgunder »Große Gewächs« aus dem Birkweiler Mandelberg ließ alle Mitbewerber hinter sich. Nur beim trockenen Riesling sahnten die Pfälzer nicht ganz so souverän ab wie in den Vorjahren, sicherlich auch ein Tribut an den problematischen Jahrgang 2006.
Weiterhin führt Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen die Phalanx der Spitzenbetriebe der Pfalz an. Dem einzigen Fünf-Trauben-Betrieb folgen zehn Vier-Trauben-Güter. Die Drei-Trauben-Kategorie hat Zuwachs bekommen. Der Benderhof in Kallstadt und das Weingut Siener in Birkweiler sind die Aufsteiger. Den Sprung in die Zwei-Trauben-Klasse schafften Ludi Neiss in Kindenheim und Porzelt in Klingenmünster. Insgesamt fünf neue Betriebe wurden in die Traubenklasse aufgenommen: Odinstal in Wachenheim, Rings in Freinsheim, Rössler-Schneider in St. Martin, Schenk-Siebert in Sausenheim und der Stephanshof in Asselheim.
Insgesamt zählen die Autoren 84 Erzeuger zur Gebietsspitze und widmen ihnen mindestens eine halbe Seite. Außerdem werden 36 weitere Betriebe empfohlen.
Rheingau: Michael Trenz ist »Entdeckung des Jahres«
Große Traditionsgüter gaben in dieser Region über viele Jahre den Ton an. Mittlerweile haben meist ehrgeizige Familienbetriebe das Sagen. Und auch der Nachwuchs steht in den Startlöchern. Das beweist nicht zuletzt Micheal Trenz, den die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne, zur Entdeckung des Jahres kürten. Das Weingut Trenz in Geisenheim-Johannisberg ist ein gelungenes Beispiel dafür, was Winzerfamilien erreichen können, wenn alle Mitglieder an einem Strang ziehen. Zu den zehn besten Sekten des Landes gehören gleich drei aus dem Rheingau. Sie kommen von Mohr Erben, aus dem Sekthaus Solter und vom Weingut Barth. Grandios der Auftritt des Weingutes Kesseler. Der Assmannshäuser stellt den zweitbesten 2005er Spätburgunder des Landes, nur knapp geschlagen von Dauersieger Friedrich Becker aus der Pfalz. Auch bei den besten trockenen Rieslingen sprechen Rheingauer ein gehöriges Wörtchen mit. Georg Breuer und Schloss Johannisberg stellen Weine, die zu den besten Fünf in ganz Deutschland gehören. Johannisberg zeigte gar den besten trockenen Wein in der gesamten Gutsgeschichte.
In der Hitliste der besten Rheingauer Betriebe gibt es einige Veränderungen. An der Spitze mit fünf Trauben steht nach wie vor unangefochten das Weingut Robert Weil in Kiedrich. Dahinter machen die Weingüter Josef Leitz in Rüdesheim und August Kesseler in Assmannshausen derzeit die beste Figur. Eine Pause in der Drei-Trauben-Zone absolviert erst einmal das Weingut Peter Jakob Kühn. In diese Kategorie vorgerückt ist das Weingut Querbach. Gleich sieben Aufsteiger verzeichnet die Zwei-Trauben-Klasse: Diefenhardt, Himmel, Koegler, Mohr, Ottes, Solter und Trenz ernten den Lorbeer.
Im neuen Gault Millau WeinGuide werden insgesamt 60 Güter und ihre Weine ausführlich vorgestellt. Sieben weitere empfehlenswerte Betriebe runden das Angebot aus dieser Region ab.
Rheinhessen: Dynamische Betriebe rücken in Trauben-Kategorie auf
Seit Jahren schon kennzeichnet der Gault Millau WeinGuide Rheinhessen als die dynamischste Region in ganz Deutschland. Das dokumentiert sich in der neuesten Ausgabe des Führers vor allem in der Ein-Trauben-Kategorie. Allein sieben Güter schafften den Sprung in diese Zone: Becker Landgraf in Gau-Odernheim, Guntrum in Nierstein, Hofmann in Appenheim, Landgraf in Saulheim, Raddeck in Nierstein, Thörle in Saulheim und Wernersbach in Dittelsheim-Hessloch.
»Eine tolle Entwicklung, die zeigt, welche Kreativität in diesem Anbaugebiet steckt«, kommentieren die Herausgeber des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne. Die Ausnahme-Güter Keller in Flörsheim-Dalsheim (5 Trauben) und Wittmann in Westhofen (4 Trauben) stehen zusammen mit Gunderloch (4 Trauben) weiterhin einsam an der Gebietsspitze. Wenn auch die trockenen Rieslinge Kellers nicht ganz so glänzen wie in den Vorjahren, so sind sie doch nach wie vor wegweisend für alle Winzer, die in Rheinhessen kompromisslos auf Qualität setzen wollen.
Und auch in anderen Kategorien setzt Keller nach wie vor die Maßstäbe, sei es bei den Edelsüßen und auch bei den Rotweinen. Auch Wittmann zeigte im Jahrgang 2006 erneut eine starke Leistung.
Viele Betriebe hatten in dem schwierigen Jahrgang 2006 zu kämpfen, was sich auch den Verkostungen bemerkbar machte. Und doch gibt es sie, die Erfolge des Jahrgangs, und so sehen sie aus: grundehrliche weiße Burgunderweine, aufregende Scheureben, Silvaner mit toller Frucht und feinnervige Rieslinge. Sie zu finden war in diesem uneinheitlichen Jahr nicht so einfach, doch die kritischen Tester haben nach intensiven Verkostungen sogar etliche Schnäppchen-Weine ausfindig gemacht. Insgesamt 64 Trauben-Betriebe werden ausführlich beschrieben. 49 weitere sind als »empfehlenswert« eingestuft, darunter etliche Neulinge.
Saale-Unstrut: Auch am Rand des Harzes wächst guter Wein
Nach wie vor führt das Weingut Pawis in Freyburg die Hitliste der besten Betriebe an Saale und Unstrut souverän an. »Viele seiner Weine können auch bundesweit bestehen «, stellen die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne lobend fest. Bernhard Pawis steht allein an der Spitze des nördlichsten Weinbaugebietes in Europa. Mit zwei Trauben haben sich der Winzerhof Gussek in Naumburg und das Weingut Lützkendorf in Bad Kösen hinter ihn gesetzt. Ihnen zugesellt hat sich jetzt Klaus Böhme aus Kirchscheidungen, der sich jetzt ebenfalls mit zwei Trauben schmücken kann. Neben dem Thüringer Weingut Bad Sulza trägt jetzt als Neuling auch das Harzer Weingut Kirmann in Westerhausen eine Traube. Dieser Betrieb beweist, dass sich auch außerhalb des Kerngebiets gute Weine erzeugen lassen, finden die Autoren.
Weitere sieben Betriebe halten sie für empfehlenswert. Darunter sind auch die Winzervereinigung Freyburg, das Landesweingut Kloster Pforta und die Naumburger Wein- und Sektmanufaktur.
Sachsen: Der Aufschwung ist ungebrochen
Im östlichsten Anbaugebiet der Republik ist der Aufschwung ungebrochen. Während sich Schloss Proschwitz in Meißen und Klaus Zimmerling in Dresden-Pillnitz in der Drei-Trauben-Klasse etabliert haben, hat die Gebiets-Hierarchie weiteren Zuwachs bekommen. Zum einen packte das Sächsische Staatsweingut auf Schloss Wackerbarth in Radebeul souverän den Aufstieg zur zweiten Traube und bestätigte damit nachträglich die Auszeichnung von Sonja Schilg zur »Gutsverwalterin des Jahres« aus dem Vorjahr.
Zum anderen kehrt mit dem Weingut Vinzenz Richter in Meißen ein alter Bekannter in die Traubenklasse zurück. Inhaber Thomas Herrlich hatte hier schon vor einigen Jahren ein Gastspiel, erinnern sich die Chefredakteure des Gault Millau WeinGuide, Armin Diel und Joel Payne. Jetzt sind es ingesamt schon sechs Güter, die mit einer oder mehr Trauben ausgezeichnet wurden. Dazu kommen noch vier empfehlenswerte Betriebe, wobei Frédéric Fourré in Radebeul und Steffen Loose in Niederau zum ersten Male in diese Kategorie vorgestoßen sind.
Die strengen Tester probierten vom Jahrgang 2006 saubere Weine mit ansprechender Säure, wenn auch echte Spitzenweine spärlich gesät sind. Die Fäulnisprobleme anderer Regionen blieben den Sachsen weitgehend erspart.
Württemberg: Traditionsbetriebe in Aufbruchstimmung
Rainer Schnaitmann und Gert Aldinger, beide aus Fellbach und beide schon einmal »Aufsteiger des Jahres« im WeinGuide, führen nach wie vor die Spitze der besten Betriebe im Ländle an. Doch der Abstand zu den Verfolgern ist ein wenig geringer geworden, seit Ernst Dautel in Bönnigheim zu alter Form zurückfindet und auch andere Traditionsbetriebe, wie etwa Graf Neipperg in Schwaigern oder auch Drautz-Able in Heilbronn, zu neuen Ufern aufbrechen. Diese Entwicklung in Württemberg stellen die Chefredakteure Armin Diel und Joel Payne im neuen WeinGuide heraus.
In der Hierarchie der besten Betriebe aber hat sich nichts bewegt. Dazu waren die Ergebnisse des problematischen Jahrgangs 2006 auch kaum geeignet. Zudem fiel bei den Verkostungen auf, dass einige »Große Gewächse« diesen Namen nicht verdienen und mancher im Barriquefass ausgebaute Tropfen mehr Holz mitbekommen hatte, als ihm gut tat. Ungebrochen ist die Experimentierfreude im Ländle. Vor allem der Sauvignon blanc entwickelt sich zum Lieblingskind der Winzer ? mit teilweise bemerkenswerten Ergebnissen. Die Autoren verzeichnen wieder Neuzugänge. Aufgestiegen in die Ein-Trauben-Klasse ist der von Nanna und Ulrich Eißler geführte Steinbachhof in Vaihingen-Gündelbach. Auch das Löwensteiner Familiengut von Jürgen Zipf schaffte den Sprung in die Traubenklasse. Damit haben sich nun alle Mitglieder der bemerkenswerten Vereinigung »Junges Schwaben« in den Traubenrängen des WeinGuide angekommen.
Die Autoren stellen die 34 besten Betriebe des Anbaugebietes ausführlich mitsamt ihren Weinen vor und geben 21 weitere Empfehlungen, die oft zu interessanten und noch immer preiswerten Weinen führen.
Quelle: Gaullt Millau