Neue Lagenklassifikation an Mosel, Saar und Ruwer Archiv
Neue Lagenklassifikation an Mosel, Saar und Ruwer Einigung beim VPD Mosel-Saar-Ruwer über Lagenklassifikation: In Zeiten, in denen sich der Schwerpunkt der Weinherstellung immer mehr in den Keller verlagert, in denen Weinberge zu öchsleliefernde Agrarflächen mutieren und in denen durch geschicktes »winemaking« im Keller marktorientierte Geschmackbilder produziert werden, ist laut dem "Comité »erste Lage« Mosel-Saar-Ruwer" eine Rückbesinnung auf das Terroir das kulturelle Gebot der Stunde. ? Diese Rückbesinnung ist das Bekenntnis zu einem Wein als Ausdruck des historisch gewachsenen Zusammenspiels von Mensch, Rebe und Weinberg.? Sie ist die bewusste Hinwendung zu den Wurzeln der europäischen Weinkultur.
? Sie ist das Verbeugen vor dem Mysterium der Rieslingrebe, den individuelle Charakter des jeweiligen Weinbergs zu einem einzigartigen, authentischen Geschmackerlebnis zu verdichten.
Nachfolgende Kriterien für die »klassifizierten Lagen« und die »ersten Lagen« widerspiegeln die Besonderheiten der Terroirs an Mosel, Saar und Ruwer. Dabei weist der Name »erste Lage« in Abgrenzung zu den »ersten« und »großen Gewächsen« darauf hin, dass der Fokus dieser Klassifikation weniger auf einem bestimmten Weintyp als auf den Eigenheiten des jeweiligen Weinbergs gerichtet ist. Unterschiedliche Schieferformationen und Mikroklimate erlauben ein ganzes Spektrum spannender Interpretationen weltberühmter Spitzenlagen: gehaltvoll-trockene Qualitätsweine, leicht-subtile Kabinette, fruchtig-elegante Spätlesen und große, edelsüße Auslesen.
Alle vom Großen Ring MSR klassifizierten Lagen sind in der 1802 von Napoleon initiierten und dann später von der preußischen Verwaltung fertiggestellten Klassifikation als besonders hochwertig ausgezeichnet. Zur Zeit sind 44 Einzellagen klassifiziert. Hier ist ausschließlich die Rebsorte Riesling zugelassen, wobei der Ertrag des vollreifen Leseguts bei selektiver Handlese ein Niveau von 65 hl/ha nicht überschreiten darf. Ziel der Vinifikation, bei der ausschließlich traditionelle Verfahren zum Einsatz kommen dürfen, ist die optimale geschmackliche Entfaltung des jeweiligen Terroirs. Dabei sind bei den Prädikatsweinen alle Geschmacksrichtungen möglich. Qualitätsweine, die nur aus Trauben mit mindestens 80° Öchsle gekeltert werden dürfen, müssen einen trockenen Geschmack aufweisen. Diese Regelung ist ab dem Jahrgang 2004 bindend. Weine, die diesen Kriterien nicht genügen werden dann als Orts- oder Gutsweine etikettiert.
Die Vinifikation von Spitzenweinen der Stufe »erste Lage« ist jedem Mitglied freigestellt. Basis ist die parzellenscharfe Abgrenzung der besten Weinberge innerhalb der klassifizier-ten Lagen. Hier darf das Ertragsniveau 50 hl/ha nicht überschreiten. Trauben, die für trockene Weine vorgesehen sind, benötigen wie bei den »klassifizierten Lagen« ein Most-gewicht von mind. 80° Öchsle, bei den Prädikatsweinen muss das Mostgewicht einer Spätlese erreicht sein. Bei allen Weinen sind Geschmacksprofile vorgeschrieben: Qualitätsweinen schmecken gehaltvollen, trockenen, Kabinette präsentieren sich leicht, mit dezenter Fruchtsüße, Spätlesen fruchtig-elegant und Auslesen verkörpern den großen, edelsüßen Riesling. Die Arbeit in den Weinbergen wird regelmäßig kontrolliert und alle Weine werden vor der Freigabe verkostet. Die Auslieferung erfolgt nicht vor September des auf die Ernte folgenden Jahres.