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Jahrgang 2014: Ausführlicher Lesebericht des DWI

Ein Blick in die Anbaugebiete

Der Jahrgang 2014 stellte die Winzer im Weinberg vor viele Herausforderungen, die sie dank schlagkräftiger Lese und guter Selektion hervorragend gemeistert haben. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) betont, können sich die Weinfreunde auf harmonisch frische Tropfen des neuen Jahrgangs freuen, die mit ihrer überwiegend leichteren Art am Puls der Zeit liegen.

dwi ernte 2014

Momentaufnahme von der Weinlese 2014.
© DWI | www.deutscheweine.de

Aber auch hochreife Trauben für gehaltvolle Menüweine und für edelsüße Spezialitäten seien geerntet worden. Die Chancen für Eisweine dürften in diesem Jahr allerdings eher gering sein. Mit insgesamt 9,3 Millionen hl liegt die bundesweit erwartete Erntemenge elf Prozent über der des Vorjahres und übertrifft leicht das Zehnjahresmittel von knapp 9,2 Millionen Hektolitern. Das sorgt auch auf der Preisfront für Beruhigung.

Alles in allem präsentiert sich 2014 als ein marktgerechter Jahrgang, der viel Genuss verspricht. Wie sich die Lage in den 13 deutschen Anbaugebieten darstellt hat das DWI nachfolgend zusammengefasst.


Ahr: Mengenverluste, aber gesunde Trauben


Die gute Nachricht zuerst: In einem kleinen Rotweingebiet könnte die eingewanderte japanische Kirschessigfliege, die mit Vorliebe rote Beeren befällt, verheerende Schäden anrichten. Doch so weit ist es in diesem Jahr nicht gekommen. Denn glücklicherweise findet sie an Spätburgundertrauben wenig Gefallen. Aber einen ruhigen Herbst hatten die Ahrwinzer trotzdem nicht. Ende September begann die Hauptlese nach einem sehr regenreichen Juli und August. 2014 fiel an der Ahr die doppelte Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen Sommers. Das schöne Frühjahr hatte die Entwicklung der Trauben zunächst beschleunigt. So setzte der Austrieb der Reben schon Anfang April ein und die Rebblüte Anfang Juni, was zu optimistischen Schätzungen Anlass gab. Doch war im Laufe des Sommers der Vorsprung zusammengeschmolzen.

Ungünstiges regenreiches Wetter in den Lesewochen erforderte viel Selektionsarbeit. Da im Oktober die Sonne zum Vorschein kam, konnten auch noch sehr reife und gesunde Trauben mit guten Mostgewichte eingebracht werden. Ohne die erforderliche Traubenselektion hätten die Mengen je nach Betrieb zwischen 20 und 30 Prozent höher ausfallen können. So belaufen sich die Schätzungen auf rund 45.000 Hektoliter, was aber dennoch einem Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und auch deutlich über dem Zehnjahresmittel von 40.000 Hektolitern liegt.


Baden: Vorsprung durch Milde


Einen nennenswerten Winter hatte es in Baden nicht gegeben. Entsprechend früh startete die Vegetationsphase bereits in der letzten Märzdekade, verzögerte sich dann durch kühles Wetter leicht bis zur Rebblüte, die in frühen Gebieten schon um den 20. Mai einsetzte. Dank einer einer Hitzeperiode Anfang Juni, verlief die Rebblüte überall recht gut, von einigen Verrieselungsfällen abgesehen. Kräftige Regenfälle Anfang Juli beschleunigten das Wachstum der Reben, sodass der Entwicklungsvorsprung bis August etwa 18 Tage vor dem langjährigen Mittel lag. Sogar das sehr frühe Jahr 2011 wurde teilweise übertroffen.

Gesundheitszustand und Wasserversorgung der Reben waren bis zur Ernte hervorragend.Für einen Wermutstropfen sorgte die Kirschessigfliege, die seit 2011 in den badischen Weinlagen beobachtet wird. Erstmals waren Bekämpfungsmaßnahmen nötig. Mit der Lese wurde am 25. August begonnen; die Hauptlese setzte Anfang September ein. Durch das warme, sonnige Wetter konnten die Trauben in den letzten Tagen vor der Lese noch deutlich mehr Zucker bilden und die Säure entsprechend abbauen. Erntemenge und Ertrag liegen voraussichtlich über den Ergebnissen von 2013. Mit geschätzten 1,35 Mio. Hektolitern wird die Menge von 2013 um 25 Prozent übertroffen. Besonders gute Erträge erbrachten Müller-Thurgau und Gutedel, gefolgt von den Burgundersorten.

Wegen der geringen Weinbeständen aus früheren Ernten und des sehr guten Zustands der Reben wurde die vermarktungsfähige Weinmenge in Baden von 90 auf 100 hl/ha angehoben. Insgesamt erwartet man im südlichsten deutschen Anbaugebiet einen quantitativ und qualitativ guten Jahrgang 2014.


Franken: Klimawandel lässt grüßen


Der Jahrgang 2014 hielt die fränkischen Winzer in Atem. „Die Vorboten des Klimawandels, der uns nicht nur eine bessere Traubenreife, sondern auch verstärkt Probleme mit neuen Schädlingen und Wetterextremen bescheren kann, wurden sehr deutlich“, fasst man bei der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim zusammen. Zu den Extremen zählten ein überdurchschnittlich warmer und trockener Winter, der sonnigste März seit 1953 und ein Austrieb, der 20 Tage früher als im Durchschnitt einsetzte. Allerdings sorgte der Mai mit einem kalten Beginn und vereinzelten Frostschäden für einen kleinen Dämpfer.

Die Rebblüte beim Müller-Thurgau begann am 7. Juni immer noch 13 Tage früher als normal. Die Hitzewelle Mitte Juni brachte die Blüte schnell zum Abschluss, nur vereinzelt gab es Verrieselungsschäden. Im Juli kamen endlich die ersehnten Niederschläge, gelegentlich in Form von Gewittern. Statt Hochsommer brachte der August zu viel Regen, der dazu führte, dass sich die Beeren mit Wasser vollsogen und manchmal die Schalen aufplatzten. Gute Laubarbeit verhinderte hier weitergehende Schäden an den Trauben. Schwieriger waren die von der Kirschessigfliege verursachten Probleme an roten Traubensorten, die sehr früh geerntet werden mussten, um einen Totalverlust zu verhindern.

Um Würzburg richtete am 11. September ein Hagelschauer Schäden an, die allein in der Lage Würzburger Stein 20 bis 30 % der Fläche beeinträchtigten. Um gesundes Lesegut einzubringen, war die fränkische Weinernte bis Ende September außergewöhnlich schnell weitgehend abgeschlossen. Dank eines trockenen und warmen Oktoberstarts konnten zum Finale auch noch sehr gute Qualitäten geerntet werden.

Der Gesamtertrag bleibt durch den hohen Selektionsbedarf 20 bis 30 Prozent unter den ursprünglich sehr positiven Erwartungen. Dennoch liegt die Erntemenge mit rund 490.000 Hektolitern etwa 13 Prozent über dem Vorjahresniveau und leicht über dem langjährigen Mittel. Bei einem Durchschnittsertrag von 81 hl/ha und einem mittleren Mostgewicht von 85 ° Oechsle freut man sich in Franken über eine insgesamt marktgerechte 2014er Ernte.


Hessische Bergstraße: Zufriedenstellender Ertrag, durchwachsenes Wetter


Der milde und regenreiche Winter 2013/2014 führte zu einer guten Wasserversorgung der Rebflächen. Der warme und trockene März sorgte dann für eine rasche Erwärmung der Böden und damit für einen sehr frühen Vegetationsstart. Schon am 2. April fand bei den Burgundersorten der Austrieb statt – 18 Tage früher als im langjährigen Mittel und ähnlich früh wie in den Jahren 2007, 2009 und 2011.

Zwar führte das etwas kühlere und wechselhafte Wetter des restlichen Aprils zu einer leichten Verringerung des Vegetationsvorsprungs, doch der Mai war schon wieder warm. Bereits am 22. Mai konnten nach rasantem Rebenwachstum die ersten aufblühenden Gescheine registriert werden. Hochsommerliche Temperaturen um Pfingsten herum sorgten bei den Rieslingen für eine „Turboblüte“. Schon Mitte Juni war das Stadium „Erbsengröße“ erreicht – wieder ein Vorsprung von 17 bis 18 Tagen. Günstige Temperaturen und der erhoffte Niederschlag in der zweiten Juliwoche sorgten zunächst für eine anhaltend rasche Rebenentwicklung, die durch den regnerischen und kühlen August wieder gebremst wurde. Am 2. September wurde beim Frühburgunder mit der Lese begonnen. Aufmerksamkeit erforderte das auch hier erstmalige Auftreten der Kirschessigfliege besonders in den Dornfelderanlagen.

Ende September waren bereits zwei Drittel der Ernte an der Bergstraße eingebracht. 70 bis 74 hl/ha sind geerntet worden, was nach sechs Jahren mit magerem Ertrag erstmals wieder eine durchschnittliche Ernte bedeutete. Die Erntemenge liegt mit etwa 31.000 Hektolitern erfreulich 41 % über dem unverhältnismäßig kleinen Vorjahresergebnis von 22.000 Hektolitern und übertrifft auch den Zehnjahresdurchschnitt um drei Prozent. Mit den Qualitäten des Jahrgangs 2014 ist man an der Hessischen Bergstraße ebenfalls zufrieden. Der Prädikatsweinanteil beläuft sich auf etwa 70 Prozent.


Mittelrhein: Für Überraschungen gut


Manchmal ist es beim Wein wie beim Fußball: In den letzten Minuten dreht sich ein Spiel. Bis zum Sommer hatte es für die Winzer am Mittelrhein nach einem sehr warmen und trockenen Frühjahr sehr gut ausgesehen. Der Vorsprung beim Austrieb am 8. April betrug drei Wochen - der früheste Termin seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch die vergleichsweise frühe Blüte verlief zügig und versprach gute Trauben mit großen Beeren. „Wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft in Brasilien so stürmt wie derzeitige Vegetation in den Weinbergen, dann sind die Chancen auf den Titel sehr gut“, hieß es am 11. Juni beim offiziellen Beratungsdienst optimistisch.

Zum Reifebeginn am 10. August war beim Riesling der Vorsprung allerdings auf eine Woche zusammengeschmolzen; der kühle und nasse Sommer hatte das Reifetempo deutlich verlangsamt. Die Mostgewichte nahmen pro Woche nur um 5 bis 7 Grad Oechsle zu, während in günstigen Jahren Steigerungen um bis zu 15 Grad Oechsle zu verzeichnen sind. Im September bedrohte sehr feuchtes Wetter mit Starkregen die Trauben. Also musste schnell gelesen und sorgfältig selektioniert werden. Dadurch wurde der Ertrag in einigen Weinbergen um mehr als die Hälfte verringert. Ein kleiner Trost: Die Kirschessigfliege richtete am Mittelrhein nicht viel Schaden an, da die roten Sorten dort nur einen kleinen Anteil haben.

Das zunächst schöne Wetter Anfang Oktober sorgte dafür, dass die letzten Trauben noch gesund eingebracht werden konnten, doch durch anhaltenden Regen vom 7. bis 9. Oktober erfolgte dann der „Abpfiff“. Insgesamt ist das Mengenergebnis mit rund 33.000 Hektoliter viel besser als im Vorjahr (24.000 hl) und liegt leicht über dem Durchschnitt. Die Mostgewichte sind aufgrund der frühen Lese etwas niedriger. Beim Riesling liegen sie im Schnitt bei 75° Oechsle. Insgesamt gesehen reift am Mittelrhein ein interessanter Jahrgang 2014 mit leichten, spritzigen Weine heran.


Mosel: Jahr der Gegensätze


Gute Nerven und Fingerspitzengefühl wurden den Winzern an Mosel, Saar und Ruwer bei der Weinlese 2014 abverlangt. Die Wetterkapriolen im Sommer und Frühherbst sorgten für ständig wechselnde Vorzeichen und brachten für die Winzer viele, teils extreme Gegensätze. Die Reifeentwicklung hatte zunächst recht früh begonnen, der Austrieb begann am 10. April. Doch in der zweiten Aprilhälfte sanken die Temperaturen, vereinzelt kam es sogar durch zwei Frostnächte am 17. April und 4. Mai zu Schäden. Die Rebblüte setze Anfang Juni ein und war Mitte des Monats schon beendet – vielerorts eine „Bilderbuchblüte“.

Der nasse Sommer sorgte für ein starkes Wachstum, sodass die Winzer bei der Laubarbeit alle Hände voll zu tun hatten. Der Gesundheitszustand der Reben war bis August gut. Probleme verursachten insbesondere tierische Schädlinge, die durch den warmen Winter in einer günstigen Ausgangslage gestartet waren. Die an der Mosel erstmals festgestellte Kirschessigfliege gefährdete die roten Sorten, die jedoch mit rund 10 Prozent nur einen relativ kleinen Anteil an der Mosel ausmachen. Insbesondere die feuchte Witterung zur Erntezeit stellte die Erntehelfer vor große Herausforderungen; um gesundes Lesegut einzubringen, musste intensiv selektioniert sowie frühzeitig und schnell gelesen werden. Viele Betriebe hatten ihre Erntehelfer für einen späteren Zeitpunkt bestellt und waren von daher auf knappe Personalreserven angewiesen.

Die Gesamternte beläuft sich an der Mosel nach den jüngsten Schätzungen auf rund 900.000 Hektoliter (2013: 627.000), allerdings mit relativ großen regionalen Unterschieden: Während vor allem an der Terrassenmosel wesentlich weniger geerntet wurde als erwartet, konnten die Winzer in Teilen der Mittelmosel und im Raum Trier höhere Erträge einbringen. Der hohe Arbeitsaufwand und das Fingerspitzengefühl bei der Lese zahlten sich letztlich aus und belohnte die Betriebe mit guten Qualitäten. Das Gros der geernteten Weine liegt im Bereich von Qualitätswein bis Spätlese, das durchschnittliche Mostgewicht beim Riesling betrug 75 Grad Oechsle. Aber auch Auslesen, Beeren- und Trockenbeerenauslesen wurden geerntet. Die ersten 2014er Weine präsentieren sich mit hohen Extraktwerten, klarer Frucht und gut integrierter Fruchtsäure.


Nahe: Im grünen Bereich


Wie in den meisten deutschen Anbaugebieten setze auch an der Nahe die Vegetationsphase mit einigem Vorsprung ein, wie beispielsweise beim Riesling, der bereits am 12. April und damit drei Wochen früher als im Durchschnitt austrieb. Auch die gut verlaufene Rebblüte begann noch mit einem zweiwöchigen Vorsprung, der bedingt durch einen regnerischen August, bis zum Reifebeginn etwas zusammenschmolz. Dennoch gab es eine deutlich frühe Lese, denn Ende August wurden die Ernteaussichten durch Starkregen und regionalen Hagel merklich verschlechtert.

Im ausgehenden Sommer freuten sich die Winzer dank einer sehr guten Wasserversorgung über prall gefüllte Beeren. Zum Lesebeginn waren die Trauben in weiten Teilen gesund, da es im kühlen September auch trockene Perioden gab. Dies war insbesondere dort der Fall, wo durch gute Laubarbeit, Bodenpflege und Pflanzenschutz einem Befall durch Botrytis vorgebeugt worden war. Auch viele Silvaneranlagen zeichneten sich durch gesunde, ausgereifte Trauben aus. Die berüchtigte Kirschessigfliege kam etwas später an die Nahe als in andere Gebiete, bedingte aber auch hier teilweise eine sehr schnelle Lese bei den Rotweinsorten Frühburgunder, Regent, Portugieser und Dornfelder. Die Spätburgunderanlagen waren weniger betroffen.

Bei insgesamt durchschnittlichen Mostgewichten und Säurewerten lag die Erntemenge mit ca. 360.000 Hektoliter elf Prozent über dem Vorjahresertrag. Die ersten Jungweine präsentieren sich frisch und spritzig, mit gut eingebundener Säure.


Rheingau: Herausforderung gemeistert


Der viertwärmste Winter seit 1885 brachte im Rheingau keine für die Eisweinlese erforderlichen Minustemperaturen und das warme Frühjahr sorgte am 7. April für den frühesten Austrieb seit dem Beginn der Aufzeichnungen aus dem Jahr 1955. Naturgemäß ist die Gefahr von Spätfrösten bei so zeitigem Einsetzen der Vegetationsphase hoch; Mitte April und am 4. Mai, sanken die Temperatur in einzelnen Lagen bedrohlich nahe an den Gefrierpunkt, jedoch ohne allzu große Schäden anzurichten. Durch eine kühle Wetterphase Ende Mai begann die Rebblüte nur in warmen Lagen in der letzten Maiwoche, sonst Anfang Juni und war Mitte Juni schon optimal verlaufen.

Der Sommer kündigte sich im Juni mit einer kurzen Hitzewelle an. Bis in den Juli hinein blieb es sehr trocken, doch glichen die Niederschläge in der zweiten Julihälfte die Defizite mehr als aus. Im Juli/August gab es mehr als doppelt so viel Niederschlag wie im Durchschnitt. Der Krankheitsdruck stieg dadurch an, doch hielt der kühle August die Trauben gesund, bremste allerdings auch die Entwicklung der Reben. Wer durch richtige Laubarbeit für eine gute Belüftung gesorgt hatte, konnte einwandfreies Lesegut einbringen. Die Traubenlese begann durch die um zwei Wochen frühere Reifung der Trauben bereits Mitte September. Da es am 26. September stark regnete, mussten Riesling und Spätburgunder früher als geplant geerntet werden.

Die Erträge waren meist sehr zufriedenstellend. Mit erwarteten rund 250.000 Hektoliter dürfte die Erntemenge 10 Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt und ein gutes Drittel über dem Vorjahresergebnis liegen. „2014 waren die Winzer erneut gefordert, aber sie haben auch in diesem Jahr die Herausforderung gemeistert und qualitativ wie quantitativ eine gute Ernte eingefahren", so der Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt.


Rheinhessen: Wetterkapriolen, Turbo-Lese, dennoch stabiler Ertrag


Das Jahr startete warm und trocken, was die Reben zu einem extrem frühen Austrieb zwischen dem 4. und 10. April brachte. Es folgte eine Zitterpartie wegen mehrerer Einbrüche von polarer Kaltluft, die besonders am 16. April und am 4. Mai nur ganz knapp nicht zu Spätfrostschäden führte. Auch kalte Mainächte trugen dazu bei, dass es erst 50 Tage nach dem Austrieb, aber dennoch relativ früh in den ersten Junitagen zum Blütebeginn kam. Um Pfingsten herum wurde es heiß. Die Rebblüte verlief rasch und synchron, nach der Blüte waren 14 Tage Entwicklungsvorsprung zu verzeichnen, was die Winzer hoffungsfroh stimmte.

Der zwar warme, aber extrem nasse Juli minderte zunächst den zuvor in einigen Lagen aufgetretenen Trockenstress und brachte üppiges Wachstum, so dass in einigen Parzellen bis zu vier Mal Laub geschnitten werden musste. Der August war viel zu kühl und erheblich zu nass. Vielerorts fiel in Rheinhessen sogar das Dreifache des Monatssolls an Niederschlägen. Bei der ersten Reifemessung waren die Trauben bereits gut gefüllt und gesund. Die Mostgewichte ließen auf einen ausgezeichneten Jahrgang hoffen, wie auch der erste Federweißer, der bereits am 8. August gelesen wurde. Der September machte solche Aussichten jedoch zunichte. Es stellte sich eine dauerhaft mild-feuchte Wetterlage ein, die den Gesundheitszustand der Beeren bereits in der ersten Septemberwoche bedrohte. Dem konnte aber durch gute Laubarbeit entgegengewirkt werden. Das erste Auftreten der Kirschessigfliege machte eine vorzeitige Lese insbesondere von Portugieser und Dornfelder erforderlich.

Insgesamt erforderte die diesjährige Lese hohe Aufmerksamkeit, viel Selektion und verstärkten Arbeitskräfteeinsatz. In der ersten Oktoberwoche hatten die meisten Weingüter in Rheinhessen die Lese mit guten Qualitäten abgeschlossen. Alles in allem bewegen sich die Mengenerträge im größten Anbaugebiet Deutschlands mit rund 2,6 Millionen Hektoliter in etwa auf dem Niveau des Vorjahres und dem Zehnjahresdurchschnitt.


Pfalz: Schwieriges Jahr gemeistert, guter Ertrag


Während im vergangenen Jahr der Rebaustrieb so spät wie zuletzt 1987 verzeichnet wurde, fand er 2014 beispielsweise beim Riesling 18 Tage vor dem langjährigen Mittel statt – so früh wie noch nie. Spätfröste blieben in der Region meist aus oder wurden verhindert. Die Rebblüte fand nur wenig früher als im langjährigen Durchschnitt Anfang Juni statt. Überdurchschnittlich warme Temperaturen über Pfingsten führten zu einer raschen Entwicklung der Trauben. Der ausbliebende Regen musste Ende Juni in den Jungfeldern durch Bewässerung ausgeglichen werden. Der Vegetationsvorsprung betrug Ende Juli etwa drei Wochen gegenüber dem Vorjahr und etwa zehn Tage verglichen mit dem Durchschnittswert der letzten 25 Jahre.

Schon Mitte August begann die Lese der frühreifen – Rebsorten für die Federweißenbereitung. Erste Meldungen über das Auftreten der Kirschessigfliege erforderten hohe Aufmerksamkeit in den Weinbergen und sorgten für eine zeitige Lese der roten Rebsorten wie etwa dem Dornfelder bereits zu Septemberbeginn. Bis Anfang Oktober wurden bei den weißen und spät reifenden roten Rebsorten reife und gesunde Trauben geerntet. „Wir haben Trauben mit einer sehr guten physiologischen Reife eingebracht und können sehr fruchtbetonte, frische und harmonische Weine erwarten“, sagte Klaus Schneider, Vizepräsident des Weinbauverbands Pfalz.

Obgleich Spitzenmostgewichte aufgrund der Witterung eher die Ausnahme blieben, sind die präsentieren sich die ersten Jungweine sehr vielversprechend. Die weißen Sorten zeigen ein ausgewogenes Fruchtsäure-Süße-Verhältnis bei eher moderatem Alkoholgehalt. Insgesamt entspricht die Erntemenge der Pfalz mit voraussichtlich 2,2 Millionen Hektolitern dem langjährigen Durchschnitt.


Saale-Unstrut: Fruchtige Qualitätsweine, gute Erträge


Der Winter ließ sich warm und trocken an und brachte erst Ende Januar eisweintaugliche Minustemperaturen. Insgesamt war der Winter dennoch mit plus 3°C über dem langjährigen Durchschnitt recht warm. Für die Reben bedeutete dies das Ausbleiben von Augenschäden und die Hoffnung auf einen guten Austrieb. Lediglich die sehr geringen Niederschläge boten Anlass zur Sorge – an einem Standort im Gebiet wurden für die ersten drei Monate lediglich 35 mm Niederschlag gemessen. Die Temperaturen waren auch im Frühjahr sehr mild, so dass der Austrieb rund drei Wochen früher als in durchschnittlichen Jahren erfolgte.

Erdraupen traten verstärkt auf und verursachten Fraßschäden an den Knospen. Im April und im Mai regnete es ausreichend. Ab Mitte Mai war es sehr warm – der Vegetationsvorsprung von drei Wochen hielt sich. Der trockene und heiße Juni ließ um den 13.6. die Rebblüte einsetzen, die rasch und ohne Probleme erfolgte. Die hochsommerlichen Temperaturen führten zu sehr starkem Blattzuwachs. Eine erste Trockenperiode endete mit unwetterartigen Niederschlägen und Hagel, der im Freyburger Raum vereinzelt starke Schäden an den jungen Trauben anrichtete. Die beschädigten Trauben trockneten jedoch rasch ein. Von Juli bis September regnete es viel, es herrschte hohe Luftfeuchtigkeit und ein entsprechender Infektionsdruck, der eine selektive und sehr schnelle Lese ab dem 9. September erforderlich.

Die Hauptlese war Mitte Oktober beendet. Im nördlichsten deutschen Anbaugebiet erwartet man einen Durchschnittsertrag von 60 hl/ha bei einer leicht überdurchschnittlichen Gesamterntemenge von rund 45.000 Hektolitern. Viele Qualitätsweine werden fruchtig und leicht ausfallen, und es wird einige wenige Spezialitäten im Prädikatsbereich geben.


Sachsen: Niedrigerer Ertrag mit guten Qualitätsweinen


In der östlichsten deutschen Weinregion trieben die Reben etwa zwei Wochen früher aus, als im langjährigen Durchschnitt und auch die Rebblüte vollzog sich ab dem 8. Juni unter sehr vorteilhaften Witterungsbedingungen. Entspannung nach einer monatelangen Trockenheit brachte der Juni mit 60 Litern Niederschlag pro Quadratmeter, der allerdings manchmal auch als Hagel fiel und regional begrenzt einzelne Schäden verursachte.

Zu Beginn der Lese Anfang September ließen die gesunden und gut entwickelten Trauben auf ausreichende Erträge und eine unkomplizierte Lese hoffen. Wegen heftiger Niederschläge und hoher Luftfeuchtigkeit mussten die Lesetermine der mittel- und spätreifenden Sorten dann jedoch vorgezogen werden, um möglichst gesunde Trauben zu ernten. Anfang Oktober war in den meisten Betrieben die Lese abgeschlossen, oft mit erhöhtem Personalaufwand, um schnell und selektiv arbeiten zu können.

In Sachsen rechnet man 2014 mit einer leicht unterdurchschnittlichen Erntemenge von rund 18.000 hl, was einem Durchschnittsertrag von nur 40 hl/ha entspricht. Die Qualitätsweine überzeugen mit ausgeprägten, sortentypischen Aromen und einer frischen Fruchtsäure. Der Prädikatsweinanteil wird auf etwa 20 Prozent geschätzt.


Württemberg: Frühe Lese, gesunde Trauben


Ein außergewöhnlich milder und trockener Winter führte dazu, dass es zum ersten Mal seit 1947 keine geschlossene Schneedecke im „Ländle“ gab. Seit Beginn der 1970er Jahre war zudem kein März so warm und trocken ausgefallen. Am 26.3.2014 fiel die Temperatur allerdings unter den Gefrierpunkt, was so manche früh geschwollene Knospe schädigte. Der Austrieb fand ungewöhnlich zeitig um den 10.4. statt; neuerliche Minustemperaturen am 16.4. führten zu vereinzelten Frostschäden.

Das gesamte Frühjahr inklusive Mai war sehr trocken, ebenso der sonnenreiche Juni. Die Rebblüte fand zwei Wochen früher als im langjährigen Durchschnitt statt und verlief sehr rasch. Einige Verrieselungsschäden traten auf, allerdings auch mit dem Vorteil, dass die lockeren Trauben in der Reifephase weniger anfällig für unerwünschten Botrytisbefall waren. Der Juli war warm und sehr nass; die Wasserreservoire wurden aufgefüllt, und die Traubenentwicklung verlief weiter zügig, auch im warmen August. Zum Ende des Sommers standen die Rebanlagen gleichmäßig und gesund da. Die Lese begann am 15. September mit der Sorte Müller-Thurgau. Die Kirschessigfliege wurde sorgfältig beobachtet und bedrohte Anlagen im Bedarfsfall rechtzeitig gelesen.

Insgesamt erwarten die Württemberger Weingärtner einen Ertrag von rund einer Million Hektoliter. Damit bliebe die Erntemenge etwas unter dem Durchschnitt, läge jedoch um 14 Prozent höher, als der unterdurchschnittliche Vorjahresertrag. Die Mostgewichte bewegen sich bei den Weißweinen auf einem etwas höheren Niveau als im langjährigen Mittel. Rund 20 Prozent der geernteten Trauben liegen im Prädikatswein-, 80 Prozent im Qualitätsweinbereich.

 

Quelle: DWI

11. Dezember 2014

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