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Gault&Millau WeinGuide Deutschland für 2012

Jahrgang 2012: Viele gute Weine, aber kein Jahrhundertjahrgang.

MAINZ. Nach dem fast zu warmen Jahrgang 2011 brachte 2012 eine gewisse Erholung. Vor allem die Rieslinge hatten ein bisschen weniger Alkohol, dafür mehr Frische – eine erfreuliche Entwicklung.

Gault&Millau 2014 Cover

Die 13 deutschen Anbaugebiete im Überblick:


Ahr: Jahrgang 2011 brachte viel Alkohol


Die Verkostungs-Bilanz zeigt: 2011 und 2012 sind zwei Jahrgänge, die als »hervorragend« eingestuft werden können. Der 2012er war sogar »besser als der gefühlte Sommer«. Bei ihm zeigten sich indirekte, positive Auswirkungen eines schlechten Blütewetters. Hier wurde die spätere Erntemenge bereits deutlich reduziert.

 

Im quantitativ und qualitativ optimalen Jahr 2011 wurden rund 47.000 Hektoliter eingebracht, 2012 waren es lediglich 35.000 Hektoliter. Die Winzer konnten sich damit einiges an ertragsreduzierenden Maßnahmen ersparen und am Ende sehr gute Qualitäten einfahren. Was der 2012er kann, wird sich erst im nächsten Jahr deutlich zeigen. Im Mittelpunkt stand bei den Verkostungen in diesem Rotweingebiet der Jahrgang 2011, der einen rekordverdächtig frühen Austrieb erlebt hatte und von einem Herbst mit idealen Bedingungen profitierte. Dieser verführte offenbar in manchen Betrieben zur Ausreizung bei der Reife und damit zu Weinen, die im Alkoholgehalt übertrieben hoch waren (14,5 bis 15 Prozent Alkoholanteil). Im Gegensatz zu 2010 gibt es 2011 dagegen wieder reichlich »Große Gewächse« der VDP-Betriebe, einige allerdings ebenfalls mit etwas viel »Prozent«.


Baden: 2012er Weißweine brillieren mit der Grauburgunderrebe


Das aktuelle Jahrgangsdoppel ist in Baden eine ganz wunderbare Kombination. Die etwas schlankeren und säurebetonteren 2012er Weißweine brillieren ganz besonders mit der Grauburgunderrebe. Die 2011er Spätburgunder fallen nicht ganz so feingliedrig aus wie die 2010er, aber mit etwas mehr Wucht sind sie Kandidaten für eine lange, positive Entwicklung.

 


Franken: Ein Jahr mit reintönigen, animierenden Weinen


2012 ist bei allen Rebsorten ein Jahr mit reintönigen, animierenden Weinen. Saft, Fülle und Struktur vereinen sich auf das Beste. Vereinzelt sind die Alkoholwerte relativ hoch. Doch bleibt das die Ausnahme. Brillante Rieslinge und saftige Silvaner sind keine Seltenheit. 


Hessische Bergstraße: Ideale Bedingungen auch für den Jahrgang 2012


Für die Winzer an der Hessischen Bergstraße brachte der Jahrgang 2012 nahezu ideale Bedingungen. Die Jungweine strotzten nach Beobachtung der Redaktion des Gault&Millau WeinGuide vor Kraft, zeigten dabei eine feine Frucht mit harmonischem Süße-Säure-Spiel. Dazu kommen Rotweine, die in dieser Konzentration lange nicht erreicht wurden.

 

Alles in allem haben die Bergsträßer Weingüter mit Ausnahme einiger weniger Weine gezeigt, dass die Hessische Bergstraße auch in diesem Jahr wieder einmal einen veritablen Aufwärtstrend zu verzeichnen hat.


Mittelrhein: Stabile Verhältnisse


Aufgrund des trockenen Herbstwetters gab es 2012 am Mittelrhein kaum Edelfäule Botrytis, so dass praktisch keine edelsüßen Weine hergestellt und angestellt werden konnten. So darf man sich nicht wundern, wenn 2012 einige Spitzenweine mit ihren hohen Bewertungen fehlen. »Insgesamt sehen wir den Jahrgang 2012 in Bezug auf Frucht, Mineralität und Potenzial etwa auf Vorjahresniveau«, urteilt die Redaktion.

 


Mosel: Erträge um 25 Prozent niedriger als im Vorjahr


Der Jahrgang 2012 wird wie 2010 oder 2008 zu den eher kühlen Jahren gezählt. Die Erträge mit einem Gesamtvolumen von etwa 750.000 Hektolitern waren um 25 Prozent niedriger als im Vorjahr. Dem heißen August schlossen sich bei moderaten Temperaturen zwei feuchte Monate an. Der goldene Oktober 2012 ließ – typisch für den Jahrgang – die Trauben perfekt und gesund am Stock reifen, so dass nur sehr wenig Edelfäule entstehen konnte.


Nahe: Es gibt wieder Eiswein


Das Anbaugebiet Nahe bleibt eines der großen Allrounder in Deutschland. Riesling in allen Spielformen – Literwein, fruchtsüßer Kabinett, süße Spätlesen, edelsüße Spitzen, trockene Gewächse – ist hier zu Hause und gehört jeweils zu Deutschlands absoluter Spitze.

 

2012 war für die Nahe ein sehr gutes, wenn auch kein herausragendes Jahr (im Gegensatz zu 2011). In vielen anderen Gebieten war es vor allem für Kabinette und Spätlesen prädestiniert. Ab Auslese aufwärts wurde es oft nur fülliger, aber nicht besser. Die gute Nachricht für alle Fans von edelsüßen Rieslingen: Es gibt wieder Eiswein.


Pfalz: »Eine gute Entwicklung« - Holz anstatt Edelstahl


Holz erlebt generell das große Comeback in der Pfalz. Nicht nur die Barriques, sondern noch größere Gebinde zwischen 500 und 1.200 Litern (das traditionelle Stückfass-Maß in der Pfalz) werden angeschafft. Holzeinfluss ja, aber nicht zu derb: In dieser Richtung konnte die Redaktion eine große Zahl vor allem an elegant gemachten weißen Burgunderweinen und Rieslingen probieren. Offenbar möchten viele Winzer weg von der Neutralität des Edelstahls, um den Weinen ein individuelles Gesicht zu geben. »Eine gute Entwicklung«, findet Gault&Millau-Chef Joel B. Payne.


Rheingau: Klassischer und guter Jahrgang


Neben einigen Spitzenweinen gibt es mit dem Jahrgang 2012 im Rheingau eine Fülle an trinkanimierenden bis hin zu komplexen Weinen mit facettenreicher Frucht. Der Jahrgang 2012 kann als sehr klassischer und guter Jahrgang bezeichnet werden, in dem es für die Winzer vor allem darum ging, beim Kampf um Reife nicht die Nerven zu verlieren. Er liegt qualitativ auf Augenhöhe mit dem Vorjahresjahrgang und lässt sich zwischen dem kühlen 2008er und dem schmeichelnden 2011er einordnen, wobei die Säurestruktur geschliffener ist. Quantitativ liegt der Jahrgang rund zehn Prozent unter dem zehnjährigen Schnitt – in manchen Gemeinden kam es aufgrund von Verrieselungsschäden zu Ernteeinbußen. »Ein kühler Sommer und geringe Niederschläge sorgten für einen verzögerten Reifeprozess der Trauben«, beobachtete die Redaktion.


Rheinhessen: Spitzengewächse verfügen über ein bemerkenswertes Lagerungspotential


Rheinhessen ist eines der dynamischsten Anbaugebiete in Deutschland. Aktuell hat sich der Wettbewerb unter den rheinhessischen Winzern derart verschärft, dass die Verkoster des Gault&Millau mit ihrem Chefredakteur Joel B. Payne selbst bei den »empfehlenswerten Betrieben« wesentlich stärker als sonst aussortieren mussten und gleich einige Betriebe für diese Ausgabe des Gault&Millau nicht berücksichtigen konnten. Dieses bedingt auch die Vielzahl von spannenderen Neuanstellungen einer jungen, engagierten Generation, wie etwa Lisa Bunn aus Nierstein.

 

Aber auch die etablierte Garde zeigt, wozu das Gebiet inzwischen fähig ist. Die Gault&Millau-Redaktion wählte den jungen Winzer Philipp Wittmann aus Westhofen zum »Winzer des Jahres«, das Fünf-Trauben-Gut Keller aus Flörsheim stellt mit seinem G-Max 2012 den besten trockenen Riesling des Jahrgangs und stellt gleichzeitig mit dem zehn Jahre reiferen 2003er G-Max den Sieger der höchst renommierten Bernhard-Breuer-Trophy. Damit ist klar, dass rheinhessische Spitzengewächse inzwischen über ein bemerkenswertes Lagerungspotential verfügen. Dass das Sekthaus Raumland fast alljährlich den Sieger in der Kategorie »Bester Winzersekt« stellt, gehört auch zu diesem Leistungsbeweis.


Saale-Unstrut: »Prägnante Säure, Frische, viel Mineralik und moderater Alkoholgehalt«


»Die Weißweine an Saale und Unstrut glänzten 2012 mit prägnanter Säure, Frische, viel Mineralik und einem moderaten Alkoholgehalt«, urteilt Matthias Dathan, der unter Leitung von Chefredakteur Joel B. Payne die Weine des Anbaugebietes testet. Selbst Süßweine bis zum Eiswein seien in diesem Jahr eingebracht worden.

 


Sachsen: Bewegung in der Region


In die Region Sachsen ist Bewegung gekommen. In den letzten Jahren haben einige Winzer neue Betriebe gegründet; manche fangen an, ihre Trauben selbst zu vinifizieren. Mengenmäßig liegt der Jahrgang zwar unter dem von 2011, aber man konnte in allen Qualitätsstufen gute Ergebnisse einbringen. »Die Weine weisen eine sehr mineralische Säure auf, die prägend, aber nicht störend ist«, berichten die Verkoster. Dazu kommen sehr gute Extraktwerte und eine nicht zu hohe Alkoholausbeute.

 

Der Weinbau in Sachsen erlebte in den letzten Jahren zwar eine Renaissance, doch nur der Jahrgang 2008 füllte zuletzt die Keller. 2009 und 2010 gab es nur geringe Erntemengen. Die Erträge in den Jahren 2011 und 2012 haben nun die Situation etwas entspannt.


Württemberg: Die Jugend rückt nach


Es wird Zeit, sich an die neuen Gesichter Württembergs zu gewöhnen: »Junge Weinmacher wie Christian Dautel, Felix Adelmann, Markus Drautz oder Hansjörg und Matthias Aldinger haben in ihren Familienbetrieben das Ruder übernommen und setzen immer deutlicher ihre Handschrift durch«, sagen Frank Kämmer, verantwortlich für das Anbaugebiet Württemberg, sowie Joel B. Payne.

 

Nicht selten weicht diese neue Linie ganz erheblich von der ihrer großen Väter ab. Mussten sich diese vor zweieinhalb Jahrzehnten mit oft wuchtigen und holzlastigen Rotweinen vom damals weit verbreiteten Image der Württemberger als belanglose, dünne »Weinchen« abheben, so strebt die junge Generation die Finesse und Eleganz als neues Ziel an. Die nächste Evolutionsstufe des Württemberger Rotweins steht mit merklich feiner dosiertem Holz und feinkörnigerem, reiferem Tannin in den Startlöchern – »Württemberg 2.0« sozusagen.

 

 

Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2014
21. Jahrgang, 1008 Seiten
ISBN: 978-3-86244-488-5, Christian Verlag, München

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8. November 2013

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