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Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2014 Archiv

Jahrgang 2012: Viele gute Weine, aber kein Jahrhundertjahrgang.

Der neue Gault&Millau WeinGuide 2014 ist erschienen. Hier gibt es die deutschen Anbaugebiete im Überblick. 

Das Foto zeigt den Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2014

Nach dem fast zu warmen Jahrgang 2011 brachte 2012 eine gewisse Erholung. Vor allem die Rieslinge hatten ein bisschen weniger Alkohol, dafür mehr Frische – eine erfreuliche Entwicklung. Aber die Klimaverschiebung bringt nicht nur eine kontinuierliche Erwärmung mit sich. »Auch die Schwankungsbreite zwischen den einzelnen Jahren nimmt zu und somit die Herausforderungen, vor denen die Winzer stehen«, stellt Joel B. Payne, Chefredakteur des Gault&Millau WeinGuide Deutschland, fest.

 

Unter seiner Leitung hat ein Team von über 20 Verkostern beinahe 13.000 Weine degustiert. »Jahr für Jahr bemerken wir ein steigendes Interesse an unserer Arbeit«, sagt Payne. Weinliebhaber haben mit dem Guide ein Werkzeug in der Hand, um für sich selbst die besten Tropfen zu entdecken – egal ob luxuriöse Spitzenweine oder gut gemachte Gewächse für den Alltagsgenuss. Besondere Trinktipps der Redaktion werden auch in diesem Jahr eigens ausgewiesen, so dass Leser in den Weinlisten nicht nur Schnäppchen sofort erkennen, sondern auch nicht alltägliche Entdeckungen machen können.

 

Wie zuverlässig die Bewertungen des Gault&Millau sind, zeigt die Bernhard-Breuer-Trophy, ein Wettbewerb für gereifte trockene Riesling-Gewächse, der nach zwölf Jahren ein großes Renommee in der Weinbranche genießt. »2003 mit seinem unglaublich heißen Sommer war ein Ausnahmejahr«, erinnert sich Chefredakteur Joel B. Payne, »doch die Sorge vieler Winzer, dass die Weine zu früh reifen, galt nicht für alle Gewächse«. Vor allem nicht für den Sieger der Trophy, den 2003er »G-Max« des rheinhessischen Ausnahmeweingutes Keller in Flörsheim-Dalsheim. Den besten gereiften Spätburgunder entdeckte die Redaktion beim fränkischen Weingut Rudolf Fürst mit dem 2003er »Hundsrück«. Der beste fruchtige, reife Riesling kommt als 2003er Spätlese Saarburger Rausch »06/04« vom Weingut Zilliken an der Saar.

 

Winzer des Jahres

Zum »Winzer des Jahres« der Ausgabe 2014 kürt die Gault&Millau-Redaktion Philipp Wittmann vom Weingut Wittmann im rheinhessischen Westhofen. »Wittmann ist einer der Vorreiter des ökologischen Weinbaus und Motor der qualitativen Entwicklung im Wonnegau. Seit Jahren produziert er große trockene Rieslinge, die betörend heranreifen. Fast eigenhändig hat er den Morstein zur legendären Lage hervorgehoben«, heißt es in der Begründung der Jury.

 

Kollektion des Jahres

Der Ehrentitel »Kollektion des Jahres« geht diesmal erneut in die Pfalz, an Bernhard Koch vom Weingut Bernhard Koch in Hainfeld. Das Lob der Redaktion: »Geradezu unglaublich ist die Qualitätsexplosion dieses Hainfelder Weinguts. Innerhalb kürzester Zeit hat man sich bei Sauvignon Blanc, Chardonnay und Pinot Noir an die absolute deutsche Spitze katapultiert. Die Südpfalz ist hierdurch um einen Stern reicher geworden«.

 

Aufsteiger des Jahres

Der »Aufsteiger des Jahres« ist Chat Sauvage, das auf rote Burgunder spezialisierten Weingut Michel Städters im Rheingau. Die Redaktion: »Innerhalb weniger Jahre hat Michel Städter dieses burgundische Kleinod praktisch aus dem Nichts zu einem der führenden Spätburgundererzeuger im Rheingau gemacht. Selbst Sekt und Chardonnay gelingen ihm.«

 

Entdeckung des Jahres

Der Titel »Entdeckung des Jahres« geht an das Weingut Alte Grafschaft in Franken: »Mit Gebäuden von Fürst Löwenstein in Tauberfranken und Weinbergen vom Staatlichen Hofkeller haben Christoph Dinkel und Norbert Spielmann ihren eigenen Traum verwirklicht und auf Anhieb mit Bravour gezeigt, dass sie ihr Handwerk verstehen.«

 

Sommelier des Jahres

»Sommelier des Jahres« darf sich Markus Berlinghof vom »Jacobs« in Hamburg nennen. Er empfiehlt mit weltweitem Weinwissen und subtilem Charme gerne nicht Alltägliches aus einem der besten deutschen Keller. Seine besondere Liebe gilt dem Champagner – auch als Menübegleiter.«

 

Weinkarte des Jahres

Die »Weinkarte des Jahres« liegt im Berliner »Rutz« auf. »Kaum eine Weinkarte ist von ihrem Sommelier so geprägt wie die von Billy Wagner: Das Enfant terrible der Berliner Weinszene biete seit Jahren seiner Kundschaft spannende Entdeckungen und die wichtigsten Klassiker in Magnumformat, lobt der Gault&Millau WeinGuide.

 

Siegerweine des Jahres

In neun Kategorien – drei davon sind den trockenen Weinen vorbehalten – listet der Gault&Millau WeinGuide 2014 die besten Weißweine des Jahrgangs 2012 und die besten 2011er Rotweine Deutschlands. Die Gruppenbesten werden als »Siegerweine des Jahres« ausgezeichnet.

 

Drei der Siegerweine 2014 kommen von der Saar (bester Riesling Kabinett, beste Riesling Spätlese und bester Riesling feinherb), zwei aus Rheinhessen (bester Winzersekt Brut und bester trockener Riesling), je einer aus der Pfalz (bester Weißburgunder), von der Mosel (beste Riesling Auslese), der Ahr (bester Spätburgunder) und aus dem Rheingau (bester Riesling edelsüß).

 
 

Die 13 deutschen Anbaugebiete im Überblick:


Ahr: Jahrgang 2011 brachte viel Alkohol


Die Verkostungs-Bilanz zeigt: 2011 und 2012 sind zwei Jahrgänge, die als »hervorragend« eingestuft werden können. Der 2012er war sogar »besser als der gefühlte Sommer«. Bei ihm zeigten sich indirekte, positive Auswirkungen eines schlechten Blütewetters. Hier wurde die spätere Erntemenge bereits deutlich reduziert.

 

Im quantitativ und qualitativ optimalen Jahr 2011 wurden rund 47.000 Hektoliter eingebracht, 2012 waren es lediglich 35.000 Hektoliter. Die Winzer konnten sich damit einiges an ertragsreduzierenden Maßnahmen ersparen und am Ende sehr gute Qualitäten einfahren. Was der 2012er kann, wird sich erst im nächsten Jahr deutlich zeigen. Im Mittelpunkt stand bei den Verkostungen in diesem Rotweingebiet der Jahrgang 2011, der einen rekordverdächtig frühen Austrieb erlebt hatte und von einem Herbst mit idealen Bedingungen profitierte. Dieser verführte offenbar in manchen Betrieben zur Ausreizung bei der Reife und damit zu Weinen, die im Alkoholgehalt übertrieben hoch waren (14,5 bis 15 Prozent Alkoholanteil). Im Gegensatz zu 2010 gibt es 2011 dagegen wieder reichlich »Große Gewächse« der VDP-Betriebe, einige allerdings ebenfalls mit etwas viel »Prozent«.

 

Der Primus inter Pares bei den Topbetrieben ist das Weingut Jean Stodden, der den besten Spätburgunder aller Anbaugebiete produzierte. Er wird gefolgt von Meyer-Näkel und Adeneuer. Das Feld an der Ahr ist stabil. Einziger »Ausreißer« ist der von Junior Eric unterstützte »Jungwinzer« Paul Schumacher, der erstmals in der Ausgabe aus 2007 unter den »empfehlenswerten Betrieben« auftauchte und sich fest in der Drei-Trauben-Kategorie etabliert hat. Er hat den Weintestern den Eindruck vermittelt, dass das noch nicht alles war.


Baden: Die Region etabliert sich als Pinot-Hochburg


Das aktuelle Jahrgangsdoppel ist in Baden eine ganz wunderbare Kombination. Die etwas schlankeren und säurebetonteren 2012er Weißweine brillieren ganz besonders mit der Grauburgunderrebe. Die 2011er Spätburgunder fallen nicht ganz so feingliedrig aus wie die 2010er, aber mit etwas mehr Wucht sind sie Kandidaten für eine lange, positive Entwicklung.

 

Bernhard Huber zeigt Jahr für Jahr, was mit der edlen Spätburgundersorte möglich ist. Seinem international anerkannten Vorbild folgend, wachsen quer durch die badischen Landschaften immer mehr Pinot-Noir- Charakterköpfe heran, wie das die Waßmer-Brüder, die Ziereisens und Schneiders »sogar« in der Gutedel-Enklave Markgräflerland großartig und genussvoll belegen. Auch die vier Aufsteiger in die Drei-Trauben-Klasse Alexander Danner, Otto & Martin Frey, die Vogtsburger Familie Schätzle und Hans-Bert Espe mit seiner Shelter Winery zeichnen sich mit ihren eigenständigen, aber immer hocheleganten Spätburgunder- Interpretationen aus.

 

Schöne Entdeckungen gibt es auch in diesem Jahr bei vielen Genossenschaften. Hier kann der Weinfreund auch bei den empfehlenswerten Betrieben fündig werden, zumal hier oft ein gutes Preis- Leistungs-Verhältnis herrscht.

 

Insgesamt werden im neuen Gault&Millau WeinGuide 147 Erzeuger aus Baden ausführlich porträtiert, inkl. 50 empfehlenswerte Betriebe.


Franken: Erstmals die Höchstwertung im Gebiet - Alte Grafschaft »Entdeckung des Jahres«


2012 ist bei allen Rebsorten ein Jahr mit reintönigen, animierenden Weinen. Saft, Fülle und Struktur vereinen sich auf das Beste. Vereinzelt sind die Alkoholwerte relativ hoch. Doch bleibt das die Ausnahme. Brillante Rieslinge und saftige Silvaner sind keine Seltenheit. Güter wie Bürgerspital, Fürst, Luckert, Horst Sauer und Weltner stellten exzellente Kollektionen vor.

 

Die dritte Traube erhält der Winzerhof Stahl für saftige Silvaner, präzise Scheureben und einen prächtigen Sauvignon Blanc. Die 2011er Spätburgunder werden wie gewohnt dominiert von Paul Fürst, dem ersten Fünf-Trauben-Winzer Frankens. Hausintern macht der Klingenberger Schloßberg dem Hundsrück inzwischen ernsthafte Konkurrenz. »Sehr gute Exemplare konnten wir von Stadt Klingenberg, das die zweite Traube erhält, von dem von Norbert Spielmann geleiteten Weingut Alte Grafschaft, unserer »Entdeckung des Jahres«, und vom Bürgerspital verkosten«, urteilt die Redaktion.

 

Die drei besten trockenen Silvaner (92 Punkte) des Jahrgangs 2012, die zugleich die besten in ganz Deutschland sind, stammen aus Sulzfeld und Escherndorf. Es sind das Sulzfelder Creutz Holzfass *** vom Zehnthof Luckert in Sulzfeld und der Escherndorfer Am Lumpen »Große Lage« von Horst Sauer in Escherndorf. Den drittbesten Silvaner produzierte das Weingut Weltner mit dem Rödelseer Küchenmeister Hohenleite »Großes Gewächs« (91 Punkte).

 

Insgesamt stellt der Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2014 103 fränkische Güter und ihre Weine ausführlich vor, darunter 24 empfehlenswerte Betriebe.


Hessische Bergstraße: Ideale Bedingungen auch für den Jahrgang 2012


Für die Winzer an der Hessischen Bergstraße brachte der Jahrgang 2012 nahezu ideale Bedingungen. Die Jungweine strotzten nach Beobachtung der Redaktion des Gault&Millau WeinGuide vor Kraft, zeigten dabei eine feine Frucht mit harmonischem Süße-Säure-Spiel. Dazu kommen Rotweine, die in dieser Konzentration lange nicht erreicht wurden.

 

Die Spitzenbetriebe haben die idealen Bedingungen sehr gut ausgenutzt, allen voran das seit Jahren führende Weingut Simon-Bürkle. Nach Ansicht der Redaktion stellt es eine »geschlossene und gute Kollektion vor, deren Qualität weiter nach oben zeigt und so für die folgenden Jahre ein gutes Entwicklungspotenzial verspricht«. Sehr konstant zeigten sich auch die Bergsträßer Winzer, die sich seit Jahren in der Qualität immer weiterentwickeln. Die Odenwälder Winzergenossenschaft greift mit gestandenen Qualitäten, die hinsichtlich ihres breiten Rebsortenspiegels alle Achtung verdienen, nach der ersten Traube. Hier darf man sehr gespannt sein, ob sich das im kommenden Jahr auszahlt.

 

Alles in allem haben die Bergsträßer Weingüter mit Ausnahme einiger weniger Weine gezeigt, dass die Hessische Bergstraße auch in diesem Jahr wieder einmal einen veritablen Aufwärtstrend zu verzeichnen hat.

 

Fünf Traubenbetriebe von der Hessischen Bergstraße sind im neuen WeinGuide gelistet, vier weitere Güter werden als empfehlenswert eingestuft.


Mittelrhein: Stabile Verhältnisse


Aufgrund des trockenen Herbstwetters gab es 2012 am Mittelrhein kaum Edelfäule Botrytis, so dass praktisch keine edelsüßen Weine hergestellt und angestellt werden konnten. So darf man sich nicht wundern, wenn 2012 einige Spitzenweine mit ihren hohen Bewertungen fehlen. »Insgesamt sehen wir den Jahrgang 2012 in Bezug auf Frucht, Mineralität und Potenzial etwa auf Vorjahresniveau«, urteilt die Redaktion.

 

Die Zahl der Betriebe am Mittelrhein ist bekanntermaßen relativ klein, und so gibt es im Verlauf eines Jahres auch nicht viele Veränderungen. Der derzeit einzige Vier-Trauben-Betrieb von Matthias Müller hat seine Stellung als qualitativ führender Betrieb bestätigt. Die im letzten Jahr neu aufgenommenen Betriebe aus dem Bereich Leutesdorf, Martin Sturm und Josten & Klein, haben bewiesen, dass sie keine Eintagsfliegen sind. Josten & Klein steigt in diesem Jahr auf eine rote Traube auf.

 

Das romantische Mittelrheintal, von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben, bleibt fest in den Händen einiger leistungsfähiger Familienbetriebe, von denen der neue Gault&Millau WeinGuide Deutschland 18 in der Traubenklasse vorstellt. Hinzu kommen sieben empfehlenswerte Betriebe.


Mosel: Dr. Hermann steigt auf in die Vier-Trauben-Ränge


Einige Jahre schon steht das Weingut Dr. Hermann in den Startlöchern für den weiteren Aufstieg. Der ist dank einer beeindruckenden Palette an präzisen Rieslingen gelungen. Die vierte Traube ist der Lohn für perfekte Selektion. Aus den 1906 gepflanzten Reben des Schweicher Annabergs kommen Jahr um Jahr die feinsten Weine des Gutes von Bernhard Eifel in Trittenheim. Dieses Jahr erhält er die dritte Traube – ebenso wie das Weingut Loersch aus Leiwen, das die Redaktion besonders für »die starken fruchtsüßen Spätlesen« belohnt.

 

Günther Steinmetz aus Brauneberg hat dem Verkostungsteam eine Kollektion vorgestellt, die sich durch große Verlässlichkeit auszeichnet. Jeder Wein sei »im höchsten Maß empfehlenswert«. Neu im WeinGuide mit zwei roten Trauben ist mit dem von Robert Eymael geführten Gut Joh. Jos. Christoffel Erben ein Klassiker aus Ürzig (mit feinen Auslesen aus wurzelechten Reben hohen Alters) sowie Johann Peter Mertes aus Kanzem an der Saar. Er erzeugt authentische trockene Rieslinge, was den Verkostern die zweite Traube wert war. Axel Pauly, Lieser, verbindet in seinen Rieslingen immer mehr Kraft mit moderaten Alkoholwerten. Das Gut Philipps-Eckstein aus Graach erfreute das Gault&Millau-Team, wie schon im Vorjahr, mit einem Sortiment auf durchgängig hohem Qualitätsniveau.

 

Der Jahrgang 2012 wird wie 2010 oder 2008 zu den eher kühlen Jahren gezählt. Die Erträge mit einem Gesamtvolumen von etwa 750.000 Hektolitern waren um 25 Prozent niedriger als im Vorjahr. Dem heißen August schlossen sich bei moderaten Temperaturen zwei feuchte Monate an. Der goldene Oktober 2012 ließ – typisch für den Jahrgang – die Trauben perfekt und gesund am Stock reifen, so dass nur sehr wenig Edelfäule entstehen konnte.

 

Insgesamt haben die Autoren an Mosel, Saar und Ruwer 204 Betriebe und ihre Weine ausführlich besprochen – so viel wie in keiner anderen deutschen Weinregion. Darunter befinden sich in diesem Jahr 53 als empfehlenswert eingestuften Güter.


Nahe: Spitzen in Bewegung


Das Anbaugebiet Nahe bleibt eines der großen Allrounder in Deutschland. Riesling in allen Spielformen – Literwein, fruchtsüßer Kabinett, süße Spätlesen, edelsüße Spitzen, trockene Gewächse – ist hier zu Hause und gehört jeweils zu Deutschlands absoluter Spitze.

 

2012 war für die Nahe ein sehr gutes, wenn auch kein herausragendes Jahr (im Gegensatz zu 2011). In vielen anderen Gebieten war es vor allem für Kabinette und Spätlesen prädestiniert. Ab Auslese aufwärts wurde es oft nur fülliger, aber nicht besser. Die gute Nachricht für alle Fans von edelsüßen Rieslingen: Es gibt wieder Eiswein.

 

Am 9. Dezember 2012 sanken die Temperaturen so weit, dass gelesen werden konnte. Als großen Eiswein-Jahrgang kann man 2012 allerdings nicht bezeichnen, häufig fehlt die klare Eisweinnote, und die Weine erscheinen wie füllige Auslesen oder Beerenauslesen. Einige der wenigen Ausnahmen sind der Eiswein von Emrich-Schönleber und der kristallklare Eiswein von Georg Rumpf – der in diesem Jahr wieder eine starke Kollektion präsentierte und in der Gruppe der Drei-Trauben-Güter zusammen mit Sebastian Schäfer und Jakob Schneider aktuell die Nase vorn hat. Alle Vier-Trauben-Güter – Schlossgut Diel, Crusius, Gut Hermannsberg – zeigen sich gewohnt stark. Im letzteren wird Karsten Peters Stil immer feiner und transparenter.

 

Und es zeigt sich wieder einmal: Die Nahe ist ein Gebiet, das, bezogen auf seine Größe, eine unheimliche Dichte an Gütern aufweist, die in Deutschlands absoluter Spitze stehen, und es geschafft haben, eigene Stile zu kreieren, die nicht die Lagentypizitäten überlagern.

 

Insgesamt 65 Betriebe von der Nahe sind im WeinGuide 2014 ausführlich beschrieben, 17 unter ihnen als empfehlenswerte Betriebe unterhalb der Trauben-Wertungen.


Pfalz: Bernhard Koch stellt »Kollektion des Jahres« vor


In der Pfalz drängen unübersehbar Betriebe aus der »Zweiten Reihe« nach vorne. Mit der letzten Ausgabe erschienen Matthias Gaul und Bernhard Koch im Rampenlicht. Beide bewiesen auch dieses Jahr ihre Qualität. Bei Koch verstärkte sich in der Redaktion des Gault&Millau gar der Eindruck, dass da noch wesentlich mehr kommt in nächster Zeit. »Sein Umgang mit Weiß- und Rotweinen im Holz ist traumwandlerisch, völlig unabhängig von der Rebsorte«, schwärmt Matthias Mangold, der für den Gault&Millau die Pfälzer Weine verkostete. Diese Leistung würdigt die Redaktion und vergibt in diesem Jahr den Titel »Kollektion des Jahres« an das Hainfelder Weingut.

 

Holz erlebt generell das große Comeback in der Pfalz. Nicht nur die Barriques, sondern noch größere Gebinde zwischen 500 und 1.200 Litern (das traditionelle Stückfass-Maß in der Pfalz) werden angeschafft. Holzeinfluss ja, aber nicht zu derb: In dieser Richtung konnte die Redaktion eine große Zahl vor allem an elegant gemachten weißen Burgunderweinen und Rieslingen probieren. Offenbar möchten viele Winzer weg von der Neutralität des Edelstahls, um den Weinen ein individuelles Gesicht zu geben. »Eine gute Entwicklung«, findet Gault&Millau-Chef Joel B. Payne.

 

Die Aufrücker in diesem Jahr heißen Andreas Porzelt aus Klingenmünster und Klein aus Hainfeld. Beide sind echte Allrounder, die nicht nur auf ein Pferd setzen, sondern ausprobieren und tüfteln. Daniel Aßmuth, Benjamin Ehrhart oder Thommy Hörner sind die Nachrücker der nächsten Generation. Das Team des Gault&Millau WeinGuide konnte bei der Auswahl der empfehlenswerten Betriebe längst nicht alle berücksichtigen. Um der Dynamik der Weinszene in der Pfalz gerecht zu werden, wird sich der Durchlauf künftig wohl beschleunigen.

 

Insgesamt zählen 105 Erzeuger aus der Pfalz zu den Traubenbetrieben, weitere 43 bekommen eine Empfehlung.


Rheingau: Chat Sauvage ist »Aufsteiger des Jahres«


Mit Chat Sauvage, das vom jungen Kellermeister Michael Städter hervorragend geleitet wird, steigt eine der spannendsten Start-up- Geschichten des letzten Jahrzehnts auf. Die Formkurve dieses erst seit 2010 bestehenden Weinguts zeigt seit Jahren steil nach oben. Die aktuelle Kollektion ist von vorzüglicher Güte. Diese sehr feinen »burgundischen« Pinots gehören zu den besten des Rheingaus und setzen eine neue Benchmark. Mehr als genug Gründe für die Gault&Millau-Redaktion das Gut zum »Aufsteiger des Jahres« zu küren.

 

An der Spitze der Region kann das Weingut Weil mit einer homogenen Kollektion und einigen herausragenden edelsüßen Rieslingen, die selten so schlank ausfielen, seine Spitzenstellung behaupten. Dicht dahinter haben sich die zwei Rüdesheimer Spitzenbetriebe weiter gefestigt: Johannes Leitz’ Auswahl von ausdrucksstarken Lagen-Rieslingen zeigt, dass er mit der neuen Kellerei an Schlagkraft zulegen kann. Sie sind in diesem Jahr noch feiner und klarer ausgefallen. Die Breuers präsentierten zum vierten Mal in Folge eine homogene Kollektion, in der die kristallklaren Rieslinge aus Steillagen glänzen. Die (geschmacklich) trockenen Rieslinge dieser beiden Rüdesheimer Vorzeigebetriebe – jeder für sich mit eigenem Stil – gehören auch in diesem Jahr wieder zu den besten des Landes und beweisen, dass komplexe Rieslinge auch ohne wirklich ultra-hohe Mostgewichte möglich sind.

 

Neben einigen Spitzenweinen gibt es mit dem Jahrgang 2012 im Rheingau eine Fülle an trinkanimierenden bis hin zu komplexen Weinen mit facettenreicher Frucht. Der Jahrgang 2012 kann als sehr klassischer und guter Jahrgang bezeichnet werden, in dem es für die Winzer vor allem darum ging, beim Kampf um Reife nicht die Nerven zu verlieren. Er liegt qualitativ auf Augenhöhe mit dem Vorjahresjahrgang und lässt sich zwischen dem kühlen 2008er und dem schmeichelnden 2011er einordnen, wobei die Säurestruktur geschliffener ist. Quantitativ liegt der Jahrgang rund zehn Prozent unter dem zehnjährigen Schnitt – in manchen Gemeinden kam es aufgrund von Verrieselungsschäden zu Ernteeinbußen. »Ein kühler Sommer und geringe Niederschläge sorgten für einen verzögerten Reifeprozess der Trauben«, beobachtete die Redaktion.

 

Im neuen Gault&Millau WeinGuide werden insgesamt 75 Güter und ihre Weine ausführlich vorgestellt. Hinzu kommen weitere 19 empfehlenswerte Betriebe der Region.


Rheinhessen: Philipp Wittmann wird Winzer des Jahres - Raumland-Sekt wieder Sieger - Zwei Mal G-Max von Keller auf dem ersten Platz


Rheinhessen ist eines der dynamischsten Anbaugebiete in Deutschland. Aktuell hat sich der Wettbewerb unter den rheinhessischen Winzern derart verschärft, dass die Verkoster des Gault&Millau mit ihrem Chefredakteur Joel B. Payne selbst bei den »empfehlenswerten Betrieben« wesentlich stärker als sonst aussortieren mussten und gleich einige Betriebe für diese Ausgabe des Gault&Millau nicht berücksichtigen konnten. Dieses bedingt auch die Vielzahl von spannenderen Neuanstellungen einer jungen, engagierten Generation, wie etwa Lisa Bunn aus Nierstein.

 

Aber auch die etablierte Garde zeigt, wozu das Gebiet inzwischen fähig ist. Die Gault&Millau-Redaktion wählte den jungen Winzer Philipp Wittmann aus Westhofen zum »Winzer des Jahres«, das Fünf-Trauben-Gut Keller aus Flörsheim stellt mit seinem G-Max 2012 den besten trockenen Riesling des Jahrgangs und stellt gleichzeitig mit dem zehn Jahre reiferen 2003er G-Max den Sieger der höchst renommierten Bernhard-Breuer-Trophy. Damit ist klar, dass rheinhessische Spitzengewächse inzwischen über ein bemerkenswertes Lagerungspotential verfügen. Dass das Sekthaus Raumland fast alljährlich den Sieger in der Kategorie »Bester Winzersekt« stellt, gehört auch zu diesem Leistungsbeweis.

 

Über einen Aufstieg dürfen sich die Güter Raumland (vier Trauben), Becker-Landgraf und Braunewell (je drei Trauben), die Güter Fritz Ekkehard Huff, Knewitz, Ruppert-Deginther, Weedenbornhof, Weinreich und Wernersbach (je zwei Trauben) freuen. Daneben sind 17 Güter in die Ein-Trauben-Klasse aufgestiegen oder erscheinen erstmals im Buch unter den empfehlenswerten Betrieben.

 

Insgesamt haben 174 rheinhessische Betriebe die Aufnahme in den Gault&Millau WeinGuide 2014 geschafft, darunter 72 empfehlenswerte Betriebe.


Saale-Unstrut: Gusseks Zweigelt deutschlandweit Spitze


»Die Weißweine an Saale und Unstrut glänzten 2012 mit prägnanter Säure, Frische, viel Mineralik und einem moderaten Alkoholgehalt«, urteilt Matthias Dathan, der unter Leitung von Chefredakteur Joel B. Payne die Weine des Anbaugebietes testet. Selbst Süßweine bis zum Eiswein seien in diesem Jahr eingebracht worden.

 

Der Winzerhof Gussek konnte seine Spitzenposition im Gebiet erfolgreich verteidigen und sich sogar etwas steigern. Das Zweigestirn Vater und Sohn konnte vor allem mit mineralisch geprägten Rieslingen, Burgundern und Rotweinen punkten, die hier in nie erreichter Perfektion gelungen sind. Gerade bei der Sorte Zweigelt gehört André Gussek sogar deutschlandweit zur Spitze. Dicht gefolgt wird der Betrieb durch Bernard Pawis aus Zscheiplitz: Er grenzt seine Weine mittlerweile noch besser ab und schafft dadurch eine klare Philosophie.

 

Auch Klaus Böhme gehört mittlerweile zu den Klassikern der Region Saale-Unstrut und behauptet souverän seine Stellung. Aufschließen konnte Matthias Hey, der in den letzten vier Jahren zu einem wahren Höhenflug angesetzt hat. Man merkt den Weinen an, dass der junge Winzer durch Sorgfalt und genaue Weinbergsarbeit die Balance in den einzelnen Weinen auslotet. »Die uns zugesandten Weine gehören zur regionalen Spitze«, findet die Redaktion.

 

Insgesamt elf Erzeuger wurden mit Trauben ausgezeichnet, weitere sieben zählen zu den »empfehlenswerten Betrieben«.


Sachsen: Martin Schwarz gewinnt die dritte Traube


In die Region Sachsen ist Bewegung gekommen. In den letzten Jahren haben einige Winzer neue Betriebe gegründet; manche fangen an, ihre Trauben selbst zu vinifizieren. Mengenmäßig liegt der Jahrgang zwar unter dem von 2011, aber man konnte in allen Qualitätsstufen gute Ergebnisse einbringen. »Die Weine weisen eine sehr mineralische Säure auf, die prägend, aber nicht störend ist«, berichten die Verkoster. Dazu kommen sehr gute Extraktwerte und eine nicht zu hohe Alkoholausbeute.

 

Klaus Zimmerling ist mit seiner Kollektion erneut der beste Winzer Sachsens. Zimmerling hat das Talent, jede Rebsorte sehr sortentypisch und dennoch mit seiner ganz persönlichen Handschrift auszubauen. Allerdings ist ihm Martin Schwarz dicht auf den Fersen: Ihm verleiht das Team des Gault&Millau WeinGuide in diesem Jahr die dritte Traube. Auch Lutz Müller stellte eine sehr ausdrucksstarke Kollektion vor. »Vor allem der Traminer verdient hier Beachtung«, meinen Matthias Dathan, verantwortlich für das Gebiet, und Chefredakteur Joel B. Payne.

 

Der Weinbau in Sachsen erlebte in den letzten Jahren zwar eine Renaissance, doch nur der Jahrgang 2008 füllte zuletzt die Keller. 2009 und 2010 gab es nur geringe Erntemengen. Die Erträge in den Jahren 2011 und 2012 haben nun die Situation etwas entspannt.

 

Neun sächsische Güter werden im Gault&Millau WeinGuide 2014 mit Trauben ausgezeichnet, hinzu kommen fünf empfehlenswerte Betriebe.


Württemberg: Die Jugend rückt nach


Es wird Zeit, sich an die neuen Gesichter Württembergs zu gewöhnen: »Junge Weinmacher wie Christian Dautel, Felix Adelmann, Markus Drautz oder Hansjörg und Matthias Aldinger haben in ihren Familienbetrieben das Ruder übernommen und setzen immer deutlicher ihre Handschrift durch«, sagen Frank Kämmer, verantwortlich für das Anbaugebiet Württemberg, sowie Joel B. Payne.

 

Nicht selten weicht diese neue Linie ganz erheblich von der ihrer großen Väter ab. Mussten sich diese vor zweieinhalb Jahrzehnten mit oft wuchtigen und holzlastigen Rotweinen vom damals weit verbreiteten Image der Württemberger als belanglose, dünne »Weinchen« abheben, so strebt die junge Generation die Finesse und Eleganz als neues Ziel an. Die nächste Evolutionsstufe des Württemberger Rotweins steht mit merklich feiner dosiertem Holz und feinkörnigerem, reiferem Tannin in den Startlöchern – »Württemberg 2.0« sozusagen.

 

Besonders deutlich wird dies beim Lemberger, dem die jungen Weinmacher nun deutlich spürbar die früher oft verbreitete Rustikalität abzuschleifen versuchen. Exemplarisch für diese Entwicklung ist das Bönnigheimer Weingut Dautel, das seit diesem Jahr endgültig von Junior Christian übernommen wurde. Dort wo Altmeister Ernst Dautel die Redaktion des Gault&Millau einst mit ungemein würzigen, maskulinen »Granaten« beeindruckt hat, zaubert nun sein Sohn eine geradezu burgundische Finesse und feminine Brillanz in die Rotweine. Die »Eiserne Faust« ist dem »Samthandschuh« gewichen. Stark waren in diesem Jahr auch die Genossenschaften, die 2014 mit dem Collegium Wirtemberg den einzigen Aufsteiger im Gebiet stellten.

 

Das Anbaugebiet Württemberg ist in der Ausgabe 2014 des Gault&Millau WeinGuide mit insgesamt 65 Betrieben vertreten; 24 davon gehören zu den »empfehlenswerten Betrieben«.

 

Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2014
21. Jahrgang, 1008 Seiten
ISBN: 978-3-86244-488-5, Christian Verlag, München

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8. November 2013

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