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VDP: Erntebericht 2003 Archiv

Ernte Report der Prädikatsweingüter

Ein großer Ausnahme-Jahrgang gärt in den Fässern „Der aller-rarste und kostbarste Wein in diesem Seculo“

 

Als „Ausnahme-Jahrgang“ werden die Ernte-Ergebnisse des Jahrgangs 2003 charakterisiert. Bis auf die für Eiswein reservierten Parzellen, den eventuell krönenden Abschluss, sind die Trauben in allen Regionen fast vollständig eingebracht. Und erst jetzt seit der Jahrgang im Keller ist, brechen die Prädikatsweingüter (VDP) in Euphorie ob dessen Qualitäten aus.

Die seit Jahrzehnten zeitigste Lese begann im Durchschnitt drei Wochen früher mit hervorragenden Vorraussetzungen für einen großen Jahrgang. Die Weinberge waren gesegnet mit reichlich Sonnenschein und zeigten sich auch bei der Lese von ihrer besten Seite: Auffallend schöne, sehr aromatische Trauben, ein gesundes, saftiges Lesegut mit reifer Säure und extrem hohen Mostgewichten konnten gekeltert werden. Dem optimalen Qualitätsmanagement im Weinberg folgt nun die kunsthandwerkliche Arbeit der Winzer, die den „Rohdiamanten“ den letzten Schiff verleiht. Wir dürfen gespannt sein.

Die Ernteergebnisabfrage unter den Weingütern ergab selten ein derart homogenes Bild wie in diesem Jahr. Nur in wenigen Punkten unterscheiden sich die Gegebenheiten der Anbaugebiete.

„Bedeutend war absolute Ertragsdisziplin von Anfang an.“ (Zehnthof, Franken).

Sehr gesundes Lesegut wurde in allen Regionen, bedingt durch den extrem niedrigen Infektionsdruck (Oidium, Peronospora), gelesen. Dies lässt für den Jahrgang 2003 besonders reintönige Weine erwarten. In einem solch sonnenreichen Jahr war die Entblätterung nur bei Rotweinsorten zu empfehlen, beispielsweise im Rotweingebiet Ahr zur Förderung der Trauben-Verfärbung. An Mosel-Saar-Ruwer oder auch im Rheingau, wo vorwiegend sonnenbrandgefährdete Weißweinsorten angebaut werden, waren nur gemäßigte Entblätterungsmaßnahmen sinnvoll und eine regelmäßige Laubarbeit erforderlich. Um der Trockenheit entgegen zu wirken, wurde eine sehr frühe „Grüne Ernte“ durchgeführt. Diese Maßnahme der Ertragsdisziplin begann schon im Juli.

„Besonders warme und sonnenstundenreiche Vegetationsperioden führten zu reifem Traubenmaterial mit ungewöhnlich hohen Mostgewichten.“ (Karl Schäfer, Pfalz)

In manchen Regionen von Baden, Franken, Württemberg und der Nahe hat sich der für edelsüße Weine erwünschte Edelpilz Botrytis nur sehr vereinzelt auf den Trauben niedergelassen. Andere Gebiete wie Mosel-Saar-Ruwer, Mittelrhein und der Rheingau verzeichnen eine hochkonzentrierte, sehr klare und reine Botrytis. Liebhaber edelsüßer Weine kommen in diesem Jahr voll auf ihre Kosten. Durchschnittlich wurden ungewöhnliche 7 % der Gesamternte an edelsüßen Weinen mit rekordverdächtigen Ergebnissen geerntet. An der Nahe erreichten VDP-Mitglieder wie Kruger-Rumpf und Schlossgut Diel mit jeweils 250° Oe die höchsten Werte der Gutsgeschichte, im Weingut Schäfer-Fröhlich waren es sogar 280° Oe. Zu weiteren Musterexemplaren zählen zwei Trockenbeerenauslesen mit jeweils über 300 °Oe aus dem Rauenthaler Baiken und dem Steinberg der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach. Gleich drei Trockenbeerenauslesen konnte das Weingut Schloß Vollrads einbringen, eine davon mit 302 °Oe und knapp 16 Promille Säure. Bis dato in Hessen noch nicht erreichte Werte. Einen weiteren Rekord gab es auch bei den Roten. Das Weingut Schloss Sommerhausen erntete in der Lage Eibstadter Kapellenberg eine Spätburgunder Trockenbeerenauslese mit 273 °Oe.

 

„Der Wasserhaushalt war 2003 der entscheidende Faktor im Weinberg.“ (Dr. Deinhard, Pfalz).

Von Juni bis September lag die durchschnittliche Regenmenge unter der Hälfte des langjährigen Mittels. Diese Dürrephase konnten Reben, die auf mittelschweren und schweren Böden mit reichlich Humusgehalten und hoher Wasserspeicherkapazität gründen, sowie alte Rebanlagen mit gut entwickelten Wurzelwerk gut überstehen. Hier wurden ausgewogene Erträge mit sehr hohen Qualitäten erzielt. Rebanlagen auf leichten, steinhaltigen Böden erbrachten ob der langen Trockenphase deutlich geringere Erträge.

Letzteres trifft auch für die Steillagen an Nahe und Mosel-Saar-Ruwer mit ihren flachgründigen, skelettreichen Verwitterungsböden zu. Durch gezielte Maßnahmen, wie sehr starkes Ausdünnen oder Strohabdeckungen der Böden, konnten dort große Schäden verhindert werden. In Gebieten mit eher schweren Böden wie Franken, Pfalz oder auch Baden gab es nur vereinzelt Mängel durch die Trockenheit. Top-Lagen waren teils im Nachteil, da die Temperaturen in den steilen Südlagen im Juli und August zu hoch waren.

„Bezeichnend ist sicherlich, dass der Lesetermin sich in diesem Jahr nicht nach dem Mostgewicht, sondern nach dem Säurewert gerichtet hat.“ (Schlossgut Istein, Baden).

Die lange Hitzeperiode führte früh zu einer hohen Traubenzucker Bildung und zu einem Abbau der Fruchtsäure und bestimmte dadurch den frühen Lesetermin, um den „typisch deutschen“ Weißweincharakter zu bewahren. Insbesondere bei Rebsorten mit niedriger Mostsäure, wie beispielsweise den weißen Burgundersorten erwies sich eine rechtzeitige Lese als sehr positiv. 2003 konnten stabile und sehr harmonische Säurewerte erzielt werden. Beim Riesling liegt der Durchschnitt der Säure bei 8 g/l. Das gute Wetter, die reifen Trauben und die niedrige Fäulnis förderte ohnehin in allen Regionen einen zügigen, unkomplizierten Ernteverlauf. Hoher Lesedruck herrschte in der Pfalz, wo viele Sorten kurz nacheinander reif wurden. An der Nahe war die Entwicklung der Trauben sehr unterschiedlich. Hier war es umso wichtiger eine selektive Lese durchzuführen. Die Rotweintrauben gelten als die absoluten Gewinner des Jahrgangs, denn nur selten werden ihnen so optimale Wachstumsbedingungen gewährt.

Dies untermauert auch die Statistik des Geisenheimer Wetterdienstes, der in der Sonnenscheinstundenanalyse für das Jahr 2003 feststellt, dass es im gesamten zwanzigsten Jahrhundert noch nie eine so sonnige erste Jahreshälfte gab, die mit 1140 Stunden den Normalwert um 300 Stunden übertraf. Ein Wert, der ansonsten erst Ende August erreicht wird. Und auch der Deutsche Wetterdienst in Offenbach misst 5,3° C über dem im Juni typischen Durchschnittswert von 15,4°C. Ende September wurde der Sonnenscheinstunden-Rekord für den Zeitraum Januar bis September aus dem großen Weinjahrgang 1921 geknackt.

Michael Prinz zu Salm-Salm: „Wir haben alle unsere Archive analysiert und finden keinen Jahrgang der letzten Jahrhunderte, der sich auch nur annähernd mit dem diesjährigen vergleichen lässt. Wir müssen zurück gehen bis ins Jahre 1540 um vergleichbare Wetterdaten finden. Ich zitiere Konrad Caspar Häulen der zum Jahrgang 1540 folgendes sagte: „Der aller-rarste und kostbarste Wein in diesem Seculo. War ein Haupt-Wein gewachsen, dergleichen man wenig gehabt. Der Sommer war so heiß, dass alles vor Hitz hätte verschmachten müssen,... Jedoch der Wein war so köstlich und stark an allen Orten, dass man bei Menschen Gedenken dergleichen nicht gehabt hat."“ Prinz Salm wollte sich zwar auf die letzte Aussage noch nicht festlegen, da der Jahrgang noch in den Fässern reifen müsse. Doch habe man in seiner Generation und der seiner Väter zwar ähnliche Jahre erlebt, doch keines mit den Extremen wie 2003.

„Der Jahrgang bietet uns neue und spannende Herausforderungen im Bezug auf unserer Terroirs. Wir durften 2003 die Güte und den Charakter unserer Weinbergslage in einer Extremsituation kennenlernen, und nun wird die Jahrgangsqualität dem handwerklichen Können unserer Winzer weitere Herausforderungen stellen.“ (Michael Prinz zu Salm-Salm, Nahe)

 

Quelle: VDP. Die Prädikatsweingüter

www.vdp.de

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