VDP: Weinlesebilanz 2009 Archiv
Gimmeldingen: Die VDP Prädikatsweingüter, die Deutschen unter den Spitzenweinproduzenten der Welt, haben ihre Traubenernte abgeschlossen. Nun gären die Weine in den Fässern und es ist Zeit für eine erste Einschätzung des Jahrgangs 2009.
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Über alle Gebiete hinweg haben die Prädikatsweingüter einen mengenmäßig kleinen Jahrgang ein-gelagert. Besonders positiv am Jahr 2009: Eine von der Natur vorgenommene Mengenreduktion schon während der Blüte war ideal für die Erfüllung der Qualitätsstandards, die die VDP-Winzer bei ihrem Lesegut anstreben. So konnten sich die wenigen verbliebenen Trauben, die meist lockerbeerig wuchsen, im Sommer 2009 sehr gut entwickeln. Sonniges Lesewetter sorgte für eine unproblematische Ernte der gesunden und schmackhaften Trauben. Kein Bilderbuchverlauf allerorten, aber ”Ende gut – (fast) alles gut!“
VDP-PFALZ: Fast ungläubig beobachteten die Prädikatsweingüter in der Pfalz den optimalen Vegetationsverlauf des Jahres 2010: Keine Probleme mit Frost, eine späte, sich lang hinziehende Blüte im Juni und viel Sonnenschein im August, der den Beeren optimale Reifebedingungen während des Vegetations-Endspurts bescherte. Kleinere Unwetter (Hagel) wirkten sich sogar positiv aus, da sie die Anzahl der Trauben reduzierte und den Winzern einen Teil ihrer Arbeit abnahmen. Die Lese startete Ende September und zog sich über 4 Wochen hinweg. Die Trauben hatten genügend Zeit, um voll auszureifen und die Winzer konnten dank des trockenen Wetters ihre Qualitäten planmäßig und ohne Hektik in die Keller bringen.
VDP-MITTELRHEIN: Die Lese am Mittelrhein war zweigeteilt: Ob mancher Regenfälle mussten die Winzer zwischen den verschiedenen Durchgängen der selektiven Handlese aussetzen. So konnten zunächst leichtere Qualitäten eingefahren und am Ende der Lese die hochwertigen Weine und Grossen Gewächse in die Keller gebracht werden. Dafür durften sich die VDP-Güter über eine hervorragende Reife und sehr gute Säurewerte ihrer Trauben freuen. Ein trockener Sommer und Spätsommer sorgte dafür, auf ihn folgte die feuchte Witterung zu Beginn des Jahres. Optimal für die Entwicklung der Trauben, ver-schaffte die Natur den VDP-Gütern am Mittelrhein durchweg eine kleine Ernte, die fast ein Drittel geringer war, als in den Jahren zuvor. Im Augenblick präsentieren sich die Weine schon recht fein-fruchtig mit einer moderaten Säurestruktur.
VDP-AHR: An der Ahr waren die Weinberge zu Beginn der Lese in einem besonders gesunden Zustand. Eine kalte und verregnete Blüte hatte zu hohen Verrieselungen im Weinberg geführt, was die Grüne Lese nur in geringem Umfang nötig machte. Dann folgten optimale Wetterbedingungen. Das Ergebnis sind hohe Mostgewichte und feine Säurestrukturen schon während der Lese. Die Tannine beim Spätburgunder, der von der Schönwetterperiode in der zweiten Vegetationshälfte profitierte, zeigen sich fein und weich. Insgesamt sind die Erträge an der Ahr nur marginal geringer als in den Vorjahren.
VDP-RHEINHESSEN: Auch in Rheinhessen waren die Niederschläge während der Sommermonate gut verteilt, sodass die Reben auch in der Trockenphase Mitte August bis Ende September immer gut mit Wasser und Nährstoffen versorgt waren. Eine hervorragende Ausgangssituation für die Lese, die fast spätsommerlich mit viel Sonne Ende September begann. Kleine Wetterkapriolen gab es Anfang Oktober. Doch dank des Kälteeinbruchs hingen die reifen Trauben fortan "im Kühlschrank“ (Zitat: Philipp Wittmann) und die VDP-Güter konnten die Erntezeit deutlich hinaus zögern. Die kühlen Nächte im Oktober sorgten vor allem beim Riesling für eine grandiose Aromenausreifung. Die Menge der eingebrachten Weine liegt ca. 20 Prozent unter dem Vorjahr.
VDP-MOSEL-SAAR-RUWER: Nach einem milden Winter war der Austrieb regelmäßig mit gutem Fruchtansatz. Die Blüte begann an der Mosel am 8. Juni und an Saar und Ruwer am 12. Juni. Auch im Sommer bereitete die Vegetation den Rahmen für ein optimales Wachstum der Pflanzen. So konnten die Winzer in den Sommermonaten ohne Probleme Arbeiten zur Qualitätssteigerung durchführen: im Juli Trauben teilen, Grüne Lese im August und Entblätterung der Rebstöcke auf der Schattenseite. Auf den Sommer mit ausreichender Feuchtigkeit folgte ein goldener Herbst im September, von dem sich die Winzer durchaus etwas mehr Wärme und weniger Regen erhofft hatten. Der Traubengesundheit schadete dieser jedoch nicht. Zu Lesebeginn sahen die Winzer einen hochreifen Jahrgang mit sehr gesunden Rieslingtrauben. Botrytis trat nur vereinzelt auf, so dass nur sehr kleine Mengen an botrytisgeprägten Beeren- und Trockenbeerenauslesen geerntet werden konnte. Die Ernteausbeute war insgesamt deutlich geringer als im Vorjahr.
VDP-WÜRTTEMBERG: Die Württemberger starteten mit einem schlechten Austrieb, der bedingt durch den kalten Winter zudem sehr spät stattfand. Nennenswerte Einbußen wurden jedoch nicht registriert. Im Gegenteil: Rainer Wachtstetter beurteilt die Verrieselung sogar positiv: ”Die Trauben sind weniger kompakt und das Botrytisrisiko ist gemindert“. Viel Handarbeit am Rebstock musste jedoch investiert wer-den, um auf gesunde Traube im Herbst hinzuarbeiten. Und obgleich die Trauben zum Lesebeginn kerngesund waren, musste es während der Lese aufgrund des fortschreitenden Reifegrades schnell gehen, um einem etwaigen Botrytisbefall vorzubeugen. Fast alle Sorten (frühe und späte) waren Aufgrund des wüchsigen Klimas im Sommer nahezu zeitgleich reif, weswegen man bei den Rotweinsorten, bedingt durch die notwendigen Maischestandzeiten, an die Kapazitätsgrenzen kam. Auch in Württemberg gab es weniger an Menge, als in den vergangenen Jahren.
VDP-NAHE: An der Nahe hatte im Juni eine mäßige Blüte zu Verrieselungen und damit sehr lockerbeerigen Trauben geführt, weshalb die Grüne Lese nur eingeschränkt (stockweise) nötig war. Nach einem niederschlagsfreien September setzte dann Mitte Oktober nach der Burgunderlese Regen ein. Das Resultat war erste Botrytis an den Trauben. Aus Sicherheitsgründen haben die Winzer mit einer Vorlese reagiert und konnten so das Risiko einer sich schnell ausbreitenden Fäulnis minimieren. Zur Rieslinglese war es dann wieder trocken und die Mostgewichte und Säuregehalte recht hoch. Am Ende der Lese gab es teilweise schon Nachtfröste. Während dieser Zeit entwickelte sich eine schöne Edelfäule, die auch noch edelsüße Spitzen im Jahrgang 2009 möglich machte. Die Ausbeute liegt auch an der Nahe 15 Prozent unter dem Durchschnitt. C. Ladenburger, Weingut Prinz Salm, Wallhausen: ”Zum jetzigen Zeitpunkt ist von sehr gehaltvollen und langlebigen Weinen auszugehen.“
VDP-RHEINGAU: Der Rheingau erlebte 2009 einen extrem unterschiedlichen Blüteverlauf, so dass sich die Beeren während der weiteren Phasen des Wachstums ungleich entwickelten. Die feuchtwarme Witterung in den Sommermonaten bis August förderte einerseits ein sehr positiv verlaufendes Pflanzenwachstum, aber auch anderseits die Pilzkrankheit Peronospora und machte konsequenten und aufwändigen Pflanzenschutz notwendig. Letztendlich waren die Mühen von Erfolg gekrönt. Im September gab es viele trockene, warme Tage und erst Mitte Oktober Regen und teilweise Frost. Durch selektive Vorlese und konsequente Auslese erreichten die Rheingauer VDP-Winzer, dass nur gesunde und den Qualitäten entsprechende Trauben eingelagert werden konnten. Im Ertrag lag die Ernte im Rheingau deutlich unter dem Durchschnitt.
VDP-BADEN: Die Badener VDP-Winzer starteten Ende September im südlichsten Weinbaugebiet Deutschlands mit reifem und gesundem Traubenmaterial in die Lese. Der Spätburgunder zeigt eine Tieffarbigkeit und eine hervorragende Gesamtstruktur, die ein hohes Alterungspotential erwarten lässt. Die weißen Jungweine präsentieren sich mit einer verspielten Fruchtaromatik und lassen sich mit dem Jahrgang 2007 vergleichen, insbesondere die weißen Burgunder sind ausnehmend gehaltvoll und ausdrucks-stark.
VDP-FRANKEN: Die Weinlese 2009 ist zu Ende und in den Kellern der fränkischen Prädikatsweingüter reift ein Jahrgang, der die Winzer zum Schwärmen bringt. Nahezu perfekte Witterung bescherte den Wein-gütern hochreife, aromatische und gesunde Trauben. ”2009 wird sich in die großen, herausragenden Jahrgänge in Franken einreihen,“ prognostiziert Karl Schmitt (Randersacker), Vorsitzender des VDP Franken: ”Wir erwarten aromatische, sehr harmonische, feine und reife Weine.“ Vor allem vom Silvaner, der in diesem Jahr 350jähriges Jubiläum in Franken feiert, versprechen sich die VDP-Winzer Großes. Schon die ersten Kostproben im Weinberg ließen auf eine außergewöhnliche Qualität schließen: ”Noch nie hat der Silvaner als Traube so gut geschmeckt,“ sagt Karl-Heinz Rebitzer vom Fürstlich Castell´schen Domänenamt (Castell). Für den Silvaner verlief der trockene Spätsommer genau nach Maß. Die Rebsorte mag nämlich keine nassen Füße mehr kurz vor der Lese: Die Trauben konnten 2009 in Ruhe ohne Fäulnis reifen. Fazit von Dr. Heinrich Wirsching (Iphofen): ”Der Silvaner zeigt sich in seinem Jubiläumsjahr in seiner ganzen Größe.“ Aber auch was den Rotwein betrifft, scheint 2009 Großes zu versprechen. ”Hochreife, dickschalige und sehr kleinbeerige Trauben“ konnte Paul Fürst (Bürgstadt) lesen, kurzum: perfekt. ”Das könnte ein großer Spätburgunder-Jahrgang werden.“
SAALE-UNSTRUT: Die beiden VDP-Winzer an Saale und Unstrut sind mit der Qualität der eingebrachten Trauben sehr zufrieden. Die starken Winterfröste (bis - 25 Grad C ), ungünstiges und zu kaltes Wetter während der Weinblüte im Juni und ein trockener Sommer haben zu Ertragseinbußen von 50 Prozent geführt. Besonders Müller-Thurgau, Bacchus und Grauburgunder waren betroffen.
SACHSEN: Der Sommer im Elbtal war geprägt durch überdurchschnittliche Niederschläge in den Monaten Mai bis in den August. Dem der Witterung entsprechenden Krankheitsdruck konnten durch gezielte Maßnahmen entgegnet werden. Beim Spätburgunder hat sich die durch die Verrieselung entstande-ne Lockerheit sehr positiv auf die Gesundheit der Trauben ausgewirkt. Geerntet wurden geringe Erträge bei gleichzeitig hervorragender Qualität. Schon durch den extrem kalten Januar 2009 (bis - 28 Grad C ) hat es eine natürliche Ertragsreduzierung durch Frostschäden gegeben, die auch wirt-schaftlich eine Herausforderung darstellen wird.
Quelle: VDP.